Wie meinen?

Sojemand, Samstag, 02.12.2017, 00:04 (vor 2337 Tagen) @ Mandarin2471 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 02.12.2017, 00:25

Märchen? Schau mal hier:

https://www.evergabe-online.de/tenderdocuments.html?4&id=180133

Zufällig rausgepickt von hier:

http://www.service.bund.de/Content/DE/Ausschreibungen/Suche/Formular.html?nn=4641482&am...

Und jetzt schau dir an, wie man sein Angebot abgeben muss:

https://www.evergabe-online.de/tenderdocuments.html?4-IResourceListener-documentsTableC...

Du wirst feststellen, dass sie Preise für vordefinierte Arbeitsschritte haben wollen. Wäre ich ein skrupelloser Unternehmer, böte mir diese Art des Aufbaus eines Angebotes Angriffsstellen en mass. Ist nur eine Kleinigkeit vor Ort nicht so, wie im Angebot beschrieben, kann ich praktisch meine gesamte Kalkulation während den Arbeiten umwerfen und de facto nach Gusto Stunden abrechnen, solange bis die Arbeiten abgeschlossen sind (völlig legal und bei entsprechend guter Argumentation meinerseits vor jedem Gericht wasserdicht). Endpreis dann natürlich um den Faktor 2, 3, 4 etc. über dem Angebot.

Die Argumentation ginge in etwa so: Gegebenheit X war nicht so, wie in der Ausschreibung angegeben, woraufhin Schritt Y nicht wie angeboten ausgeführt werden konnte, woraufhin die laufenden Kosten weiter anfielen, Schritt Z anders ausgeführt werden musste und alle nachfolgenden Schritte Verzögerungen erlitten. Neue Kosten wegen Planungen, Aufwand und zusätzlicher Mannstunden fallen an. Endtermin ist nicht mehr einzuhalten, Endpreis kann nur schätzungshalber abgesehen werden.

Glaubst du, sowas wäre nicht täglich Brot eines jeden Bauunternehmers, der sich mit staatlichen Aufträgen gut hält und entsprechend skrupellos mit einem guten Schluck krimineller Energie arbeitet?

Es ist ein Gesetz des Kapitalismus, dass du aus deinen Möglichkeiten so viel raus holst wie du kannst. Die Einen machen das in ehrlicher Weise und kalkulieren gewissenhaft und bescheißen die Kunden nicht, die Anderen ziehen sie über den Tisch wo es nur geht. Dummerweise bekommen bei solchen Ausschreibungen meist die Günstigsten den Zuschlag, womit sich naturgemäß die Wahrscheinlichkeit dramatisch erhöht, damit einen solchen Betrüger anzuheuern. Siehe BER, Stuttgart 21, etc.

Das ist die Wirklichkeit, wie sie sich jeden Tag auf zig Baustellen der Republik abspielt. Alles ganz normal. Traurig, ja, aber normal.

Edit: Bei Großaufträgen wie dem BER ist das sogar noch einfacher, da hier viele Gewerke parallel arbeiten und Verzögerungen schon auftreten können, wenn ein Gewerk ein Anderes blockiert. Ganz banal z.B. Arbeiten auf Gerüsten, während drunter eigentlich ein Rohr verlegt werden müsste. Arbeitsschutz sagt, es kann aber nur einer arbeiten und schon haste Verzögerung drin. Muss ein Gewerk Vorarbeiten leisten, ohne die du selbst nicht Hand anlegen kannst und sind diese Vorarbeiten nicht oder nicht korrekt ausgeführt worden, haste praktisch einen Blankocheck bekommen. Sowas kann sich raz faz zu Inkompetenz-Orgien ausweiten, die den Preis zum Mond treiben.


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