Nachteil oder begleitendes Phänomen?

Kosh, Mittwoch, 29.11.2017, 16:54 (vor 2340 Tagen) @ Tempranillo3965 Views

- Man handelt sich aber den Nachteil ein, von einer Definition auszugehen, die mit den nachprüfbaren Tatsachen in krassem Widerspruch steht.

Das halte ich durchaus nicht für einen Nachteil, sondern für ein jede Demokratie begleitendes typisches Phänomen, dass formale und inhaltliche Aspekte ungern unterschieden werden. Meines Erachtens weil viele Demokraten mit dem Begriff Demokratie eher zufällig zurecht kommen, was auch erklären würde, warum die Direkte Demokratie in der Schweiz so gut funktioniert: Den Geisterbahndemokraten steht ein ausgleichendes Moment an Gegengeisterbahndemokraten gegenüber. Im Mittel kommt trotzdem eine vernünftige Lösung zustande, zumal man als Stimmbürger meistens eh nur die Wahl zwischen Ja und Nein hat.

- Demokratie und Demokraten haben sich von jeher als Träger bestimmter Werte verstanden, beispielsweise, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Antimonarchismus und Antiklerikalismus …

… und als da wären von viele weitere Werte - Inhalte - die man munter in den Eimer füllen kann. Basierend auf dem Stimm- resp. Wahlrecht jedes einzelnen Demokraten lässt sich nicht nur das inhaltliche Regelwerk aufblähen, sondern auch die demokratische Regierungsform verunstalten bis zum formalen, inneren Widerspruch, z.B. bei Abwesenheit des Frauenstimmrechts, was ironischerweise längst nicht alle Frauen gestört hat. Mir sind mehrere Begegnungen in Gedächtnis, bei denen Frauen allen Ernstes und nicht ohne eine Spur Stolz erklärten, dass man den eigenen Mann jetzt halt 2x abstimmen lasse.

Ich bin auch nicht der erste, dem aufgefallen ist, dass MASSEn auf urdemokratischem Weg z.B. durchaus Könige beauftragen könnten, um sich von ihnen regieren zu lassen. Selbst eine dynastische Monarchie ist nicht auszuschliessen.

Mein Lieblingsbeispiel ist die aus der Luft gegriffene Behauptung, die Todesstrafe sei nicht demokratisch. Todesstrafe kann überhaupt nicht undemokratisch sein, nur die Art und Weise wie sie (formal) beschlossen wird. Aus diesem Grund gibt es heute jede Menge lupenrein demokratische Staaten, in den US auch Bundesstaaten, welche die Todesstrafe PRaktizieren oder nicht.

- Der Zielpunkt sämtlicher demokratischer Werte wäre in Globalismus/Antinationalismus zu verorten.

Nach deren PRopaganda zu urteilen, könnte man meinen. Trotzdem bleiben diese Werte nichts als veränderliche, von der MASSE geduldete Inhalte, die veränderten Interessen geschuldet sind.

- Daß die Demokratie in ganz extremer Weise inhaltlich aufgeladen ist, wird von den Demokraten jeden Tag unterstrichen, indem sie mit fast schon religiöser Inbrunst und Feierlichkeit im Stil eines permanenten Kyrie eleison demokratische Werte und westliche Wertegemeinschaft beschwören.

Es mag gewöhnungsbedürftig klingen, aber solange diese Demokraten entweder die Mehrheit der MASSE stellen oder als Minderheit von der Mehrheit der MASSE geduldet werden, ist dagegen aus demokratischer Sicht wenig einzuwenden:

- … religiöse Dimension der Demokratie …
… dogmatische und von der Wirklichkeit abgehobene Definition …

In Demokratien geht es nicht darum, welche Werte vertreten werden, sondern ob sie formal den Ansprüchen einer Demokratie gerecht werden. An der MASSE liegt es, wie eine Demokratie für oder gegen ihre moralischen, ethischen und anderen Wunschkonzerte aufgestellt ist.

Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh

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PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.


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