In der Wüste der Zeichen

Ostfriese, Samstag, 25.11.2017, 17:29 (vor 2341 Tagen) @ Rybezahl7977 Views

Hallo Rybezahl,

der Satz:

... Wenn das
mal kollektiv klar wäre.

ist sehr schön formuliert: Vielleicht kann das im Zeitalter der Simulation kollektiv gar nicht klar sein.

Der Ausgangspunkt ist die Einsicht von Ferdinand de Saussure, dass sich die inhaltliche Deutung des Zeichens – das Signifikat – nicht vom Gegenstand her denken lässt, sondern sich in einer ausgedehnten und willkürlichen Abfolge der Abgrenzungen des Signifikantes zu allen anderen erschließt. Sie ist für die gegenwärtigen Betrachtungen essenziell. Der Signifikant (=Ausdrucksseite) bildet das Signifikat (=Inhaltsseite) eines Zeichens nie vollständig ab – die Zeichen gehen immer der Körperlichkeit voraus. Die Konkurrenz der Zeichen zu anderen Zeichen führt zu ihrer Relativität. Das bedeutet, dass der Sinn und die Deutungen der Sprache immer instabil bleiben. Die Zeichen haben keine außerhalb ihrer selbst liegenden Bezugspunkte mehr – der endlose Verweis aufeinander formt die Hyperrealität. Kommunikation erzeugt vielfache Fehldeutungen, weil die Bezugssysteme, die trotzdem gesucht und benötigt werden, unterschiedlich sind – sie ist oftmals ein 'Aneinander-Vorbeireden'.

Die Vertreter der Tauschökonomie – von wegen von 'gleich auf jetzt' – können auf der Grundlage ihrer Referenzsysteme von den Anhängern debitistischer Deutungsversuche mit der Machttheorie nur sehr schwer beeindruckt und umgestimmt werden. Das gilt nicht nur für die vielen User und Leser des Forums, sondern auch für das 40-jährige MdB Dr. Linnemann: "Mir ist jedenfalls kein Beispiel auf diesem Globus bekannt, wo Verschuldung zu Wachstum und Beschäftigung geführt hat. Das Gegenteil ist richtig."

Jeder simuliert sich mithilfe der Zeichensysteme die Wirklichkeit zu seiner eigenen Realität, um im Hinblick auf die Deutung ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Phänomene seine eigene innere Ruhe und Gelassenheit zu finden. Wir können weder die Denkweisen von Dr. C. Linnemann noch die von LBS ändern.

Die ewigen Bestrebungen der gegenseitigen Revision von Ansichten gehen ins Leere. Ich denke, dass Modifikationen der persönlichen Sicht der Dinge nur über das individuelle Erleben von 'choc' und 'punctum' gelingen können.

Gruß â€“ Ostfriese


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