Schlussfolgerungen wie z.B. Gottesbeweis halte ich für gefährlich.

heller, Samstag, 25.11.2017, 15:06 (vor 2315 Tagen) @ Falkenauge4495 Views

Nemo hat einen Text über einen Mystiker angehängt. Meine Antwort passt aber besser hier unter das Ursprungsposting.

Zitat aus dem Text in nemos Posting unten: "Er [bzw. die auf die Erde gekommenene Seele] vergisst dabei, wer er ist und was seine ursprüngliche Aufgabe war."
Das ist m.E. eine gefährliche Vermutung. Wenn man den Leuten einredet, sie hätten einen Auftrag und weil sie sich nicht mehr an ihn erinnern, sind diese Leute dann empfänglich oder gar auf der Suche nach diesem Auftrag - und ein gefundenes Fressen für Mutti, die ihnen dann sagt, wo's lang geht. Oder viele andere Hüter der Moral, Sendungsbewusste, Religionsgemeinschaften, Esoteriker, etc.

Der kurze Text über den Mystiker ist in meinen Augen unlogisch.
Wenn die Seele eins mit dem Absoluten wäre, dann gäbe es keinen separaten Auftrag für diese Seele. Denn wer sollte wen beauftragen? Oder existiert der Auftrag selbst getrennt von dem Absoluten? Dann wäre letzteres wiederum nicht absolut.
Es hat noch nie jemand eine unveränderliche Seele "gesehen", oder "gefunden". Vielleicht kann man Seele als einen Prozess wahrnehmen, aber dieser Prozess verändert sich eben ständig und dann macht es wiederum wenig Sinn, die Seele als etwas hervorzuheben, das von den ganzen anderen Prozessen mit denen sie verwoben ist, getrennt sei.
Das Aufwachen sollte also eher darin bestehen, das Prozesshafte des eigenen Seins zu erkennen, eben genau das Fehlen eines bleibenden Ich-Kerns. Das "ich" ist eine gigantische Illussion.

Ritchies Begegnung mit Jesus als Gottesbeweis herzunehmen, ist ebenfalls unlogsich.
Die (Denk-)Muster und Gewohnheiten, die wir (unsere ichs) im Laufe der Zeit aufbauen und verfestigen, sind so stabil, dass sie über den Herz- (und evtl. auch über den Hirn-)Tod hinaus noch eine Weile weiter funktionieren. Daher die Beschreibungen der Nahtoderlebnisse mit demselben Beobachter und denselben Wahrnehmungsmustern - und natürlich denselben Göttern oder Heiligen, denen man bereits seit Kindheit "begegnet". Diese Schilderungen "beweisen" also lediglich, dass die medizinische Definition von Herz/Hirntod nicht viel taugt.

Viel logischer erscheint mir da die Vermutung, dass nach dem totalen Blackout - also im Fall, dass die Wiederbelebungsversuche eben nicht durchgeführt werden - sich die Muster reorganisieren und eine passende Wiedergeburt zusammenmischen - passend zur eigenen Vergangenheit und passend zur Geburtsumgebung. Gedächtnis ist futsch, Form ist neu und der Rucksack gefüllt mit schwierigen oder heilsamen Gewohnheiten. Und auf geht's zur nächsten Runde! Ohne Auftrag (außer man hätte sich im vorangegangenen Leben einen solchen endlos selbst vorgebetet).

Für die gigantische Liebe und das Mitgefühl braucht es keine Hilfskonstruktionen wie Gott, Allah, Manitou und wie sie alle heißen. Es ist "schlicht" der natürliche Grundzustand des Seins, wenn man die aufgesetzten Denkmuster weglässt, sozusagen die Natur des Ozeans unter den Wellen, die Natur des Raums "unter" den Geräuschen, die Natur der Leinwand hinter dem Film etc. Es gibt auch Leute, die für solche Erfahrungen nicht mal sterben müssen.

Aber dass der Ritchie von Jesus an der Hand genommen wurde, passt natürlich einer Gruppe von Leuten ganz gut, die uns anderen das dann schön als Gottesbeweis unterjubeln können, und die gigantischen Erfahrungen auch auf "nach dem Tod" verschoben haben möchten. Denn Leute, die umfassend zufrieden sind, sind schlecht regierbar.

Fazit: Die Nahtoderlebnisse sind bestimmt wunderbare Augen- bzw. Herzöffner.
Sie als Beweise zu instrumentalisieren, halte ich für gefährlich.

Ich merk schon - es geht auf Weihnachten zu.
[[zwinker]]
Schönes Wochenende,
Heller

Viele Menschen kamen zu einem Mystiker und fragten ihn, was das Leben ist
und
welchen Sinn es hätte. Der Mystiker sagte ihnen, dass sie ihre eigene
Situation
nicht erkennen können und daher auch die Antworten nicht verstehen
würden.
Er beschrieb die Situation des Menschen so:

Die Seele des Menschen ist eins mit dem Absoluten und im Zustand
höchster
Vollkommenheit. In diesem Zustand gelangt sie auf den Planeten Erde und
wird
in die Umstände hinein geworfen, die dort vorherrschen. Im Laufe seines
Lebens
identifiziert sich der Mensch mit all den Vorstellungen und negativen
Zuständen
der Erdbewohner, bis er selbst in diese Illusionen und negativen Gefühle

verstrickt ist.

Er vergisst dabei, wer er ist und was seine ursprüngliche Aufgabe war. In
dieser
Selbstvergessenheit lebt er vor sich hin und hat keine Chance, jemals aus
seiner
Hypnose zu erwachen. Die einzige Möglichkeit, seine Lage zu erkennen,
besteht
darin, dass irgendetwas ihn aufweckt und ihn an seine eigentliche Aufgabe

erinnert. Damit wird seine Situation jedoch noch komplizierter als vorher,
denn
er kennt nun seine eigene Lage und er erkennt damit auch die Situation,
in der sich die gesamte Menschheit befindet.

Gruß
nemo


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