Mode

Ostfriese, Montag, 20.11.2017, 08:46 (vor 2321 Tagen) @ nemo7188 Views

Hallo nemo

Der Ausgangspunkt ist die
Semiotik,
die Lehre der Zeichen und Symbole und deren Deutung.


So ist es, wie Baudrillard am Beispiel der Mode in seinem Hauptwerk 'Der symbolische Tausch und der Tod' ausführt. Die Mode genießt für ihn eine Sonderstellung, weil sie sich wegen ihres Verlustes jeglicher Referenzpunkte in einem Rausch der Signifikanten befindet. Sie gewinnt heute ihren Sinn nur dadurch, dass sich ihre Ausdrucksweise nur von jener des Vorjahres (oder noch früheren Zeitpunkten) abhebt – aus sich selbst heraus ist sie weitgehend bedeutungs- und zwecklos. Das steht im Gegensatz zur Renaissance, in der die Mode die festgefügte Formensprache einer Kasten- und Feudalgesellschaft imitierte und von der Person abhängig und wenig deutungsfähig war. Signifikant und Signifikat standen in direkter Beziehung – die Zeichen waren präzise und hatten eine eindeutige Korrespondenz mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit.

In der heutigen Mode gilt, dass das Bezeichnete (das Signifikat) verschwindet und das Bezeichnende (das Signifikant) nur noch frei flottierend ist. Am Ende dieser unerhörten Emanzipation unterliegen sie einer irrwitzigen Wiederholung, einem Wechselspiel und der Wiederaufnahme aller Formen. Auf Seite 158 ist zu lesen: "Die Unterscheidung von Bezeichnetem und Bezeichnendem, von Signifikat und Signifikant, wird genauso abgeschafft wie der Unterschied der Geschlechter, …" Die Zeichen der Mode haben keine innere Bedeutung mehr und werden für grenzenlose Beliebigkeit, Anordnung und Kombinatorik – und damit für uneingeschränkte Kommunikation – frei.

Die Mode unterliegt heute in ihrer Formensprache auch nur noch der Beliebigkeit des Ästhetischen und ihrer "Überschreitung" – in ihr vollzieht sich der Umsturz aller Werte wohl am radikalsten. Selbst der Körper ist in seiner Identität, in seinem Geschlecht und seiner Einstellung zum Material zur Mode geworden.

Gruß â€“ Ostfriese


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