Weil Du Zola erwähnst: wem gehört 'das Kapital' ?

Weiner, Freitag, 03.11.2017, 19:04 (vor 2359 Tagen) @ Tempranillo2323 Views

Hallo Tempranillo!

Vor ein paar Tagen kam eine Verfilmung des GERMINAL von Zola nachts im TV. Ich habe nur die ersten Minuten sehen können: ein neu ankommender Arbeitssuchender fragt vor der Fabrik einen alten, kranken Arbeiter nach den lokalen Verhältnissen:

»Das Bergwerk gehört also Herrn Hennebeau?«

»Nein,« erklärte der Alte, »Herr Hennebeau ist nur der Generaldirektor; er wird ebenso bezahlt wie wir.«

Der junge Mann wies mit einer Handbewegung in die unermeßliche, dunkle Ferne hinaus und fragte weiter:

»Wem gehört denn all dies?«

Doch der Alte ward jetzt von einem neuen, dermaßen heftigen Anfall ergriffen, daß er nicht zu Atem kommen konnte. Als er endlich ausgespien und den schwarzen Schaum von seinen Lippen weggewischt hatte, sprach er in den wieder schärfer gewordenen Wind hinaus:

»Wie? Wem all dies gehört? Man weiß es nicht; es gehört Leuten.«

http://gutenberg.spiegel.de/buch/germinal-1256/1 (Markierung von mir).

Passend dazu darf ich noch einen Literaturhinweis nachlegen, um eine grundlegende Problematik unserer Zeit aufzuzeigen, die für viele der gegenwärtigen Übel die eine Ursache ist: Anonymität, Konzentration, freie Schöpfbarkeit & Beweglichkeit des Kapitals. Die andere Ursache wäre nach meiner Auffassung 'die Waffe', hier verstanden als Symbol für potentielle physische Unterdrückung. Wie seit eh und je (Zucker-) Brot und Peitsche eben.

Volker Arends, Die Offenlegung von Aktienbesitz nach deutschem Recht, ursprünglich eine Dissertation, Bayreuth 2000 (Gabler Verlag), heute bei den Springer Fachmedien in Wiesbaden.

Émile Zola hat eine Zeitlang unter den belgischen Bergwerksarbeitern gelebt und dabei auch die gewaltsame Niederschlagung eines Streiks erfahren. Wenn man Zola in diesem Zusammenhang erwähnt, sollte man auch Charels Fourier nicht übersehen (der Zola wohl beeinflußt hat). Fourier wird zu den Frühsozialisten gezählt, jedoch war er scharfer Gegner eines vereinheitlichenden Staates. Er hat früh auch die notwendige Änderung in der gesellschaftlichen Stellung der Frau erkannt. Sein soziales Modell war wie für Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch und für den (hierbei völlig unbekannt!) Rudolf Diesel vor allem die Genossenschaft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Fourier
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_Raiffeisen
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Schulze-Delitzsch
http://www.ingenieur.de/Panorama/Am-Rande/Die-Utopie-Solidarismus-Rudolf-Diesel
https://de.wikipedia.org/wiki/Genossenschaft

Wünsche allseits ein sonniges Wochenende!

Weiner


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