Auftragsschreibe?

nereus, Montag, 30.10.2017, 08:03 (vor 2369 Tagen) @ D-Marker2589 Views

Hallo D-Marker!

Etwas spät meine Antwort, aber was soll’s?
Die Idee dazu kam mir wegen des aktuellen Interviews von Ken Jebsen mit Patrick Baab.

Du schreibst: Denke eher, Barschel war nicht verwickelt, sondern hat davon erfahren und wollte aufklären.

Mein Gefühl sagt mir das auch, aber es bleiben die Reisen in die DDR und die CSSR.
Baab stellt klar und deutlich die Verwicklung Barschels in Waffengeschäfte in den Raum, die auch über den Ostblock liefen.

Stellvertretend @nereus (U.A.) könnte sicher auch noch Einiges ausgraben.

Ehrlich gesagt, der Herr Baab „gefällt“ mir nicht, denn er versucht die Barschel-Story neu zu erzählen und da bekomme ich ein komisches Gefühl.
Ich mache diesen Eindruck an mehreren Kleinigkeiten fest.

Einmal soll sich Barschel im Hotel Neptun (Rostock-Warnemünde) mit Waffenhändler Schreiber (oder Schneider) getroffen und über Waffengeschäfte gesprochen haben.
Angeblich hat das eine ahnungslose Ferienkraft aus Eisenach der Polizei und Stasi berichtet.
Das halte ich für absurd.
Wenn das Neptun der Top-Treff der westlichen VIPs gewesen war, dann war die Bedienung keine Ferienkraft, sondern eine im Sold der Stasi stehende Kellnerin die unmittelbar Bericht nach ganz oben erstattet haben dürfte.

Ebenso strickt Baab die völlig neue Legende, daß Barschel im Hilton verabredet war und dort ggf. auch getötet wurde und später ins Beau Rivage umgelagert wurde.
Bei Wolfram Baensch wird die Geschichte ganz anderes erzählt.
Dort soll Barschel eher mit Widerwilllen in das teure Quartier eingezogen sein, aber der Kontaktmann wollte es wohl so.

Es gibt noch mehr solche Merkwürdigkeiten, die mich bei Patrick Baab vorsichtig werden lassen.
Da ich sein Buch noch nicht gelesen habe, halte ich mich vorerst zurück.
Zur Zeit riecht das Werk jedoch für mich nach Auftragsarbeit.
Kaum mehr zu leugnende Tatsachen werden mit Halbgarem aus der Schattenwelt der Dienste vermischt.

Nach menschlichem Ermessen, Jahre danach und unter Berücksichtigung allem, was inzwischen geschrieben wurde, ist die Version von Ostrowski in sich schlüssig, damals zeitnah und wird durch heutige bestätigte Fakten, welche unmöglich so erfunden sein können, mehr als glaubhaft und bewiesen.

Das sehe ich ähnlich, obwohl ich mittlerweile die Motive von Ostrowski in Frage stelle.
Der Mann wäre längst unter der Erde.
Da wurden kleinere Lichte wegen viel geringerer Dinge aus dem Weg geräumt.
Ich habe eher den Verdacht, daß sein Buch ein Warnschuss an westliche Politiker gewesen war, nach dem Motto: Schaut her, was wir mit euch machen, wenn ihr aus der Spur zu laufen beginnt.

Es verbleiben aber die ungeklärten Ostbesuche Barschels.
Das dürfte aber schwer zu erhellen sein, weil hier schon immer Nebelbomben geworfen wurden und noch heute werden, wie z.B. hier:

Er soll mehrmals mit ihr getanzt haben. Er soll sie geküßt und versucht haben, sie auf sein Zimmer zu komplimentieren. Die „Bürgerin der DDR“ habe aber abgelehnt. Es geschah am 11. Mai 1982 in der „Sky-Bar“ des Warnemünder Hotels Neptun. Der Mann mit dem Korb war Uwe Barschel.
..
Über die Hintergründe des U-Boot-Skandals (1986) und des Todes von Barschel in Genf (1987) ist in dieser Akte nichts zu lesen. Dafür aber über den Spaziergang des „Dr. Barschel“ mit der zugeknöpften DDR-Bürgerin S.. An jenem unseligen 5. Mai 1982 habe B. die S. im Kurpark von Warnemünde noch mehrmals geküßt. Ja, B. versuchte noch einmal, die S. zu überreden, mit ihm aufs Zimmer zu kommen. Doch S. habe „wiederum abgelehnt“.

Quelle: http://www.focus.de/magazin/archiv/stasi-akte-barschels-intimes-tagebuch_aid_140142.html

Wer soll denn diesen Schwachsinn glauben?
Für die Stasi waren ganze Kolonnen von Prostituierten tätig, die man z.B. im Berliner Palast-Hotel bewundern konnte, wenn sie lautstark in die Lobby „hinein stöckelten“.
Das da irgendeine zugeknöpften DDR-Bürgerin sich vom MP aus dem Westen hat Busserl geben lassen ist Kinderkacke für Leute, die beim Stichwort Nazi zu Stein erstarren.
Wenn da irgendeine Schöne in die Nähe von Barschel gekommen sei soll, dann war sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit „im Dienst“ – Kruzifix!! [[sauer]]

mfG
nereus


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