PKK versus NSU

nereus, Dienstag, 24.10.2017, 15:40 (vor 2347 Tagen)2913 Views

Es war einmal.

Viele werden sich vielleicht nicht mehr daran erinnern, aber in den 80er Jahren gab es schon einmal eine Mordserie an türkischen Mitbürgern quer durch Deutschland.
Angefangen hatte alles am 29.05.1984 in Nieder-Olm bei Koblenz.

Drei Killer verschleppten den Kurden Mehmet Bingöl aus seiner Wohnung und versuchten ihn neben der A61 auf einer Landstraße zu liquidieren. Bingöls Glück war, dass der erste Schuss daneben ging und er fliehen konnte, nachdem eine weitere Schussabgabe durch einen der Täter nicht zum Erfolg führte. Eine Kugel steckte im Lauf. Bingöl wurde dann ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen, erhielt eine andere Identität und konnte sich erst einmal in Schweden niederlassen.

Am 04.06.1984 wurde der Kurde Murat Bayrakli, ebenfalls von drei Tätern in seiner Berliner Wohnung grausam gefoltert. Man steckte ihm einen Knebel so tief in den Rachen, dass seine Zunge hinter das Zäpfchen gedrückt wurde. Der Todeskampf dauerte mehr als sieben Minuten, wie Gerichtsmediziner später feststellten.
Am Morgen des 05.06.1984 fand man seine zum Teil verkohlte Leiche auf einem Müllhaufen in Berlin-Tiergarten.

In Rüsselsheim wurde der Kurde Zülfü Gök am 07.08.1984 in seinem Auto mit drei Schüssen niedergestreckt.

Am 25.02.1986 versuchte ein Killer, den Kurden Kürsat Timuroglu in einem Hamburger Cafe mit drei Schüssen zu ermorden. Allerdings verfehlten die Kugeln ihr Ziel und Timuroglu konnte zunächst in ein benachbartes Lebensmittelgeschäft fliehen.
Der Killer setzte nach und richtete ihn mit drei gezielten Schüssen hin, als Timuroglu stolperte und auf den Boden fiel. Der Täter wurde trotz Augenzeugen nie gefasst.

Der nächste Mord geschah am 03. Mai 1987 in Hannover. Ramazan Adiguezel, ebenfalls Kurde, wurde auf offener Straße erschossen, eine unbeteiligte Passantin durch einen Querschläger schwer verletzt. Die Täter entkamen unerkannt.

In einem Waldstück in der Nähe von Wipperfürth-Peffekotten bei Leverkusen wurde 1990 die skelettierte Leiche von Abdullah Hosgören gefunden.
Laut Aussage von Ali Cetiner, ein Kronzeuge im Ermittlungsverfahren, soll Hosgören im Juni 1987 in Köln ermordet worden sein.
Den Befehl dazu hätte Abdullah Öcalan während einer PKK-Sitzung im April 1987 gegeben.

Über die konspirativ agierende „Europäische Frontzentrale“ der PKK konnten innerhalb kürzester Zeit die entsprechenden Kommandos formiert und Aufträge ausgeführt werden. Die kurdischen Terrorzellen, bestehend aus maximal drei bis vier Mitglieder, arbeiteten dabei autark und voneinander abgeschottet.
Allen sechs Anschlagsopfern war gemein, dass sie nicht mehr für die PKK tätig sein wollten bzw. für eine gemäßigtere Politik der Kurden gegenüber der Türkei eintraten und sich deswegen vom Terror losgesagt hatten.
Ein anderer stellte die Führerschaft von Abdullah Öcalan in Frage und wollte sich mit einer eigenen Organisation selbständig machen. Das galt innerhalb der PKK-Strukturen und Zellen per se als Hochverrat.
Oftmals brauchte es gar nicht mal mehr den konkreten Auftrag von Abdullah Öcalan, um gegen Abweichler und Verräter der kurdischen Sache, insbesondere der PKK vorzugehen.

Über weitere Morde von Kurden innerhalb des türkischen Grenzgebietes und des europäischen Auslands berichtete auch der Blog von Madiya „Morde innerhalb der PKK“ aus dem Jahr 2012 sowie Nubati „Morde der PKK an internen und externen Kritikern. Diese Morde reichen bis ins Jahr 2006, also auch bis zu der Zeit, in der bei uns der letztbekannte Mord an türkischen Bürgern in Deutschland durch den vorgeblichen NSU stattfand.

In allen hier aufgeführten Morden aus Deutschland ermittelte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe und stellte 1990 einen Haftbefehl gegen Abdullah Öcalan aus, von dem sie es als erwiesen ansah – nicht zuletzt auch aufgrund der Aussagen von Ali Cetiner (siehe auch Spiegel-Artikel „Singvogel im Netz“ vom 12.02.1990) -, dass er der Urheber für diese Mordserie war.
Nebenbei hatte auch die Türkei gegen Öcalan einen Haftbefehl ausgestellt.

Quelle: https://caroimchaos.wordpress.com/2015/11/21/der-sachsensumpf-merkwuerdige-parallelen-z...

Damals wurde noch ermittelt.
Da war wohl auch die politische Marschrichtung noch eine andere.

mfG
nereus


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