Gegensätzliches friedlich nebeneinander stehen lassen

Tempranillo, Freitag, 13.10.2017, 11:18 (vor 2349 Tagen) @ neptun1655 Views

Hallo neptun,

ich hab's mir vorhin ganz angehört (alle drei Sätze), nachdem ich es
sehr, sehr lange nicht gehört habe: Zu der Zeit, als ich noch ein
"Halbstarker" war und als junger Mann Anfang 20, konnte meine Mutter sich
an diesem Konzert nicht satthören.

Bei so eingängigen, regelrecht süffigen Stücken wie dem Bruch-Konzert muß man aufpassen, daß sie nicht irgendwann zum Überdruß führen.

Wenn man zu viel Schokolade oder Pralinen mampft, kann sein, daß einem hinterher schlecht wird.

Schön zu beobachten, wie Hilary mit dem Dirigenten "flirtet" (und er mit
ihr). Wenn ich ihr Gesicht genau ansehe, lese ich darin allerdings einige
seelische Anspannung, die nichts mit der Musik zu tun zu haben scheint,...

Man merkt an ihrer Mimik, wie viel Anstrengung und Konzentration es kostet, ein Konzert zu spielen und nicht allzuviele Ungenauigkeiten zu produzieren.

Hilarys Beziehung zum Dirigenten habe ich weniger als Flirt empfunden, mein Eindruck war, sie wollte ein etwas zügigeres Tempo haben, und hat das nicht nur gestisch und mimisch zu erkennen gegeben. Eine Stelle ist mir gestern aufgefallen, wo sie in demonstrativer Weise die Eins betont hat, als wollte sie Dirigent und Orchester die Sporen geben.

Um herauszubekommen, wer von uns beiden recht hat, müßten wir Hilary fragen. Bis dahin sollten wir Deine und meine Wahrnehmung als gleichberechtigt nebeneinander stehen lassen und froh sein, daß es nicht notwendig ist, sich für den einen oder anderen Standpunkt zu entscheiden.

Ich meine auch, Hilary ist, wie man so sagt, vom anderen Ufer...

PS: Ich glaube übrigens nicht daran, daß "uns" (wer immer das auch sein
wird <img src=" />) alle diese Schätze verlorengehen werden. Aber vielleicht
ist das auch nur Wunschdenken ...

Als ich *alles* geschrieben habe, meinte ich das nicht wortwörtlich, mir ging es um Europas Geist und Seele, in dem Fall die Pflege seines kulturellen Erbes.

Sobald sich niemand mehr für Beethoven und Bruch interessiert, die Stücke auch nicht übt, sind sie in meinen Augen verlorengegangen, selbst wenn in Museen und Verlagen die Noten archiviert sind, und man auf Youtube jede Menge Videos aufrufen kann.

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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