Vollgeld kommt auch ohne Bitcoins und Letztere sind "netto-Geld"

Phoenix5, Donnerstag, 05.10.2017, 22:12 (vor 2366 Tagen) @ CalBaer1411 Views

Hallo Calbaer,

mit der sukzessiven Abschaffung des Bargelds, wird de facto auch das zweistufige Bankensystem abgeschafft. Wenn Giralgeld keine Forderung auf Bargeld mehr ist, kommt es ganz automatisch zu einer Angleichung der laschen Auflagen der Geschäftsbank zur Giralgeldemission und der strengeren Auflagen der Zentralbank zur Bargeldemission und zwar zu Gunsten der laschen Auflagen. Die Folge ist Vollgeld (Giralgeld = Zentralbankgeld) und nach der abgeschlossenen Verschmelzung von privaten Geschäftsbanken mit der quasi-staatlichen Zentralbank, schließlich zur Akzeptanz immer minderwertigerer Pfänder, da die privaten (oder möglicherweise bis dahin sogar verstaatlichten) Geschäftsbanken dann ohnehin nicht mehr pleite gehen können: Kreditgenerierung ohne Rücksicht auf Verluste!
Man kann sicher sein, dass die Vollgeld-Fans, nachdem man auf das Paradies vergeblich gewartet hat, uns am Ende erklären können, dass das ja kein "richtiges" Vollgeldwar.

Aber selbst wenn sich ZB-Cryptos durchsetzen sollten, wird es das ganze
Geldsystem so oder so ueber den Haufen werfen. Wenn ich die ZB-Cryptos in
meinem Wallet habe und sie jedem Haendler uebertragen kann und ich damit
meine Arbeit bezahlt bekomme, werden Banken als Zahlungsdienstleister
ueberfluessig. Zumal vermeidet man mit den Ersparnissen in ZB-Crypto das
Kontrahentenrisiko von Geldaufbewahrern. Die (geldschoepfenden) Banken
werden weitestgehend verschwinden, das meint auch Lagarde. In Folge muss
die ZB-Geldmenge auf die Menge aller Guthaben steigen. Aus dem Geldsystem
wird letztendlich ein Vollgeldsystem und die ZBs werden zum
Kredit-Schoepfer (irgendwo muessen ja neue Kredite fuer das Wachstum
herkommen). Das ist nichts anderes als eine kriegswirtschaftliche
Geldpolitik mit entsprechenden Folgen. Die ZB kann einfach risikolos
Cryptos "drucken", die selbstregulierende, privatwirtschaftliche Haftung
wie bei geldschoepfenden Banken fuer ausgefallene Kredite entfaellt
voellig, aber wir sind mit den Bail-Outs und Rettungsfonds sowieso schon
lange auf diesem Wege. Einen Vorteil haben ZB-Cryptos dennoch, denn sie
werden den Austausch zu echten Cryptos wesentlich vereinfachen. Man braucht
kein Institut oder Mittelsmann mehr dafuer, eine Software zwischen beiden
Parteien kann das erledigen.

Wie soll das alles funktionieren, da Bitcoins ja netto-Geld (ohne Schuldner als Counterpart) sind. Man müsste entweder Bitcoins zur Deckung neuer und bestehender Gläubiger-Schuldner-Kontrakte verwenden - so wie das auch im Goldstandard der Fall war oder den debitistischen Durchlauf starten, indem man Bitcoins als Steuer/Abgabe verlangt und über diesen Umweg Gläubiger-Schuldner-Kontrakte (Giralgeld) erzwingt, die Forderungen auf Bitcoins sind.

Siehe auch hier: www.fischundfleisch.com/stefan-gruber/bitcoins-sind-keine-waehrung-39028

Allerdings ist mir nicht ganz klar, was eine Deckung mit Bitcoins bringen soll....

Beste Grüße
Phoenix5


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