Meine Meinung zu der Problematik

helmut-1, Siebenbürgen, Montag, 02.10.2017, 06:01 (vor 2397 Tagen) @ Barbara5291 Views

Die Meinung von Tichy:"Ich plädiere für ein Europa der Vaterländer,etc." ist nachvollziehbar. Wobei ich das Wort "Vaterländer" durch das Wort "Volksgruppen" ersetzen würde.

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/die-ezb-als-europaeisches-lehrbeispiel-fehlgesc...

Der Rest ist klar. Man kann nicht die gemeinsame Währung einführen, wenn die sozialpolitischen Elemente derart unterschiedlich sind, dass sie niemals zusammenpassen.Hier hat man den Gaul von hinten aufgezäumt.

Zum Problem Katalanien. Da erlaube ich mir mitzureden, weil ich vor vielen Jahren schon Katalanen beschäftigt hatte, zu denen ein enges Verhältnis bestand, auch privater Natur. Das Problem bestand ja schon damals, war aber niemals so frappant, zumal auch damals das Baskenproblem im Vordergrund stand.

Ohne hier auf genaue Analysen eingehen zu wollen, ordne ich die Problematik auf folgende Kritierien ein:
- Das spanische Nationaldenken schlechthin, dem gegenüber die katalanische Eigenart.
- Die Hauptwirtschaftskraft Spaniens liegt in Katalanien. Wenn die Einnahmen von dort nach Madrid wegfallen, siehts ziemlich mau aus.
- Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob hier noch Bodenschätze mitspielen (http://www.schatzwert.de/rohstoffe/vorkommen/geheime-vorkommen.html)

Klar ist, dass Madrid falsch gehandelt hat. Wäre die Volksabstimmung zugelassen worden, verbunden noch mit ein paar Bonbons für weitergehende Autonomie, wären die Stimmen für die Trennung in der Unterzahl geblieben. Ähnlich wie in Schottland. So aber haben die Spanier Öl ins Feuer gegossen.

Interessant ist nur, wie sich die EU bei Autonomiebestrebungen bei ihren Mitgliedsstaaten verhält und wie bei Autonomiebestrebungen im Nicht-EU-Ausland. Die Situation zwischen Serbien und dem Kosovo ist ja in mehreren Punkten vergleichbar, - und wie hat man sich für die Kosovaren eingesetzt?

Klar, da gings ja darum, dass Serbien historische Bande mit Russland hat, - und dann sieht man das Autonomiebestreben in einem anderen Licht. Auch in anderen Teilen der Welt sieht man das anders, wie z.B. in Myanmar. Aber jeweils mit verschiedenen Ellen zu messen, bei gleichgearteten Problemen, da macht man sich unglaubwürdig.

Der ausschlaggebende Punkt ist der, dass sich viele von der EU gerade im wirtschaftlichen Bereich eine zielgerichtete Handlungsweise erhofft haben, auf Augenhöhe, nach den Bedürfnissen der Regionen, und nicht das überall angesetzte Rasenmäherprinzip. Man hat umsonst gewartet, es wird nicht besser. Das schürt natürlich schlummernde Autonomiebestrebungen.

Ähnliche Probleme gibts es in Südtirol, auch in Groß-Siebenbürgen (rum. Ardeal genannt) gärt es aufgrund der zentralistischen Vereinnahmung durch Bukarest. Auch hier gilt: Wenn die Einnahmen aus der wirtschaftlich stärksten Region Rumäniens, dem Ardeal, wegfallen, dann wirds kritisch für Bukarest. Deshalb reagiert man trotz uneingeschränkter Meinungsfreiheit in Rumänien auf nichts so sensibel, wie auf Autonomiegedanken des Ardeal.

Letztlich, da ja auch unerkannt Brüssel überall die Finger drin hat, kann man sich vorstellen, was in anderen EU-Ländern zu erwarten ist, wenn sich solche Autonomiebestrebungen weiter durchsetzen. Denke, dass es eher der Gelassenheit der Briten zuzuschreiben ist, dass das damals in Schottland so ruhig abgelaufen ist.


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