Volle Zustimmung

Zürichsee, Mittwoch, 13.09.2017, 22:32 (vor 2388 Tagen) @ Fairlane5149 Views

Hallo aprilzi,

ich beobachte schon seit etlichen Jahren, dass Auszubildende, die zu uns
in die Abteilung kommen, immer weniger Ahnung vom PC haben - vor fünfzehn
Jahren waren bei zwölf Azubis noch immer ein oder zwei dabei, die Teile
ihrer Freizeit mit absonderlich anmutenden Dingen wie "einen Server" bauen
verbrachten und nebst dem "Blech" auch noch die ganze Software selbst
installierten...konfigurierten und sich richtig in das Thema
reinsteigerten. Gelegentlich war auch mal in den folgenden Jahrgängen
einer oder zwei dabei, die programmieren lernten - C oder eben Java, Linux
benutzen und verstehen lernten - und dann kam irgendwann der große
Umschwung. Smartphones eroberten den Markt, man mußte sich ganz
offensichtlich nicht mehr mit einem Desktop oder Laptop herumschlagen;
heute hat der eine oder andere noch so ein Teil daheim herumstehen, aber
groß genutzt wird es nicht mehr, da das Smartphone ja alles kann - so die
Aussagen der jungen User. Unser Betrieb nutzt IT, so wie es eben der
Geschäftsbetrieb erfordert und wenn mal etwas entwickelt wird, dann in
Notes oder Access, was zur Erfüllung der Aufgaben vollumfänglich reicht,
aber selbst hier wird es auf längere Sicht niemanden geben, der von sich
aus Interesse und Motivation an den Tag gelegt hätte es sich anzueignen.

Die Gründe sehe ich persönlich einerseits in Vorschriften, die es
zunehmend schwieriger machen derartige Software im Rahmen des
Freigabeverfahrens zum Einsatz zu bringen, andererseits aber auch stark in
einer Mentalität der jüngeren Generation, dass man offenbar "alles" auf
seinem Smartphone oder dem Firmenrechner hat, was man halt so braucht. Wie
es jedoch entwickelt wird und wer das macht, scheint der Mehrzahl
vollkommen gleichgültig zu sein und das sehe ich durchaus kritisch.
Sicherlich kann man immer einen Programmierer anwerben, aber die
Fähigkeit kleinere Aufgaben auch selbst bewältigen zu können, geht Jahr
um Jahr merklich verloren.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es Bequemlichkeit oder Dummheit ist; ich
tendiere dazu es als eine Mischung aus Unwissenheit und Sorglosigkeit zu
beschreiben, weil es scheinbar nicht an Problemlösungen mangelt, die halt
irgenwer irgedwann einmal entwickelt hat - und damit ist scheinbar auch die
Lust am Entwickeln, am Lernen und Verstehen solcher gewiss nicht einfachen
Dinge abhanden gekommen.
Dass die Zukunft mit solchen Bequemen Geistern nicht besser ausschauen
wird, versteht sich von selbst.
Dort wo das Leben noch etwas rauher ausschaut, sind derartige Zeitgenossen
gerne am Meckern wie rückständig, altbacken und primitiv vieles ist, aber
ihnen kommt nichtmal in den Sinn, dass gerade diese Umstände robustere
Menschen hervorbringt, die oftmals eine umfassendere Sicht der Dinge haben
und von Haus aus weniger in Bedrängnis geraten, wenn es darum geht eine
Problemlösung zu finden.

Unser Fortschritt steht auf tönernen Füßen, wenn die nachrückenden
Generationen sich auf den Errungenschaften der Macher ausruhen und nicht im
Ansatz verstehen, was hier an Lernbereitschaft und Fachverstand investiert
wurde.

Gruss, Fairlane

Aber das geht noch viel weiter. Seit etwa 2 Jahren schreien hier in der
Schweiz (vor allem die Politiker) "Jeder soll in der Schule programmieren
lernen!" Am Liebsten würde ich diese Grossmäuler fragen, habt ihr eine Ahnung,
wie man C# ausspricht? Die haben mit Sicherheit noch nie ein Programm
gesehen, geschweige denn verstanden oder selbst geschrieben.

Für was sollen die Schüler eine Programmiersprache lernen, wenn sie nicht
mal 20 Grundfunktionen in Excel kennen? Serienbriefe erstellen oder ein
Inhaltsverzeichnis generieren ist schon das höchste der Gefühle.
Eine einfache Adressverwaltung in Access wäre da schon eher Pflicht.

Aber Programmiersprache lernen ist dann schon eine richtig grosse Hausnummer.
Das traue ich nicht mal den Lehrern zu, die das den Schülern weitergeben
müssten. Sind wir mal ehrlich, ein Programmierer wird immer ein Spezialist
bleiben.

Wenn jeder in der Schule programmieren lernen müsste, wäre es etwa so,
wie wenn einer Autofahren möchte, aber davor das Fliegen mit einem
Kleinflugzeug lernen müsste. Solche Piloten sind etwa so selten
wie ein richtig guter Programmierer.

Noch ein Wort zu den Smartphons. Die machen das Hirn absolut matschig.
Nein, ich spreche nicht von den Strahlen, sondern von den SMS.
Keine ganzen Sätze, zusätzlich mit Emojis garniert und vor allem in Mundart.
Wenn diese Jugend in die Lehre kommt, können sie keinen fehlerfreien Satz
schreiben und gelinde gesagt ist die Ausdrucksweise unter jeder Kanone.
Was sie können, ist die Eingabe von 5 Zeichen in der Sekunde, und das
nur mit den Daumen. Was aber viel schwerer wiegt, die können kein
10-Fingersystem auf der Tastatur. Die warten wohl auf die perfekte
Stimmeingabe, aber wer soll diese programmieren?

LG Zürichsee


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