Prof. Rainer Mausfeld

Ostfriese, Donnerstag, 07.09.2017, 10:27 (vor 2421 Tagen) @ nereus3382 Views

Hallo nereus,

genauso

..
Folglich spiegeln Medien bestehende Machtstrukturen nicht nur wider,
sondern werden zunehmend selbst zu politischen Akteuren zur Stabilisierung
und Erweiterung dieser Strukturen. Entgegen ihrer Selbstidealisierung als
»vierte Gewalt« üben sie durch ihre politischen und ökonomischen
Verflechtungen mit den herrschenden Eliten gegenüber den politischen
Zentren keine wirksame Kontrollfunktion aus; sie sind keine Wachhunde des
öffentlichen Interesses gegenüber den Zentren der Macht, sondern vielmehr
ihre Schutzhunde. Sie fungieren durch die Art der Nachrichtenselektion und
Nachrichteninterpretation als Torwächter und Weichensteller bei der
Formung des öffentlichen Diskussionsraumes und also Bewusstseins. [/i]

Quelle:
https://www.rubikon.news/artikel/massenmediale-ideologieproduktion

ist es. Das Interview mit Mausfeld spiegelt unbewusst Teile der Gedankenwelten von Jean Baudrillard wider – ohne die Simulationstheorie explizit zu kennen –, Hans Magnus Enzensberger wird noch erwähnt – doch der Debitismus mit der Machttheorie ist ihm gänzlich unbekannt. Die Bedeutung von Beraternetzwerken schimmert im Text noch durch. Er kann natürlich nicht verstehen, dass wir dem System, das unsere Handlungen auf der Grundlage einer Zentralmachtordnung erst ermöglicht, nichts entgegenstellen können – das Potenzial des einzelnen Menschen kann sich nur unter der Herrschaft des zentralen Potenzials entfalten.

Ich erlaube mir an dieser Stelle, Teile aus einem Beitrag über die Medientheorie von Jean Baudrillard von vor einem Jahr zu wiederholen.

"Die Medien sind der entscheidende Teil des gegenwärtigen Herrschaftsapparates – symbolisiert in der Ausstattung mit ihrer Technik und ihren Häusern, die sich wie feudale Schlösser präsentieren. Sie geben Wahrnehmungsmuster, Denkschablonen und Lebensweisen vor, die uns tagtäglich eingehämmert werden und zu einer „Neuschöpfung der Wirklichkeit“ führen. Was wir jetzt akzeptieren müssen ist die fundamentale „Einseitigkeit der Kommunikation“ im Geben und Nehmen, im Sprechen und Antworten. Der Graben zwischen der Technik des Sendens und des Empfangens ist grundsätzlich in unserem Zeitalter der Simulation nicht überbrückbar! Für Jean Baudrillard ist das aus seiner Weltsicht des symbolischen Tausches – von Gabe und Gegengabe – identisch mit der Macht, die ja gemäß Paul C. Martin der menschlichen Natur widerspricht. Baudrillard formuliert es in dem 'Requiem für die Medien' in Kool Killer auf Seite 91 so:

„Die Macht gehört demjenigen, der zu geben vermag und dem nicht zurückgegeben werden kann.“

Im Gegensatz zu Hans Magnus Enzensberger mit seinem „Baukasten für die Theorie der Medien“ und Bertold Brecht mit seiner „Radiotheorie“, die die Utopie eines „emanzipatorischen Mediengebrauchs„ verfolgt, hält Baudrillard das Machtgefälle für nicht umkehrbar. Die Radiotheorie besagt nämlich, dass Sender und Empfänger vertauscht werden – die Empfänger eignen sich die Sender an und funktionieren sie um. Ganz gleich wer sendet und was gesendet wird, immer stehen auf der einen Seite die Sender und auf der anderen Seite die Empfänger. Die massenmediale Kommunikation ist grundsätzlich „Nicht-Kommunikation“ eine „Rede ohne Antwort“ – die Rezipienten werden mit einem Sperrfeuer an Informationen zugeschüttet. Das Machtverhältnis ist in der technischen Struktur des Mediums selbst gegründet. Das hat ja schon der kanadische Medienphilosoph Marshall McLuhan mit seinem berühmten Satz: „The medium ist the message.“ ausgesprochen, der im Sinne des Herrschaftsapparates umgeschrieben und umgedeutet werden kann zu: „Das Medium ist die Massage“ für 80 % der Bevölkerung, auf die sich gestern laut C.Leggewie das System, dessen Funktionsweise ihm im Wesentlichen wohl verborgen bleibt, stützt – die restlichen 20 % sind vernachlässigbar! Die Massenmedien sind grundsätzlich monologisch. Die Möglichkeiten der Teilnahme in Form von Leserbriefen, Telefon-Hotlines, Abstimmungen, Umfragen usw. ändern nichts – vergiss es, die Partizipation ist eine Simulation."


mfG
nereus

Gruß â€“ Ostfriese


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung