Das Gesetz der Erde

Heinz, Dienstag, 22.08.2017, 10:50 (vor 2411 Tagen) @ Taurec4155 Views

Hallo Taurec!

Mein Gott! Man kann sich auf Spengler berufen, von mir aus auch auf Toynbee, wenn man es gerne ein wenig optimistischer hätte. Durch Spengler, bin ich auf eine Quelle gestoßen, aus der er geschöpft hat. Und zwar den Althistoriker Eduard Meyer. Und ich würde sagen Spengler hat sich die Fakten aus dessen Werk herausgepickt, die zu seiner Theorie passen. Dies würde ich bei einem geschichtsphilosophischen Werk gar nicht als kritikwürdig sehen. Also sofern es nur darum geht, die Welt anders zu interpretieren. Wenn es aber darum geht, die Welt zu verändern wird es haarig. Wenn ich aber über die beste Regierungsform streiten möchte, dann würde ich nicht Spengler als Basis nehmen, sondern Aristoteles. Und der sagt klar und ich denke, dass dieser Ansatz einige Evidenz hat, dass alle Regierungsformen unter Degenerationserscheinungen leiden. Zur Verteidigung der Demokratie, ist Poppers brillantes Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ hinreichend. Und nun zurück zur Kritik an Spengler. Im Gegensatz zu Popper, ist für Spengler die Geschichte kein ergebnisoffener Prozess, sondern ein Schicksal, welches sich erfüllt. Die Geschichte ist lt. Spengler, so wie ich ihn interpretieren dem Willen des Menschen entzogen, sondern das Ringen gänzlich unbewusster Kräfte. Was sich im Fortlauf der Geschichte dann offenbart, ist das dann das Ergebnis diese Kampfes. Wem dem aber so ist, dann mag Demokratie ein Symptom für den Verfall der Gesellschaft sein. Nur eine Rückkehr zu früheren Verhältnissen ist unmöglich. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und die Kultur sinkt auf das Niveau des Fellachentums. Das Fellachentum ist nach Spengler der Endzustand jeden Volkslebens. Ein Volk tritt, wenn seine Kultur sich ausgelebt hat, in das Fellachentum über und wird geschichtslos. Spengler ist ebenso, wie mein Lieblingsphilosoph Schopenhauer, Pessimist. Deshalb mag ich ihn auch:-). Nur, wenn die Krankheit nun mal so weit gediegen ist, hilft die Ablehnung der Demokratie nicht weiter. Sie ist, wie oben festgestellt habe, ein Symptom und die Rückkehr zu früheren Verhältnissen wird die Krankheit nur verschlimmern. Das III. Reich ist nur ein abschreckendes Beispiel dafür, dass der Anachronismus eines mittelalterlichen Deutschtums im 20. Jahrhundert nicht mehr verwirklichen lies. Noch dazu, wenn dieses Germanentum nur eine romantische Phantasie war. Um zu E.Meyer zurückzukehren. Der vertritt die interessante und meiner Ansicht nach richtige Auffassung, dass menschliche Gesellschaften sich wie Individuen stark unterscheiden. Einzelne Menschen divergieren sehr stark nach Charakter und Anlage. Der eine Mensch entwickelt sich am besten, wenn ihm möglichst großer Freiraum eingeräumt wird, der andere braucht eine starke Hand und Führung. Meiner Ansicht nach ist es eine vergebliche Mühe nach der besten Form der Herrschaft zu suchen. Es ist ebenso verfehlt, alle Länder der Welt mit den Segnungen der Demokratie zu beglücken, wie umgekehrt von einer Erlösung durch einen Monarchen (Führer) zu träumen. Je nach dem Charakter oder Anlage eines Volkes, wird dieses, Mal mit jener und Mal mit der anderen Regierungsform glücklich werden.
Ich bin ebenso wie Spengler Pessimist. D.h. um es mit den Kierkegaard, einem anderen Pessimisten, zu sagen wir leiden an der Krankheit zum Tode. Das Selbst des Menschen, das Ich, ist endlich und unmittelbar dem Verfall und Tod ausgeliefert. Alles hat ein Ablaufdatum, der Mensch, die Nation, die Erde, das Universum. Wenn man das Ende vom jetzigen Standpunkt aus betrachtet, bleibt dem Selbst nur Verzweiflung und Depression, weil es seine eigene Nichtexistenz nicht denken kann. Das ist das Gesetz der Erde (siehe Gilgamesh). Dagegen gibt es aber diverse „Heilmittel“. Die Auslöschung des Selbst. Das schaffen aber nur wenige privilegierte Menschen. Ein anderes wäre die Religion, die Aufhebung der Endlichkeit in der Unendlichkeit eines Gottes. Ein Drittes wäre Verdrängung und Ablenkung. Mein Weg z.B. ist es meine gegenwärtige Existenz vom Ende her zu betrachten. Was etwas verkürzt bedeutet, lebe jeden Tag so, als wäre er Dein letzter. Und das sehe ich ziemlich pragmatisch. Ich will keine Depression und ich möchte gesund sterben<img src=" />
Liebe Grüße
Heinz

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Tyger Tyger, burning bright,
In the forests of the night;
What immortal hand or eye,
Dare frame thy fearful symmetry?


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