Loslassen

Ashitaka, Samstag, 15.07.2017, 11:30 (vor 2448 Tagen) @ Dieter2331 Views

Hallo Dieter,

Bedürfnisse machen unfrei. Frei in seinen Entscheidungen ist, wer kaum
Bedürfnisse hat.

Wenn wir uns aber über unser Bedürfnis bewusst werden, stehen wir inmitten dieser Spannung und können die notwendigen Veränderungen, die die Realisation des Bedürfnisses mit sich bringt, erkennen. So sind wir bei vollem Bewusstsein fähig, Entscheidungen durch unser Bewusstsein zu beeinflussen. So würde ich behaupten, dass das fehlende Bewusstsein über die eigenen Bedürfnisse in Wahrheit die Fesseln sind, die uns zwangsläufig gegen den Strom schwimmen lassen, durch die wir schlußendlich ertrinken. Immer und immer wieder.

Marketing, Werbung, Programme politischer Parteien, Blick in die Welt ist
nichts anderes als das Wecken von Bedürfnissen und damit der
vorprogrammierte Weg in die pers. Unfreiheit der Konsumenten.

Ja, sofern wir all diese Einflüsse nicht bewusst auf uns beziehen (dies und das ist ein Teil von mir), sondern uns stattdessen unbewusst auf diese Einflüsse beziehen (bin ich ein Teil dessen?).

Je mehr wir nach materiellem Wohlstand streben um so unfreier werden wir
in unseren Entscheidungen, ähnlich einem Junkie oder Sexsüchtigem.

Weil uns immer mehr Einflüsse das Bewusstsein rauben. Wir verschwinden in einem Meer der Einflüsse, tauchen unter und werden uns nicht mehr bewusst darüber, dass nur das Loslassen einen Weg bietet, um wieder an der Wasseroberfläche aufzutauchen. Das Leben ähnelt doch sehr dem Trading. Auch dort sind die wahren, den Kurs beeinflussenden Potentiale keinen XY-Einflüssen auf die Aktie (News, Fundamentaldaten) zu verdanken, sondern einzig und allein der im Preis der Aktie sich immer forttragenden Fähigkeit, vom Abwärtstrend loszulassen. Erfolgrichen Tradern sind die Einflüsse völlig egal.

Wenn ich z.B. eine Nachbarin (in Portugal) sehe, eine alte Frau, die
alleinerziehend ihre Kinder groß gezogen hat (natürlich ohne staatl.
Hilfen oder sonst. Sozialleistungen), weder lesen noch schreiben kann,
meines Erachtens aber eine hohe Intelligenz besitzt, draußen am offenen
Feuer kocht (meistens Produkte ihres Gartens), in ihrer Hütte weder Strom
noch Wasser hat, geschweige denn ein Bad - und trotzdem mir immer wieder
mit wachen, freundlichen und strahlenden Augen begegnet, ihr jetziges Leben
nicht mit einem anderen tauschen möchte ......, dann wird mir immer wieder
vor Augen geführt, das materielle Dinge zweifelsfrei nicht wichtiger
Bestandteil von Leben, Glück und Zufriedenheit sind.

Leben, Glück und Zufriedenheit fangen erst dann an, wenn wir loslassen (Weg beendet) und die Angst verlieren. Alle Wege enden. Dieser Akt setzt jedoch zunächst unser Leiden voraus. Wir alle sind hier, um zu erkennen, dass es kein Leben ohne den Tod gibt (kein Schwarz ohne Weiß), dass unsere Erfahrungen erst durch die (Auf)spannungen möglich werden.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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