Temperierung bei außenfeuchter Kellerwand = erhöhte Versalzungsgefahr und evtl. Mauerschäden in Folge

Literaturhinweis, Sonntag, 25.06.2017, 13:14 (vor 2487 Tagen) @ helmut-17469 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 25.06.2017, 13:22

Das ist eine der geeignetsten Methoden,

Strahlungswärme besser als 'Heißluft', soweit generell zuzustimmen:

Barackenklima = feuchte, eher kühle Wände und 'Ausgleich' über (rippenheizkörper-) erhitzte Luft.

Natürlich- (empfunden) -es Raumklima = warme, eher trockene Wände und eher 'kühle' Raumluft.

Kommt daher, daß der physiologische Wärmeeindruck des menschlichen Körpers (ohne Fell) zu eher 70% von der Wandtemperatur abhängt, die er (in Infrarot) 'sieht' und weniger von der Lufttemperatur.

insbesonders bei Kellerräumen.

Und hier wird es unübersichtlich:

Denke da an ein Projekt, als man einen Gewölbekeller als Weinlokal ausgebaut hat. Da sind die Sitzgruppen direkt an der Wand, bevor die Krümmung beginnt. Logisch, dass die Kellerwände feucht sind (meist Ziegelmauerwerk).

Die Feuchtigkeit an den Wänden im Raum rührt aus drei Quellen:

1) dem kapillar von außen über die anstehende Erde eindringenden Wasser

2) dem im Raum 'zirkulierenden' Wasser(dampf), etwa, weil man im Sommer feuchte, 30 Grad warme Luft in einen ganzjährig i.d.R. 10 Grad kühlen Kellerraum 'lüftet' und dadurch enorme Wassermengen an den Wänden kondensieren läßt

und

3) in diesem Fall besonders durch das Publikum.

Jeder Mensch emittiert am Tag bis zu drei (!) Liter Wasser über die Atemluft in 24 Stunden. Nun wird man sich fragen "soviel trink' ich ja nicht mal?" - aber das vergißt, daß erhebliche Wassermengen im Körper durch die Verdauung erzeugt werden (ein Glucosemolekül = sechs Wassermoleküle)

Kurz und gut: wenn ein Gast sich im Weinkeller im Schnitt zwei Stunden aufhält und er tagsüber den größeren Teil seiner drei Liter 'veratmet', kann man davon ausgehen, daß jeder mindestens ein Zehntel, also 300 ml 'dort läßt'.

Bei über die Öffnungszeiten insgesamt, sagen wir, hundert Gästen, also dreißig Liter ...

Kriegt man am besten in den Griff, wenn man hinter den Sitzgruppen so ca. 20 cm über Fußbodenhöhe waagrechte Schlitze in das Mauerwerk klopft und dort Heizleisten versenkt. Die warme Luft streicht (gottlob der Physik) an der Mauer entlang nachoben, trocknet nicht nur die Mauern, sondern erwärmt auch auf angenehme Art den Raum.

... diese 30 Liter (zusätzlich zu verdunstenden heißen Getränken, schwitzenden Kellnern usw.) müssen 'irgendwo hin'. Normalerweise hätten sie sich an der kühlen Außenwand abgeschieden, und was dann irgendwann in der Raumluft zu > 90% relativer Feuchte verblieben wäre, wäre nolens volens herausgelüftet worden.

Nicht angenehm für Gäste und Mobiliar, aber vielleicht für das Gewölbe-Mauerwerk:

Denn von außen kommen aus der anstehenden Erde, sofern das Außenmauerwerk nicht perfekt abgedichtet ist, permanent Salze in das Mauerwerk.

Wird dieses innen nicht künstlich getrocknet, sondern bleibt feucht, so erhält sich da irgendwann ein Lösungsgleichgewicht. Salze, die dynamisch einwandern, wandern an anderer Stelle ebenso laufend wieder aus. Ausblühungen auf der Innenseite unterbleiben im wesentlichen.

Wird aber der Innenwand durch Temperierung permanent Feuchtigkeit entzogen, die nunmehr im Innenraum durch Verdunstung auf anderem Wege entweicht, so passiert dasselbe, wie bei einem Löschpapier, das man am unteren Ende in eine Salzlauge taucht: erst steigt die Flüssigkeit auf, verdunstet aber, je weiter oben, desto mehr, und irgendwo am 'kapillaren Gleichgewicht' bildet sich ein krustiger Salzrand.

Da nun diese Salze in Kapillaren bis zu mehreren tausend bar Druck entwickeln können, kommen drei Effekte zum Tragen:

a) Ausblühungen (zumindest eine optisch-ästhetische Belästigung, aber in diesem Falle hinter den Sitzbänken verborgen)

b) Dauerhafte Hygroskopizität, d.h. die Wand bleibt aufgrund wasseranziehender Salze nun dauerfeucht (vgl. Calciumchlorid u.a. hygroskope Salze).

c) Aufgrund der Drücke u.U. Sprengungen der Feinstruktur des Mauerwerks, Abplatzungen, bis hin zu statischer Gefährdung/Abriß ...

Mach ich übrigens auch bei meinem geplanten Aufstocken, - denn auf diese Art spar' ich mir den Platz für die Heizkörper.

In Stockwerken über Erdgleiche unproblematisch und positiv - aber in Kellern muß derjenige dagegen, wie oben dargetan, das Gesamtkonstrukt betrachten und vorher muß u.U. auch eine Salzsanierung erfolgen, denn, bei Kupferrohren, wie Großeschmidt sie empfiehlt, aber auch bei anderen nicht korrosionsfesten Leitungsmaterialien droht sonst der Lochfraß mit Wasserschaden und erneutem Aufstemmen der Wand.

Neben der Außenisolierung ist also unter Erdgleiche und knapp darüber (wegen aufsteigender Fechtigkeit im Mauerwerk) u.U. eine vorherige Salzsanierung erforderlich oder vorsichtshalber angebracht - das ist aber wieder ein Thema für ein weiteres Buch. Das kann man chemisch oder osmotisch machen. Chemische Immobilisierung erfolgt i.d.R. mit Bleisalzen, wovon ich kein Freund bin. Osmotische Sanierung erfordert Fachwissen und Zeit.

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