Passt nicht

Andudu, Sonntag, 18.06.2017, 13:49 (vor 2476 Tagen) @ helmut-12717 Views

Theoretisch. Praktisch habe ich meinen Betriebsumzug von Deutschland nach
RO durchgezogen.

Warum bist du denn nach Rumänien umgezogen, mit deinem Betrieb?

der Art und Weise der Behandlung durch die Grenzorgane, bezogen darauf, ob
es deutsche, österreichische, ungarische oder rumänische waren, nur einen
Unterschied im Grad der Dreistigkeit.

Genau.

Behörden sind immer Mist, Zoll und Grenzschutz sind keine Ausnahme. Der Irrtum ist, zu glauben, man wäre ohne sie besser dran. Das mag im Einzelfall mal stimmen, insgesamt betrachtet stimmt es i.d.R. nicht.

Stimmt nicht ganz. Alle Grenzübergänge sind mittlerweile in einer
zivilisierten Form. Entweder man fährt durch, ud sie existieren nicht mehr
(dann existieren die 100 m weiter geparkten Zivilautos, die den
Grenzverkehr beobachten und dann - ich weiß gar nicht, aufgrund welcher
Berechtigung- das Auto anhalten und duchsuchen). Oder man wird angehalten,
muss seinen Ausweis und die KFZ-Papiere vorzeigen, aber es geht mitlerweile
zivilisiert zu.

Ja, zu dem Preis, dass der illegale Waffenhandel blüht und "Flüchtlinge" ungehindert bis ins nordeuropäische Schlaraffenland wandern.


Nun, - ich will das mal von Anfang an durchdenken:
Wenn sich europäische Staaten zusammenschließen, um einen freien
Warenverkehr zu gewährleisten und die Grenzhäuschen leer stehen zu
lassen, dann sehe ich darin schon einen Vorteil.

Wenn du "freier Warenverkehr" sagst, sagst du zwangsläufig auch "Lohn- und Steuerkonkurrenz".

Denn genau das ist die Folge, gelle?

Du glaubst, du kannst die Vorteile ohne die Nachteile bekommen, aber so funktioniert das nicht. Mag für dich als Unternehmer super toll und vorteilhaft sein, für mich, als sesshaften, wenig mobilen, Familienvater ist es hingegen ein Alptraum.

Man darf eines nicht vergessen, - die Grenzer sind alle frustiert. Keiner
hat mit dem Wegfall gerechnet, es war eine hervorragende Einnahmequelle
für sie, und sie haben in den benachbarten Orten ihre Häuschen gebaut.
Jetzt sollen sie an eine andere, vielleicht 600 km weiter entfernte Grenze
versetzt werden. - Daher der Frust.

Verständlich, oder nicht?


Natürlich bedarf das auch einer anderen Form der Kontrolle, gerade bei
Kriminellen. Aber dafür gibt es die mobilen Grenzkontrollen hinter der
Grenze, - die Nachteile für den Reisenden muss ich dann wohl in Kauf
nehmen.

Die können dich genauso auseinandernehmen. Hat vor Jahren, mal einen Bruder von mir erwischt, der aus den Niederlanden kam. Jugendlich und Niederlande, das klingt nach Pot, er raucht zum Glück nicht, was die Beamten wohl nicht etwa versöhnlich stimmte, sondern eher zu Intensivierung der Suche anregte...

Ich sehe das ganz anders. Der Gaul wurde von hinten aufgezäumt.
Man kann schon einen Vorteil im Vereinten Europa sehen, mit offenen
Grenzen, wenn zumindest die Kriminalitätsverfolgung von Seiten der
Polizeibehörden ernsthaft betrieben wird. Aber - wie sich bei
verschiedenen Attentaten gezeigt hat, - lag doch daran der Fehler, dass
viele da geschlafen haben.

Ohne Grenzen intensiviert sich auch der Grenzverkehr. Außerdem kann man die mobilen Kontrollen viel besser meiden, ich schätze die haben immer einen Kundschafter vorweg fahren, der die Lage sondiert.

Davon abgesehen bedeutet "Vereinigtes Europa" viel, VIEL mehr, als nur "keine Grenzkontrollen mehr".

Erst die Sozialgesetzgebung, die Rentenzahlung, das
Staatsbürgerschaftswesen, sämtliche Details, wie KFZ-Zulassungsrecht,
STVO, Erbrecht, Schulwesen, Anerkennung der Diplome, usw. usw. , - das muss
doch erst alles gleichgeschaltet sein. Dann kann man als letztes eine
gemeinsame Währung ins Auge fassen.

Ja.

Aber ganz ehrlich: ich will es gar nicht "gleichgeschaltet" haben. Denn auch Schulwesen, Erbrecht, Sozialwesen usw. sind kulturelle Angelegenheiten. Die Anstrengungen und Kosten (finanzielle und kulturelle) das alles zu vereinheitlichen (was auf hässliche Kompromisse hinausliefe) stehen in keinem Verhältnis zu einem evtl. Nutzen.

Wenn man hier Mist gebaut hat, so heißt das für mich noch lange nicht,
dass die europäische Idee nichts wert ist. Es kann eine funktionierende EU
geben, aber auf Basis der Volksgruppen, das Europa der Vaterländer.

Ja. Aber das wird schon lange nicht mehr unter "europäische Idee" verstanden. Unter "europäische Idee" läuft schon seit längerem und ganz unbemerkt von Leuten wie dir und übrigens offiziell ganz undiskutiert: die Auflösung der "Vaterländer" in einem zentralistischen und undemokratischen Superstaat.

Nein, die EU muss weg! Der Euro muss weg. Und jedwede Form von Zusammenarbeit muss danach sehr sachte, langsam und basisdemokratisch angegangen werden.

Dinge, Unsinnigkeiten, wie z.B. dass irgendjemand aus Brüssel dem
rumänischen Schafhirten verbietet, seinen traditionellen Schafskäse
herzustellen, das ist nicht nur abgrundtiefer Blödsinn, sonern das erzeugt
auch die Ablehnung der europäischen Idee.

Du denkst immer noch nicht in den großen Zusammenhängen.

Freier Warenverkehr bedeutet eben auch: rumänische Schafhirten verkaufen ihren Käse unkontrolliert an Deutsche. In Deutschland sind, auch wegen Lebensmittelskandalen der Vergangenheit, aber die Anforderungen sehr viel höher als in Rumänien. Außerdem würde eine Lebensmittelverseuchung ungleich größere Kreise ziehen und bliebe nicht mehr lokal. Durch den vergrößerten Absatzmarkt (und die Lohndifferenz) steigt gleichzeitig die Gefahr, dass Betrüger sich ins Geschäft einklinken (siehe Pferdefleischlasagne), die Kontrollen müssten also eigentlich sogar noch schärfer sein, als sie sind.

Die Bürokratie die du an einer Stelle (Grenze) eingespart hast, kommt an anderer Stelle notwendig als Fallout runter und verschlechtert nicht nur das Leben der Grenzgänger, sondern aller anderen, die bisher unbeteiligt waren...


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