Situation in einem Pflegeheim aktuell

modesto, Mittwoch, 14.06.2017, 21:22 (vor 2479 Tagen) @ Mirko3964 Views

Danke Mirko,

ein sehr wichtiges Thema, Deine Veröffentlichungen sind vielleicht, da kenne ich mich nicht aus, ein Thema für den Zoll.
Kontrolliert er doch so gern die Einhaltung des Mindestlohnes, aktuell gern in der Gastronomie, wo ähnliche Zustände herrschen.
Nur sind dort nicht auch noch schwache Menschen zusätzlich betroffen von den Auswirkungen, sondern "nur" das ausgebeutete Personal.

Eine Dame, Familienmitglied, ist seit einigen Jahren in einer Seniorenresidenz untergebracht. Bis vor ca. einem Jahr eine sogenannte "gute Adresse" unter einer wirklich guten, menschlichen Leitung.
Dieser Heimleiter ist weg, zwei weitere gaben sich bisher die Klinke in die Hand.

Früher war das Zimmer der Dame, 93 Jahre alt, sauber.
Seit einem Jahr lässt dies nach, nun kamen wir aus der Ferne zu ihr und stellten mit Entsetzen fest, dass sie eine Mehlmotteninvasion hat.
Schränke, Zimmerdecke, Ecken - alles voller Motten, Gespinste und Maden.

Der Boden klebte, mehrere Millimeter Staub bedeckten Schränke und Kommoden.

Die Tücher, mit denen sich die Dame nachts das Gesicht erfrischt, waren voller alter Kotspuren. Ihre eigenen, aber das wird nicht kontrolliert.

Sie klagte schon vor einem Jahr über einen Ausschlag, großflächig.
Dieser wurde einmal behandelt, nachdem die Salbe alle war, gab es keine Kontrolle, keinen Nachschub, nichts.
Sie braucht künstliche Tränenflüssigkeit, für die wird auch nicht regelmäßig gesorgt. Auch da - keine Nachfrage, keine Kontrolle.

Leider sind wir einfach zu weit weg, um uns selber zu kümmern und engere Verwandtschaft, ja, die ist da, kümmert sich aber Null.

Meiner Meinung nach muss jedoch ein Sauberhalten und eine Fürsorge gerade bei den Personen funktionieren, welche sich eben nicht auf Verwandtschaft verlassen können.

Das bis vor einem Jahr sehr freundliche und immer gleichbleibende Personal war teils nicht mehr zu sehen, osteuropäischer Akzent fiel uns neu auf.
Was ja nichts Schlechtes ist, aber auf geringe Bezahlung oft hinweist.

Bei jedem unserer Besuche in den letzten Jahren haben wir mit der Dame im Speisesaal das Mittagessen mehrmals eingenommen.
Das Essen, früher schmackhaft, war ungenießbar.
Für ca. 50 wirklich alte und schwache, teils behinderte Menschen gab es nur die Küchenchefin an der Essensausgabe, und eine für 1 Stunde ausgeliehene Pflegekraft von Station, völlig überfordert mit der Situation, teilte hektisch die Teller an den Tischen aus.
Dabei fielen auch böse Worte, sie war total gestresst, denn oben blieb die Arbeit liegen, was sie freimütig verkündete.
Getränkewurden über die Bewohner gekippt, Essen rutsche auf die Röcke der alten Damen..

Wir haben bei jedem unserer Besuche einfach zugegriffen und die Tische abgeräumt.

Das vorhandene Personal läuft auf dem Zahnfleisch, das sah man.

Wir sprachen im Büro vor, nachdem wir im Zimmer und Bad unserer Verwandten eine Putzorgie hingelegt hatten mit mitgebrachten Putzmitteln und die Dame mit Cortison und Augentropfen erstmal notdürftig versorgt hatten.

Ergebnis der Vorsprache:
Etliche Kräfte haben gekündigt.
Die Seniorenresidenz arbeitet zur Zeit ohne Pflegedienstleitung und ohne Hauswirtschaftsleitung.
Der Heimleiter wechselt ständig.
Völlige Unterbesetzung.

Eine Bemerkung: Aber für andere ist Geld da, nur für unsere Alten nicht und die Betreuung.

Hinter die Kulissen blicken wir nicht, so wie Du.
Aber es macht wütend und hilflos.

Die eigene Zuzahlung in dem Heim beträgt übrigens etwas über 800 Euro, was die Pflegekasse zahlt - keine Ahnung. Es ist eine private Einrichtung, wie gesagt vor einem Jahr noch auf gehobenem Niveau.

Also danke, dass Du dieses Thema von hinten ausleuchtest.

Beste Grüße
modesto & Herzdame


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