Grenfell Tower only a catastrophe waiting to happen - die Gemeindevertreter haben geradezu um Menschenleben gepokert

Literaturhinweis, Mittwoch, 14.06.2017, 12:52 (vor 2479 Tagen) @ Langmut6486 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 14.06.2017, 12:56

Die schon erwähnte Bürgeinitiative hat schon 2013 in einem umfangreich bebilderten Beitrag dokumentiert und davor gewarnt, was im Falle eines Großbrandes passieren wird: die Feuerwehr vergeudet wertvolle Minuten, weil sie gar nicht an den Brandherd heranfahren kann.

Daher, weil Menschen nur dann aus Katastrophen lernen mögen, wenn sie entweder unmittelbar betroffen oder diese noch frisch im Gedächtnis sind:

- Daß solche Brände entstehen, daran sind meist unachtsame Einzelne schuld. Sie schlafen mit der Zigarette im Bett ein, lassen eine Herdplatte an, werfen im Wald oder auf trockener Wiese Zigaretten weg, grillen munter mit Funkenflug, gehen mit brennbaren Lösungsmitteln sorglos um usw. Hier hat auch die Schule ein nennenswertes Defizit aufzuweisen. Auch die sog. Brandlast in mehrstöckigen Gebäuden unterschätzt der Laie kolossal.

- Dann kommen Architekten und Bauaufsicht sowie pfuschende Bauunternehmer. Oder später eingesetzte Handwerker oder Hobbybastler in Nachbarschaftshilfe. Viele überschätzen sich selbst gnadenlos und unterschätzen die heraufbeschworenen Gefahren.

- Dann aber kommen all diejenigen, die mit vorgenannten echten Ursachen 'gar nichts zu tun' haben: die Falschparker und diejenigen, die Brandschutztüren mit Keilen offenhalten, weil das sonst so mühsam ist, mit Gepäck oder Umzugskisten hindurchzugehen.

In Deutschland und vielen anderen europäischen Staaten ist aber der Brandschutz so ausgelegt, daß -nach menschlichem Ermessen- kein Todesopfer je zu beklagen wäre (von vorsätzlicher und effektiver Brandstiftung abgesehen), wenn, ja wenn, die sorgfältig durch vorbeugenden und bekämpfenden Brandschutz aufgestellte Sicherungskette nicht permanent immer wieder durchbrochen würde!

Das geht so: bei jedem nennenswerten zum Aufenthalt von Menschen bestimmten größeren Gebäude greift zuerst die brandschutztechnische Auslegung nach den Baunormen.

Dann kommt die brandschutztechnische Begehung durch die (Berufs-) Feuerwehren, die nicht nur einmal sondern -je nach empfundenem Risiko- alle paar Jahre, ggf. sogar jährlich, stattfindet. Die (Berufs-) Feuerwehren haben zu allen Hochhäusern und zu kritischen anderen Gebäuden, etwa großen Lagerhallen, Chemieanlagen usw., Brandschutz- und Angriffspläne "in der Schublade".

Weiterhin gibt es genaue Alarmpläne, wie lange die Feuerwehren überhaupt brauchen dürfen, um nach der ersten Alarmierung vor Ort den ersten sog. "Angriff" zu beginnen. Das ist i.d.R. unter zehn Minuten!!! Egal wo!

Wenn also alles immer glatt liefe, so wäre beim typischen Brandverlauf kein Menschenleben je zu beklagen. Verbrennungen - ja; Rauchgasvergiftungen - häufig. Aber Todesopfer - eher nie. Wenn alles glattliefe.

Was passiert aber? Es gibt Vorschriften, wo wieviel brennbare Flüssigkeiten in welchen dafür geeigneten Gefäßen gelagert werden dürfen. Aber wieviele Keller oder Garagen sind Vorratskammer für die abenteuerlichsten Sammlungen an brennbaren Lacken, Farben, Lösungsmitteln, Ölen, am besten noch alles neben Opas Zeitungsausschnittsammlung ...

Gasflaschen im Keller lagern ist ebenso verboten, da Propan- und Butangas schwerer als Luft sind (Erdgas ist dagegen leichter).

Im entscheidenden Moment sind die Zufahrtswege zugeparkt, Brandschutztüren sind entweder offen, obwohl sie automatische Schließanlagen besitzen - die kann man aber aushängen oder mit Keil am Zufahren hindern (oft "nur ganz kurz mal eben" - und dann wird's vergessen - auch im absoluten Halteverbot und der Feuerwehrzufahrt wird "nur eben mal kurz" gehalten - schon eine Minute ist zu lang, wenn die Feuerwehr innerhalb nur acht Minuten anrücken können soll - das sind 12,5% der Zeit bis zum "ersten Angriff", verdammt noch mal!), oder die Flucht- und Angriffswege sind mit Kartons (am besten leicht brennbaren) zugestellt. Wenn ich irgendwo länger in solchen Gebäude zu tun habe, mache ich stets zuerst meine persönliche Brandschau, sehe mir die Fluchtwege an und gucke, ob die Fluchttüren auch wirklich offen sind, d.h. von innen zu öffnen.

Ach ja, und dann wird in Bürogebäuden gerne hintereinander durch die Sperre gegangen ("piggy-backing"), d.h. der erste 'streift' seine Karte am Zugangsautomaten und der hinter ihm geht 'einfach so' mit durch.

Nur: diese Anlage erfaßt, wer sich im Gebäude aufhält - wenn es zum Brand kommt, verläßt sich die Feuerwehr nach Räumung auf die Liste, es werden die Menschen an den Brandsammelplätzen gezählt, und wer nicht mit eigener Zutrittskarte reinging, der verbrennt drinne jämmerlich. Dasselbe gilt für Kinder, die mal 'eben so' mit hineingenommen werden, und die mangels Zugangskarte da drinne gar nichts zu suchen haben. Aber es dauert halt immer so lange, an der Pforte auf einen Tagesausweis zu warten.

Vielleicht denken einige das nächste Mal drüber nach, wenn sie es eilig haben - sei es bei Betreten oder Verlassen von Gebäuden (wer beim Verlassen nicht auscheckt, gefährdet auch Menschenleben - nämlich die der aufopferungsvollen Feuerwehrleute, die nun im verrauchten Gebäude mit schwerer Atemschutzausrüstung vergeblich nach dem bewußtlosen Opfer suchen, das sich längst zuhause das Feuerchen im Fernseher ansieht ...)!

Und vielleicht parkt man mal nicht dort, wo die StVO bewußt Abstand von Kreuzungen vorschreibt - damit nicht nur der eigene Smart noch um die Ecke paßt, sondern auch und gerade der Vierzigtonner von der Feuerwehr mit den ersten 12.000 Litern Löschwasser, die die Zeit überbrücken sollen, bis die ersten Schläuche zum Hydrant gelegt sind.

Und vielleicht versucht sich jemand vor der kopflosen Flucht zum Sammelplatz einzuprägen, welcher Kollege aus demselben Büro womöglich gerade vor kurzem zur Toilette gegangen war und nichts mitbekommen hat ...

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