Gottchen

weissgarnix ⌂, München, Donnerstag, 01.06.2017, 13:40 (vor 2518 Tagen) @ ijoe2825 Views

Dennoch wäre eine Transferunion in unserem Interesse.

Der Konjunktiv ist hier völlig fehl am Platz. Defacto ist die Transferunion längst verwirklicht. Deutschland hat durch seine obsessiv auf den Export konzentrierte Politik kräftig und an vorderster Stelle dazu beigetragen.

Kurz- und mittelfristig würde das zwar erhebliche Zahlungen von
uns an die anderen Länder bedeuten. Deshalb fordern es die anderen ja auch so laut.

Mittelfristig werden nicht die (Schuldner)-Länder und deren Politiker am lautesten danach schreien, sondern deutsche Exportunternehmen. Das sind primär technisch orientierte Mittelständler, mit einer starken politischen Verankerung in der CDU.

Langfristig ist mit Blick auf die oben genannten Fakten und die
demografische Entwicklung davon auszugehen, dass wir der Empfänger von
Transferzahlungen werden.

Bullshit. Es geht doch auch überhaupt nicht um Transferzahlungen, sondern allenfalls um die weitere Bedienbarkeit von existierenden Schulden (aus dem Import) sowie die Möglichkeit zu deren Neubegründung. Bitte die Griechen studieren, deren eigene Politik sehr, sehr happy mit einem Schuldenschnitt wäre und auf eine "Transferunion" (hier verstanden als weiteres Durchwurschteln durch eine auswegslose Überschuldung mittels fortgesetztes Stunden und Strecken primär deutscher Kreditforderungen) durchaus verzichten könnte. Varoufakis und sein gestreckter Mittelfinger gegenüber Deutschland, erinnert sich noch jemand? Das Hauptinteresse an einer Transferunion haben die Deutschen. Nur darf sie natürlich nie, nie, nie auch so genannt werden, das ist ja völlig klar.

Hirngespinst?

Nope. Realität. Schon heute.

Und die Politik der letzten Jahre trägt bereits den Keim
des Niedergangs in sich.

Ja, nur leider anders als vermutet. Bei Beibehaltung des Status Quo werden den Deutschen halt in den nächsten Jahren reihenweise ihre Financial Assets abroad um die Ohren fliegen, wie 2008ff all die schönen weil "sooo sicheren" ABS-Papiere und Hypothekenpfandbriefe, und sicherlich die eine oder andere deutsche Bank.

Faktisch ist es natürlich höchst
unwahrscheinlich, dass die Franzosen und Italiener für uns zahlen würden.

Das glaube ich noch nicht mal. Es ist aber sehr, sehr unwahrscheinlich, dass sie weiter ihren Import aus Deutschland aufrechterhalten können, wenn ihnen Deutschland dafür nicht die Finanzierung stellt.

Dringend erforderlich ist deshalb eine Umkehr unserer Wirtschaftspolitik.

Yep. Nur leider politisch nicht durchsetzbar. Denn dazu wäre eine Fokussierung auf den Binnenkonsum erforderlich, inklusive aller Konsequenzen.

sich erhebliche finanzielle Lasten aufbürdet
(Migranten, Eurozone) und seine Ersparnisse so schlecht anlegt,

Ein sehr probates Mittel wäre zum Beispiel, die Migranten zu integrieren und in einer binnenorientierten Wirtschaft zu adequat ausgebildeten Arbeitskräften zu machen (McDo-Jobs, Pflegepersonal). Dafür müsste man aber zunächst mal Geld in die Hand nehmen, ist ja klar. Das wäre aber politisch kaum zu vermitteln, daher wird es nicht passieren.

Also, Eurobonds aus betrüblichen Gründen für Deutschland

Die Gründe sind überhaupt nicht "betrüblich" sondern rein arithmetisch. Wer als Kreditgeber der Welt nachhaltig erfolgreich sein will, muss zusehen, dass seine Kreditnehmer liquide bleiben und sich auch zukünftig verschulden können. That's it. Wenn man das nicht will, dann muss man einen anderen Weg finden. Wenn man das auch nicht will, dann muss man auch gar nichts tun. Nur wird man dann von der Realität eingeholt werden. Und das ist dann betrüblich, fürwahr


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