Fremdsprachen lernen

Leserzuschrift, Sonntag, 21.05.2017, 14:52 (vor 2525 Tagen) @ Literaturhinweis7850 Views

Aus meiner praktischen Erfahrung ist der typische Fremdsprachenunterricht ziemlich untauglich, weil das Gehirn - außer vielleicht bei trainierten Simultandolmetschern - eine gewisse "Warmlaufzeit" braucht, um von einer Sprache in eine andere zu wechseln.
Kaum sind die - ungeübten - Schüler halbwegs in der Fremdsprache angekommen, klingelt das Pausenzeichen. Es wäre besser, beispielsweise alle zwei Wochen einen ganzen Tag der Fremdsprache zu widmen als zwei, drei isolierte Stunden pro Woche.

Das nächste Lernhindernis ist das ständige Übersetzen zwischen Fremd- und Muttersprache. Das Denken bleibt in der Muttersprache verhaftet, während die verbale oder schriftliche Kommunikation in der fremden Sprache erfolgt. Am Anfang ist das wohl nicht zu vermeiden, jedoch sollte aus meiner Sicht das Primärziel jedes Fremdsprachenunterrichtes darin bestehen, so schnell wie möglich ein Denken in der Fremdsprache zu erreichen. Hauptvoraussetzung dafür ist ein ausgewähltes Grundvokabular aus ein paar hundert Worten, gepaart mit einer rudimentären Grammatik. Sobald der Schüler in der Lage ist, "radebrechend" in der anderen Sprache zu denken, ist das Gröbste überstanden, denn er kann sich jetzt weitere Kenntnisse aneignen, ohne den Umweg über die Muttersprache gehen zu müssen.
Der Rest ist dann: üben, üben, üben.

Übrigens glaube ich, dass das bis zum gewissen Grade auch für andere Fächer gilt. Für den Schüler sind die teilweise abstrakten Denkmuster der Naturwissenschaften (insbesondere Mathematik) de facto auch eine Art Fremdsprache.
Wer an der "höheren" Mathematik scheitert, hat wahrscheinlich nie gelernt, mathematisch zu denken.


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