Die Krücken Recht, Staat und Rechtsstaat brauchen von mir keine Apologetik.

BillHicks ⌂, Wien, Dienstag, 09.05.2017, 13:07 (vor 2537 Tagen) @ BillHicks12674 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 09.05.2017, 13:45

--- LESERZUSCHRIFT mit Bitte um Veröffentlichung ----

Hi BillHicks!

Hi ~HALBGOTT~,

"Es wird beides brauchen: Einsicht in wesentliche staats- und
rechtsphilosophische Grundlagen bei den Eliten UND bei den Bürgern."


Das sehe ich doch ziemlich anders!

Diese "Einsicht in wesentliche staats- und rechtsphilosophische
Grundlagen" ist zunächst von "Recht & Gesetz"-Apologeten wie dir selbst zu
erbringen!

Jetzt werde ich als "Recht & Gesetz"-Apologet bezeichnet, das ist ja herzig. [[herz]]
Nur um das mal klar zu sagen: Recht und Gesetz, Staatlichkeit und Rechtsstaat sind für mich ("nur") Krücken. Da braucht man gar nichts zu "apologetisieren".
Der Umstand alleine, dass es sich dabei um Krücken handelt, heißt aber nicht, dass man diese einfach konsequenzenlos von jetzt auf gleich weglassen könnte oder aber dass die spezifische (unterschiedliche!!) Beschaffenheit der Krücken gänzlich irrelevant wäre.

Jeder hingegen, der das glaubt, sollte die eigene Hybris endlich beenden und in eines der libertären Paradiese südlich der Sahara ziehen. Da gibt es keinen Staat und schon gar keinen Rechtsstaat.
Alternativ empfehle ich eine Horde oder Stammesgemeinschaft. Freilich ohne den Klimbim der Zuvielisation (sic). Vorher noch sämtliches Vermögen spenden. Sich voll der Horde anvertrauen mit allem Zip und Zapp. Kein Staat, kein Geld, keine privat- oder öffentlich-rechtlichen Fälligkeitstermine.
Das muss doch genial sein, oder?

Gerne bin ich bereit, dir dabei schnell auszuhelfen. Ich verweise dich
hierzu auf längst erbrachte rechtsphilosophische Grundlagenarbeit der
deutschen Dichter- und Denkergiganten!

Jetzt bin ich gespannt.

Etwa Georg C. Lichtenberg:

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Um sicher Recht zu tun,
braucht man sehr wenig vom Recht zu wissen.
Allein um sicher Unrecht zu tun,
muss man die Rechte studiert haben.

Georg Christoph Lichtenberg

(deutscher Mathematiker und Professor für Experimentalphysik)

==========================

Damit ist doch alles gesagt!

Was genau ist damit für Dich gesagt?

Und zwar in nur einem Satz!

Wer es ausführlicher haben will, der lese dann halt auch mal Kafka.

Bekanntlich ein Rechtsphilosoph von Weltformat. Nicht.

DER
PROZESS vermittelt - als Pflichtlektüre in den überhöhteren
öffentlich-rechtlichen Leeranstalten - eigentlich schon den Schulkindern,
was vom sogenannten "Rechtsstaat" zu halten ist.

Und überhaupt, du hast den Debitismus nicht verstanden, @BillHicks.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich bis heute nicht verstehe was mit der Zeichenfolge D e b i t i s m u s genau gemeint ist. Der Begriff "Debitismus" ist mir nicht klar. Er wird von vielen hier verwendet, aber mir kommt es so vor als könnte die Bedeutung ziemlich vielschichtig wechseln.

===================================

Denn der DEBITISMUS

ist die LEHRE VOM UNRECHTSSTAAT!!!

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Endlich mal eine Definition. Danke!
Der Debitismus ist also ein Typ von Lehre.
Gut.
Eine Lehre wovon?
Vom Unrechtsstaat.
Prima.
Bin gespannt wer sich dieser Definition anschließt und den Begriff dann zukünftig so verwendet.

Der (normative) "Rechtsstaat" ist also ... ein OXYMORON!

Der Rechtsstaat ist für Dich ein Oxymoron, weil der Debitismus die "Lehre vom Unrechtsstaat" ist?

Das ist einfach zu begreifen.

Was genau ist weshalb genau "einfach zu begreifen"?

So verwundert es auch nur Ignoranten, wenn
Nazi Göring und Jude Spinoza sich weltanschaulich einig sind:

"Das Recht und der Wille des Führers sind eins."
--- Hermann Göring

"Jeder hat soviel Recht, wie er Macht hat."
--- Baruch de Spinoza

Die beiden Einzeiler stehen für mich erstens nicht für dieselbe Idee und werden zweitens beide nicht der Idee des Rechtsstaates gerecht.
Ja, es ist sehr schwierig - und in praxi niemals endgültig zu erreichen - einen Rechtsstaat zu bauen. Einen Staat also, der vollständig vom Recht regiert wird. Das Recht, als völlig unkörperliches Phänomen, soll an der Spitze eines Staates stehen? Wie geht das? Nur durch Institutionen. Wie diese aber in all' ihrer Komplexität auszugestalten sind um der Idee der Herrschaft des Rechts auch nur nahe zu kommen ist überhaupt gar nicht eindeutig klar und bislang im wesentlichen - auch in den USA - gescheitert.
Das macht die gesamte Veranstaltung ("Rechtsstaat") höchst unangenehm, aber die Auseinandersetzung damit nicht weniger wichtig.
Eine Trivialisierung ("Führer befiel! Wir folgen.") ist einfach und bequem, aber wird - auch nach gut 40 Jahren Hurra-Individualismus - doch hoffentlich niemand mehr ernsthaft in Erwägung ziehen.

Die naiv-anarchistische Vorstellung, dass es doch toll wäre, wenn es keine Macht für niemanden gäbe ist fast so süß wie die naiv-ökonomische Vorstellung der "Reinen Ökonomie", dass es gar keine Macht - sondern eben "Reine Ökonomie" - gäbe.
Stützel räumt mit solchem Gedankensalat sehr konsequent auf. Ich empfehle seine Dissertation von 1952 (wortgleich 1972 nachgedruckt) gerne noch einmal:
Stützel, W., 1972. Preis, Wert und Macht: analytische Theorie des Verhältnisses der Wirtschaft zum Staat. Scientia-Verlag.

Soweit erst mal.

Danke & Gruß,

~ HALBGOTT ~

Danke für die Leserzuschrift!

Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.


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