Eine erotische Beziehung zu "Gedecktem Geld"

Nico, Sonntag, 07.05.2017, 18:34 (vor 2539 Tagen) @ Literaturhinweis7199 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 07.05.2017, 18:43

Irrsinn ist es in beiden Fällen,


"Kaufen" durch tauschen (etwa zehn Eier gegen einen Sack Mehl) ist kein
Irrsinn, sondern u.U. sogar für Subsistenzwirtschaftler sinnvoll.

Ja, und monetäres Wirtschaften bedeutet zwar im Bezug auf eine einzelne Transaktion kein Tauschen, läuft aber in seiner Gesamtheit auf ein Tauschen hinaus.

aber das Drucken mit der Notenbank ist etwas anderes, als bereits

bestehende Schuldtitel aufzukaufen.

Wieso? Das Drucken OHNE Kaufen ist doch keine Geld-Emission - die Paletten
an bereits frisch gedruckten Scheinen sind ja noch nie volkswirtschaftlich
relevant gewesen.

Genau so ist es, und Schulden entstehen immer durch Kauf. „Kaufen“ im weitesten Sinne, als die Entgegennahme einer in Rechnung zu stellenden Leistung.

Mit was soll denn die Notenbank etwas "Neues" kaufen, wenn nicht mit
frisch gedrucktem Geld? Wenn sie es anders bewerkstelligen wollte,
wäre es ja ein bloßer Aktivtausch, d.h. "Verkaufe Anleihe A zu 100
Euro, kaufe Anleihe B zu 100 Euro" oder "Verkaufe 100 Bürostühle
zu je 1 Euro und kaufe Anleihe B zu 100 Euro".

Genau so ist es, Geld entsteht (wenn man nämlich so will) immer aus dem „Nichts“, und „gedeckt“ ist Geld immer einzig durch das, was es (im Prozess seiner eigenen Entstehung) selbst gekauft hat.

Ich sehe nicht, wie eine Notenbank ohne Drucken von Geld "aus dem Nichts"
IRGENDETWAS je hätte kaufen können (gleiches gilt für Giralgeld der ZB,
da fällt nur der Umweg übers Papier weg).

Der unterschied einer Zentralbank zu anderen Wirtschaftsindividuen besteht darin, dass deren Schulden zugleich per Gesetz Zahlungsmittel sind. D. h., dass ihr Geld (=Schulden) unter allen Geldern das liquideste ist, und so keine höhere Liquidität von der Zentralbank noch abverlangt werden könnte. „Bezahlen“ bedeutet zwar allgemein das Stellen eines Nachschuldners, in aller Regel aber auch die Transformation einer Schuld in eine höhere Liquidität.

Während beim AUFKAUFEN bestehende Schuldtitel aufgekauft werden, steht

hinter dem Drucken mit der Notenpresse gar nichts (von der Herstellung der
Notenpresse, der Ernährung der Drucker usw. mal abgesehen).

Der Satz ergibt im Licht des oben Gesagten m.E. keinen Sinn - soweit die
Notenbank nur "druckt", aber nicht ausgibt, passiert gar
nichts.

In der Tat sinnlos. Was auch immer gekauft wird, wird der Schuld in identischer Höhe (aktiv) gegengebucht, und wenn es sich dabei um ausgedrückte Zigarettenstummel handelt. Eine Zentralbank könnte sich das auch leisten, weil sie nicht bankrott gehen kann. Die Zentralbank ist ein Staatsorgan, welche politische Entscheidungen vollzieht. Ob diese politischen Entscheidungen demokratisch legitimiert sind, oder „unabhängig“ getroffen werden (wobei auf letzteres auch noch mit Stolz hingewiesen wird) ist eine andere Frage.

Die Verwässerung bzw. Vernichtung der Währung schreitet beim DRUCKEN

ungleich schneller voran.

Das ist vom Tage EINS der Geldemission einer Notenbank so, wenn sie
das Recht besitzt, Noten zu emittieren, ohne zuvor Kollateral vorzuweisen,
etwa Gold.

Vielleicht erhalte ich ja heute mal eine Antwort auf die Frage, was man sich unter einer „verwässerten Währung“ überhaupt vorstellen soll.

Daß sie, wie bei der Bundesbank bei Gründung, dafür Forderungen an den
Staat bilanziert, sieht zwar toll aus, aber es ist nichts als creatio ex
nihilo, genauso, wie es Augenwischerei ist, wenn sich zwei Notenbanken
gegenseitig mit Geld "beschenken" und das jeweilige "Aktivum"
Reservewährung oder Fremdwährungsreserven nennt.

Das ist nur ein Hütchenspiel.

Richtig, wobei sich die Notenbanken dabei aber nicht einfach nur gegenseitig Geld schenken, sondern Sozialprodukt des eigen Landes an eine andere Nation verteilen.

Wie sagte schon Henry Ford:

„Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

Schön aber, dass du, werter Literaturhinweis, nun auch an dieser Revolution mitarbeitest, und dabei den Nagel auch voll auf den Kopf triffst.

Selbstverständlich ist es das Privileg eines jeden Staates Geld (genauer „Zahlungsmittel“) nach politisch zu beurteilendem Bedarf zu drucken. D.h., der Staat darf seine Schulden zins- und tilgungsfrei emittieren. Wenn der Staat dieses seines Rechtes beraubt ist, dann bedeutet das, dass die Gesellschaft dieses Rechtes beraubt ist, und somit letztlich auch der Einzelne. Niemals wäre ein souveräner Staat jemals darauf angewiesen, sich Geld erst leihen zu müssen. Dass aber erst der Schuldenstaat die Wirtschaft paralysiert, hat @dottore (PCM) in seinen Werken (insbesondere „Die Krisenschaukel“) sehr zutreffend beschrieben. Diese Paralyse nennt @dottore „Verrentung“. Solch eine schleicht sich erst nach und nach dadurch ein, dass alle neuen Kredite durch die Zinsbelastung der auflaufenden Schulden sukzessive ihre Nachfrage-Wirksamkeit verlieren (Tzatziki-Effekt). Die Zeit vor dem Einsetzen dieses Tzatziki-Effektes ging hingegen als die Zeit des „Deutschen Wirtschaftswunders“ in die Geschichte ein. Ein Wirtschaftswunder ist also keine Ausnahme, sondern der Normalzustand. Wir erleben aber derweil einen pathologischen Dauerzustand, weil eine der menschlichen Gesellschaft fremde Macht diese wie ein Parasit infiltriert hat – ein Staat im Staate, welcher in letzter Zeit auch vermehrt „Tiefer Staat“ genannt wird. Wir werden nun primär dadurch beherrscht, dass wir von der staatlichen Geldemission mehr und mehr abgeschnitten werden. Dabei hält uns der Parasit sogar künstlich am Leben, in dem er die staatliche Geldemission bei Bedarf, aber immer nur auf ein Minimum beschränkt substituiert. Solche Vorgänge kennen wir unter dem Begriff "Notenbankinterventionen". Diese Unterstützung wird wieder zurückgefahren, sobald der Patient wieder zu Kräften kommt, um diesen so weiterhin am Rande des Kollaps zu halten. Genau so war es z.B. auch in der Zeit nach 2008 zu beobachten.

Dieser Parasit macht sich derweil die nur natürliche Assoziation von Geld mit realen physischen Werten zunutze. Während der Mensch nämlich von solchen physischen Produkten und dessen Austausch existiert, lässt er sich so nur all zu leicht in die Vorstellung irreführen, dass das von physischen Gütern lediglich abstrahierte Geld selbst eines Schutzes bedürfe, so als würde man einen Spiegel in einen Safe verwahren, um das eigene Antlitz zu bewahren zu suchen. Das allein wäre freilich nicht so schlimm, wenn diese Fixierung dabei nicht auf allen Ebenen in eine ruinöse Politik münden würde (jeder Einzelne betreibt Politik).

Ein @Rybezahl kann es dabei nicht lassen, aber genau solch eine Vorgehensweise einzufordern. Zahlungsmittel sind solche, weil sie gesetzlich bestimmt wurden. Deren Wert besteht einzig darin, dass diese in ihrem Nennwert Schulden tilgen können. So könnte der Staat also auch jeder Zeit seine eigenen Schulden mit selbst-erzeugten Zahlungsmitteln tilgen. Dass der Staat damit eine Inflation auslöst, wäre ein ausdrücklich erwünschter Effekt. Zahlungsmittel sollten immer einer beständigen Entwertung ausgesetzt sein, weil solche andernfalls zu einer Wertanlage für das Publikum zu verkommen drohen. Dieser Effekt wäre dabei übrigens auch unter dem Begriff „Verrentung“ mit einzuordnen, welcher nämlich das Halten monetärer Staatstitel in privater Hand beschreibt.

Schöne Grüße

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


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