Passiva sind Behauptungen ohne eigene Existenz

Orlando ⌂, Mittwoch, 12.04.2017, 10:46 (vor 2570 Tagen) @ Silke10640 Views

Ich habe auch gerade "Geldscheine" vor mir liegen. Sie sind von 1910.
Sie waren als Geldscheine 1910 existent und wurden 1910 aktiv bilanziert.
Heute sind es nur bunte Papierstücken.
Da die Systemeigenschaft "gültig" seit dem Ende des deutschen Reiches
nicht mehr verteidigt wird, das Passivum "Befähigung zur Gültigerklärung
von Schuldverhältnissen durch die Reichsbank per Machtakt" nicht mehr
vorhanden ist, kann ich diese Scheine nicht aktiv bilanzieren.

Ist klar. Bilanzieren geht schon, aber nur zum Papierwert oder als Sammlerstück etc.


Die daneben liegenden Euroscheine kann ich noch aktiv bilanzieren
(Aktivum), da sie die Fähigkeit des ZMS im Gültigkeitsbereich darstellen,
Steuern erheben und Schuldverhältnisse nach gesetzlich vorgeschriebenen
Prozedere beurkunden zu können (Passivum).

Der Geldschein dokumentiert eben kein SchuldVERHÄLTNIS, sondern dokumentiert eben gerade lediglich das Guthaben. Nur deshalb funktioniert er, er ist kein Wechsel. Er ist Titel und Aktivum in einem. Natürlich nur innerhalb eines irgendwie gearteten Staatswesens, das wird immer mitgedacht. Es gibt keinen spezifizierten Schuldner. Manchmal ist irgendeine Unterschrift auf dem Geldschein, aber bei dieser Person kannst Du nicht vollstrecken, Du kannst den Geldschein überhaupt nirgends vollstrecken, vor allem nicht bei der Zentralbank, wo die Geldscheine passiv stehen, sondern nur Steuern damit zahlen. Außer dem Staat selbst ist niemand sonst gezwungen, ihn zahlungshalber anzunehmen (Vertragsfreiheit).


In allen Bilanzen lassen sich den Aktiva die Passiva zuordnen.
Aktiva ohne Passiva gibt es nicht.
Das kann man korrekt, kreativ oder falsch machen.

Selbstverständlich gibt es Aktiva ohne Passiva. Und nur die Aktiva existieren dinglich (anfassbar, gegenständlich, mit Gewicht, Ausdehnung etc). Die Passiven sind eine Behauptung, ein Titel, eine Übereinkunft, ein Recht etc., etwas Virtuelles, nenne es wie Du willst, aber Passiva sind keine DINGE oder SACHEN.

Wenn Du den Schuldschein (ein bloßes Dokument oder Urkunde, nicht das Guthaben selbst) verlierst und der Schuldner stellt sich dumm und Du hast keine Zeugen, ist dein Guthaben weg. Das Auto, das sich der Schuldner mit Deinen Mitteln gekauft hat, bleibt aber existent. Deshalb sage ich, dass Passiva nicht existieren. Vor allem gibt es sie nicht ohne Bilanzen und Aktiva, zu letzteren bilden sie eben gedachte Ausgleichsposten.

Gäbe es keine Bilanzen, gäbe es keine Passiva. Die Häuser, Grundstücke etc. existieren auch ohne Bilanzen und hat es auch vor der Einführung derselben gegeben.

Wenn ein gütiger Gott uns über Nacht die Herrschaft (oder "Zentralmacht", wie Ihr sie nennt) wegnehmen würde, würden alle Passiven über kurz oder lang mit ihr verschwinden.

Noch zur somalischen Wirtschaft, dort wird natürlich somalische Währung benutzt. Im Grunde ist es eine Feudalwirtschaft per Beschlagnahmung mit Hilfe von Gutscheinen (Urkunden) zur Vereinfachung wie in der alten DDR.


Ich bezweifle, dass eine Mythisierung von Geld und Schuld (Guthaben lässt man gerne außen vor, siehe Kopfbild oben rechts hier) das Verständnis erleichtert. Ich glaube, dadurch ist das Gegenteil der Fall.


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