Eine spannende These mit vielen Denkanstößen von einem tiefgründigen Denker

Silke, Mittwoch, 05.04.2017, 11:32 (vor 2577 Tagen) @ Ostfriese11029 Views
bearbeitet von Silke, Mittwoch, 05.04.2017, 11:37

Lieber Ostfriese,

der Beitrag erinnert mich an deine Ausführungen bei Herrn Stelter, wo der Debitismus für ein paar Silberlinge verraten wird, wie auch bei Malik.
Er verhallt missverstanden und wahrscheinlich aus gutem Grund abgelehnt.

ich möchte mich in diesem Zusammenhang und an dieser Stelle bei dir und
auch bei anderen Usern für die anerkennenden Worte zu meinen Beiträgen
bedanken.

Ich habe zu danken. Jeder weiterführende Denkansatz kann entscheidend sein, das Wesentliche hinter der Erscheinung zu erahnen und sich selbst nachvollziehbarer wiederzugeben.

Erst musste ich mich geistig hinter die wirtschaftswissenschaftlichen Religionen wie die Tauschtheorie des Mainstreams begeben.
Kaum hat man sich mit der Eigentumsökonomie, mit den genialen Denkansätzen von H/S vertraut gemacht, muss man feststellen, dass der "Produktionsschleier den Geldschleier" verdeckt, und nicht umgekehrt.
Dann kommt die nächste große Wendung. Debitismus im weiteren Sinne muss als Variante des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik verstanden werden und alle Phänomene des Wirtschaftens als Ausdruck von darunter liegenden Schuldverhältnissen.
Diese wiederum bilden zugrunde liegende Machtverhältnisse ab. Eigentumsökonomie mit ihren unendlich vielen und hochkomplexen Beschreibungen lässt sich auf die Prozesse der gewalttätigen Machtnahme, der Besicherung und der Refinanzierung der Machthaltung zurück führen.
Wem sollen solche Überlegungen gefallen?
Den Machthaltern, den Apparatschik‘s, den Profiteuren, den Verstrickten, den Verwirrten?
Sie haben ihren dringend benötigten Terminaufschub, auch wenn dafür ein hoher Preis zu zahlen ist.
Und dann kommt ihr noch mit Leuten wie Baudrillard und wollt zu Recht die etablierte Simulation erschüttern.
Das ist ganz schön hart.
So viele Nebenfächer müssen im @Kurt'schen"Hauptstudium" belegt werden...

Die Entwicklung des Debitismus im engeren Sinne als Forumsthema sehe ich
im Zusammenhang mit den morphologischen Betrachtungen von
Leo Frobenius
einem Vorläufer von Oswald Spengler und Arnold Toynbee. Er sieht die
Phasen der ‚Ergriffenheit (Frühphase)‘, des ‚Ausdruck
(Reifephase)‘ und der ‚Anwendung (Endphase)‘ nicht nur im
kulturellen Verlauf, sondern in den Worten von Spengler auch als
„genaue[s] Seitenstück zur Kleingeschichte des einzelnen Menschen, eines
Tieres, eines Baumes oder eine Blume.“ (zitiert nach
David
Engels
S. 43). Die Morphologie war für mich zum ersten Mal vor mehr
als einem halben Jahrhundert ausführlich das Thema speziell am Beispiel
des Impressionismus im Kunstunterricht, der mich im Sinne der Betrachtungen
aus der Metaebene – der Universalgeschichte von Spengler und Toynbee, des
‚Chocs‘ und des ‚punktums’ – tief beeindruckt hat.

„Jeder simuliert sich die Wirklichkeit mit den Wörtern seiner Texte zu seiner eigenen wahrgenommenen individuellen und subjektiven – im Gehirn stattfindenden – Realität, die sich nur nach einem selbst erlebten Riss – einem ’punktum‘ und ’Choc‘ – verändern lässt.“
@Ostfriese
Vielleicht sind wir weniger zyklisch als spiralig unterwegs.
eklektizistische und pessimistische Tendenzen schrecken ab, da Leben prinzipiel erst einmal optimistisch daher kommt. Fatalismus ist schon schwer genug.
Für Kulturen gilt das gleiche wie für Lebewesen und deren Fraktale.
Informationen werden entdeckt (sie sind ja schon da), komplex miteinander zu Wissen verwoben, auch wenn sie stets nur Modelle der Wirklichkeit abbilden und auf verschiedenen Wegen gesichert und weitergegeben (genetisch, epigenetisch, per Memplexen, morphischen Feldern, kulturellen Klammern u.a.).

By the way – Einschub: Diejenigen, die nicht empfänglich sind für die
darstellende Kunst oder die Malerei, können sich bitte das Weiterlesen
ersparen!

Damals hörten wir auch erstmals den Satz: „Die Kunst ist tot, es
lebe die Antikunst!“ von Marcel Duchamp als Interpretation der Endphase
der künstlerisch-malerischen Entwicklung des Abendlandes. Er kaufte
einfach ein Fahrrad-Rad
(„Das Original landete auf dem Müll, so Duchamp, wurde jedoch
mehrfach rekonstruiert.“), malte einige farbige Punkte auf die Speichen,
signierte es und stellte es in die Ausstellung. Fertig. Im Hinblick auf
Franz
Radziwill
, der in Dangast – einem Nachbarort unserer Schule wohnte
– formulierte der Kunstlehrer: „Schlechte Bilder kann jeder malen –
Spiegeleier im Himmel – aber gute, das kann nicht jeder.“ – und
Radziwill hat auch sehr gute Bilder gemalt, wie wir lernen durften! Edvard
Munch war der letzte abendländische Künstler mit einem eigenständigen
malerischen Werk. Es kommt nichts Neues mehr – alles schon irgendwie
dagewesen!

Jeder sucht und findet eigene Zugänge, ob nun so, oder so oder so oder so.

Die ‚Frühphase‘ des Debitismus verorte ich in den letzten drei
Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts. Hervorgehoben vor allem durch die
Werke von Paul C. Martin und Heinsohn/Steiger. Mit einem
‚unbekümmerten‘ und ‚erfrischenden‘ Übermut werden neue Deutungen
und Interpretationen ökonomischer Zusammenhänge in den Raum und zur
Diskussion gestellt.

Die Zeit war reif. Viele nachdenkliche Menschen landeten früher oder später auf ihrer Suche im EWF/DGF, fühlten sich besser aufgehoben als anderswo. Und sie haben vielfach Eigeninteressen hintenan gestellt und sich sehr eingebracht. Die verschiedensten Fachgebiete konnten in neuartiger Kommunikationsform kooperierend eingebunden werden.

Die ‚Reifephase‘ beginnt im neuen Jahrhundert mit der Ausformulierung
der Machttheorie und dem Aufbau eines umfassenden Archivs in gemeinsamer
Arbeit mit vielen kenntnisreichen Usern im Gelben Forum. Hier dürfen wir
eine sehr hohe geistige Kreativität und den bedingungslosen Willen zur
Offenlegung und dem Bewusstwerden ökonomischer Kausalitäten erleben. Die
Anlage des Archivs erweist sich als sehr wichtig und hilfreich, um die
Struktur der Phase zu erkennen und zu erhalten. Die politischen Ereignisse
ab 2015 änderten die Wahl der Themen im Forum mit der Folge, dass die
Beschäftigung mit dem Debitismus zur Seite gedrängt wurde. Foren sind
eben lebende Systeme, die den Zeitgeist widerspiegeln. Die abnehmende
Anzahl der Leser von Fäden mit debitistischem Inhalt zeigt es m.E. Die
kenntnisreichen User sind ausgelaugt und wollen keine Arbeit, die
umfangreiche Zeit erfordert, mehr investieren in die „ewige Wiederkehr
des Gleichen“ – da eben im Rahmen des Forums „alles gesagt ist“.
Das wird noch verstärkt durch den auch von dir beklagten abwertenden
Gebrauch von Wörtern – hinter den Nicknamen der User stehen immer noch
Menschen. Es muss natürlich fest und hart an der Sache mit der nötigen
Zurückhaltung argumentiert werden – persönliche Verunglimpfungen sind
tunlichst zu vermeiden. Als Späteinsteiger weiß ich, wie schwer es ein
Neuzugang ohne ökonomisches Basiswissen hat, sich in die Theorie des
Debitismus einzuarbeiten. @Ashitaka hat dazu in dem Beitrag
‚Code’
– eines auf J. Baudrillard zurückgehenden Begriffs – einige
Ausführungen gemacht. Um die
Sätze:
„Die Sicherheit, um einen Kredit zum Zweck des Kaufes von Staatsanleihen
aufzunehmen, ist die Staatsanleihe, die erst noch gekauft werden muss. Das
ist völlig logisch und schlüssig, wenn man das System von Grund auf immer
wieder durchdenkt und vorstellen kann. Die Bilanzausweitung der Notenbanken
ist die Zerstörung des Vertrauens in das Abgabensystem (Geldsystem).“
von
@Heikin
Ashi
zu verstehen, braucht es eben viel Zeit und abgespeicherte
Kenntnisse im Hinterkopf. Dann erwirbt man vielleicht die Fähigkeit, um
„auf einem Fuß zu balancieren“ – etwas Spaß muss sein! Mit der
zunehmendem Ausgestaltung der Theorie müssen jetzt auch Querverweise und
viele Zitate, die ja nur im Zusammenhang der entnommenen Texte zu verstehen
sind, gebracht werden – was auch typisch ist in einem historischen
Abschnitt des konservativen Erhaltens. Die genauen Quellenangaben sind
jetzt auch für die Neuzugänge zwingend erforderlich, da die Verweise und
die Zitate nur im Kontext der sie umgebenden Texte zu verstehen sind. Das
Archiv und die anderen interessanten Fäden sind eine unerschöpfliche
‚Erzmine‘, deren Schätze immer wieder neu entdeckt werden müssen –
gerade für neue User. An den Texten dürfen keine sprachlichen oder
inhaltlichen Veränderungen vorgenommen werden – einem noch lebenden
Maler ist auch nicht erlaubt, seine Meisterwerke, die schon im Museum der
Öffentlichkeit zugänglich sind, mit zusätzlichen neuen Pinselstrichen
‚nachzubessern‘ und zu ‚verschönern‘! Bis vor einiger Zeit war ich
geneigt zu vermuten, dass die ‚Endphase‘ der debitistischen
Betrachtungen im Forum eingeläutet sei. Ich vergleiche das mit den
Mendelschen Regeln, die in den 1860er Jahren von dem Augustinermönch und
Hilfslehrer Gregor Mendel erkannt wurden. Erst 1900 wurde sein Wissen von
den Botanikern Hugo de Vries, Carl Correns sowie Erich Tschermak
unabhängig voneinander wiederentdeckt und die nötigen Beweise erbracht.
Dieser Faden belehrt mich glücklicherweise eines Besseren. Danke dafür!

Alles sehr schön beschrieben.
Unterschätze den Widerstand nicht.
Den der wissenden Profiteure, den der Ahnenden, den der Festgefahrenen, den der Therapiebedürftigen.
Mancher müsste sein Lebenswerk über Bord werfen und neu sortieren.
Du kennst die Erwiderungen auf deine Beiträge hier und da.
Dummheit ist da noch die harmloseste Unterstellung.

By the way – Einschub: Das Denken von @Ashitaka und Jim Simons

Das obige Zitat und auch die weit zurückliegenden Diskussionen über
Preise und Werte zeigen ein Denken in relationalen und funktionalen
Beziehungen und Abhängigkeiten von der Zeit in gleichzeitig
unterschiedlichen Ebenen. Die Sätze führen zentrale debitistische Inhalte
in einer kurzen Zeichenfolge zusammen. Das erkennen wir auch bei James
Simons, wenn wir einen Blick werfen in die Unterlinks – besonders in die
für seine Finanzmathematik wichtige Fähigkeit zum ‚diagram chasing‘
– er hat ja auch auf dem Gebiet der Theorie der Homologie und der
Cohomologie und ‚Minimal varieties in Riemannian Manifolds‘ geforscht
– einfach genial. Jetzt können wir den
Beitrag
auf https://www.youtube.com/watch?v=Ro3Atb2uNc0 sehen. Viele Leser
verstehen deshalb weder den Einen noch den Anderen.

Mathematik ist eine Sprache, eine Ausdrucksform.
Wenn ich nicht weitergehen will oder kann bleibe ich in jeder Sprache stehen, falle zurück oder schweife ab.

Um
‚Das
perfekte Verbrechen
‘ zu erkennen, ist eben die
Änderung
der Blickrichtung
notwendig.

"Sie (die Welt) bleibt im Grunde das große, entsetzliche Rätsel, vor dem wir uns durch die formelle Illusion der Wahrheit schützen."

Das momentan vorherrschende und gegenwärtige Gefühl kommt leider leider
in dem Kommentar: „Natürlich geht das Westler System zugrunde – wie
Rom, an Umverteilung von unten nach oben, Geburtenstreik der Unterklassen
(völlig gerechtfertigt), militärischer Zahnlosigkeit, und grassierender
Dummheit. Leute wie Sie und ich sind Symptome dieses Prozesses, ebenso wie
soffis Verwirrung. Was Ihre Beiträge sollen, außer daß sie es genießen,
sich auszukotzen und mit Hohn auf andere herabzuschauen, keine Ahnung. Ich
habe dafür jedenfalls nur Verachtung übrig – da dürften wir uns einig
sein. Ich hoffe, dabei können wir es belassen. Ich habe besseres zu
tun.“ von
@moneymind
zum Ausdruck.

The Usual Suspects.

Für Paul C. Martin und seine Mitstreiter gilt der Satz: „Meine Zeit
wird schon kommen!“, der von
Gregor Mendel
überliefert ist. Oder in der Umformulierung meines ehemaligen
Kunstlehrers: „Schlechte ökonomische Theorien kann jeder verfassen, aber
eine gute – den Debitismus –, das kann nur Paul C. Martin.“

Nicht allein. Selbst der @dottore bleibt hin und wieder in Sachen Geld, wie @BillHicks auch, zu sehr an den gängigen Begriffen hängen. Der Debitismus im Allgemeinen wird durch das sehr griffige Urschuldkonzept nur angerissen.

An den Universitäten und Lehranstalten ist in den letzten Jahrzehnten und
Jahrhunderten keine umfassende Deutung der Zeichenfolge G E L D
entstanden, die Allgemeingültigkeit erlangen konnte. Es gibt sie auch
nicht, weil sich jeder die Wirklichkeit zu seiner eigenen Realität, die
nur im Gehirn stattfindet, simuliert.

Es gibt sie schon. Warte nur ab.
Ob wir sie hören wollen bleibt die Frage.
Die Wahrheit kann sehr grausam sein. Wir sind mit unserem tun und nicht tun Teil der Wahrheit.

Was wird da eigentlich gemacht?
„Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen des
Studium
im Alter
an der WWU Münster Vorlesungen über Geldtheorie gehört,
u.a. mit einer pseudomathematischen Herleitung der Quantitätsgleichung und
ihren Folgerungen. Vergiss es! Die armen Studenten müssen es ja lernen –
sie wollen schließlich ihr Examen machen. Soviel zum Thema Macht und
Machtkreislauf – es ist die Logik eines auf Betrug beruhenden Systems.“

Von Anbeginn an. Sonst würde die Simulation augenblicklich zusammenbrechen.
Wirtschaft ist Krieg.

Vielleicht werden @Ashitaka, @BillHicks und andere kompetente User, die
eine Generation jünger sind als ich, angesichts des grassierenden
debitistischen Desinteresses im Forum ihre Diskussionen nur noch per PN
fortsetzen – du hast deine PN ja noch nicht aktiviert.

Das hatte ich früher versucht. Es wird zu schnell zu komplex, mehrgleisig, zeitintensiv und kräftezehrend. Das kann ich und mein soziales Umfeld nicht verkraften.

Liebe Grüße von einem Laien mit geringem ökonomischem Hintergrundwissen

Da sind wir in guter Gesellschaft.
Oft genug möchte ich hinschmeißen. Dann kann ich doch wieder nicht davon lassen.
Wir lesen uns.

Liebe Grüße
Silke


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