Die "europäisch-westliche Zivilisation" "lesen" lernen.

BillHicks ⌂, Wien, Dienstag, 04.04.2017, 13:34 (vor 2577 Tagen) @ Ashitaka11054 Views

Hallo BillHicks,

Hallo Ashitaka,

Wenn es eine "kurrante Machteinheit" gibt, gibt es auch "nicht-kurrante
Machteinheiten"?

Was haben kurrante und nicht-kurrante Machteinheiten
gemeinsam, was unterscheidet sie?

ich erlaube mir noch einmal zu fragen:
Gibt es nicht-kurrante Machteinheiten?
Was genau verstehst Du unter "kurrant"?

Sind Deine "Machteinheiten" nicht das was Juristen Vermögen
nennen? Wenn nein, wie unterscheiden sie sich? Was haben sie gemeinsam?


Vermögen ist Aktiva.

Seh' ich genau so.

Geld ist ein Passivum. Geld ist kein Aktivum.

Das ist einfach eine Behauptung. Deine Behauptung, bzw. DEIN Geld-Begriff.
Was völlig in Ordnung ist.
Das kann man so machen. Man muss es nur dazu sagen.
Und: Juristen und buchhalterische Fachleute nutzen NICHT diesen - Deinen - Geld-Begriff.

Was
aktiviert wird, sind die Beurkundungen des Geldes (Münzen, Scheine) bzw.
die Guthaben auf Geld.

Ok.

In diesen Machtverhältnissen: wer hat da Macht über wen?


Gläubiger gegenüber Schuldnern, die Zentralmacht mit ihrer
Abgabenforderung gegenüber allen.

Heute freilich kann man sich der Zentralmacht dadurch entziehen, dass Geldvermögen sich "frei" um den Globus bewegen können. Glaubst du das hat irgendwas an diesen Machtverhältnissen verändert?
Wenn ja: was genau?

Was ist Macht für Dich?


Potential, etwas auch zu können, nicht nur zu wollen.

Danke. Dein Macht-Begriff ist also auch einer, der auf einen Eremiten im Wald zutrifft. OK, kann man so definieren.

Mein Macht-Begriff ist ein relationaler:
Es ist die Fähigkeit des Mächtigen M den Raum der Entscheidungsmöglichkeiten des weniger Mächtigen O so zu verändern, dass die verbliebene für O beste Möglichkeit gerade diejenige Möglichkeit ist, die M möchte, dass O zieht.

Oben: Passiva = Kapital
und hier: Passiva = Abgabeeinheiten


Der verwendete Begriff "Abgabeneinheit" bezieht sich auf die Besicherung
der Passiva.

Was ist mit "Besicherung der Passiva" genau gemeint?

Ich frage deshalb genau nach, weil die Begriffe die Du verwendest Deine eigenen Begriffe sind, deren Bedeutungen mir nicht a priori klar sind.
Würdest Du in erster Linie Fachbegriffe der jurstischen und buchhalterischen Praktiker nutzen, dann würde ich mir leichter tun, weil ich mir deren Bedeutung selbst anlesen kann. Bei Deinen höchstpersönlichen Begriffen muss ich selbst nachfragen - und zwar Dich – es sei denn Du hättest irgendwo sturkturiert Deine Begriffe aufgeschrieben, dann könnte ich dort nachsehen. Gibt es so ein Glossar von Deinen Begriffen?

Genauer wäre der Begriff "Abgabenforderung".

Eine Forderung ist ein Vermögensrecht, ein Aktivum. Richtig?

Die Abgabeneinheit ist Geldeinheit, damit Passiva.

Ist Geldeinheit und Geld für Dich jetzt wieder dasselbe?

Könnte hier - in Deiner Terminologie - nicht auch stehen:
"Die Abgabeneinheit ist Geld, damit Passiva."

Sprachliche Randbemerkung:
Passiva ist die Mehrzahl von Passivum.

Ist das Zeichen "=" bei Dir auch transitiv wie üblich?
Das heißt Kapital = Abgabeeinheiten ?


Kapital kann sowohl durch eine Abgabeeinheit begründet sein (Kasse im
Plus), als auch durch jeden anderen Vermögensgegenstand, der sich in
Geldeinheiten bewerten lässt.

Sowohl Kasse als auch Vermögens"gegenstände" (= Vermögensrechte) sind Aktiva.
Findest Du nicht auch, dass das widersprüchlich wirkt?
Zumindest ist es für mich unverständlich. Ich hoffe andere tun sich leichter.

aller heute existenten
Zentralmachtbereiche (heute Staatsschulden) überhaupt noch möglich

ist,

weshalb die Forderungen derjenigen, die als Funktionseinheiten dem
Zentralmachtsystem dienen, überhaupt noch werthaltig sind und nicht
abgeschrieben werden müssen.


Ich versteh' Dich nicht. Kannst Du das bitte noch einmal anders

erklären?

Danke.


Der einen zentralen Passiva (Staatsverschuldung = Staatsmacht)

Beschreiben die Begriffe "Verschuldung" und Macht" für Dich die selben Phänomene?

steht die
Aktiva aller Funktionseinheiten des Zentralmachtgebiet (heute:
Rechtssubjekte) gegenüber (99% über Geldanlagen der Pensionskassen,
Fonds, Versicherungen etc.). Schafft die Zentralmacht es nicht mehr ihre
Passiva zu besichern (durch Abgabenerhebung), so sinkt die Werthaltigkeit
der Anlagen aller Funktionseinheiten (auch deine Rentenversicherung)
rapide.

Würde ein Staat morgen erklären er würde nie wieder Steuern erheben, so wären seine Anleihen unmittelbar wertlos.
Dasselbe ist der Fall wenn der Staat ein "weak state" ist (wie etwa GR), der überhaupt gar keine wirksame Steuerverwaltung verfügt.
Da sind wir uns denke ich einig.
Warum Du das in derart sperrige, selbstkreierte Begriffe ("Aktiva aller Funktionseinheiten des Zentralmachtgebiet"; "Passiva zu besichern") fassen musst bleibt für mich ein Rätsel.

Warum nicht nach Möglichkeit die Terminologie der Praktiker verwenden?

Geldeinheiten sind aufgrund ihrer beidseitigen Funktion als
Abgabenzahlungsmittel und einer ewigen Option unersetzlich.

Was meinst Du mit "ewige Option" genau?
Dass der Staat als öffentlich-rechtliches Rechtssubjekt gedacht über ein "Vermögensrecht" verfügt über das kein privatrechtliches Rechtssubjekt je verfügen könnte: die Fähigkeit durch Besteuerung - nicht durch Vertrag - für sich (Steuer-)Forderungen und für private Rechtssubjekte in seiner Jurisdiktion (Steuer-)Verbindlichkeiten erzeugen zu können?

Oder meinst Du damit, dass man das "Abgabenzahlungsmittel" halten kann?

Gelten diese Ausführungen nur für solche "Machteinheiten", die
unmittelbar zur Erfüllung von Steuerschulden genutzt werden können?


Ja.

Warum nennst Du das "Abgabenzahlungsmittel" und die "Machteinheit", dann nicht Steuerzahlungsmittel?

Keine andere Machtzession

Was ist eine Machtzession?
Wenn ich Deinen Macht-Begriff von oben nutze:
"Potential, etwas auch zu können, nicht nur zu wollen."
Wird bei einer "Machtzession" ein "Potenzial etwas zu können" zediert.
Z.B. Bezahlen zu können. Ist das gemeint?

der Zentralmacht bietet den
Funktionseinheiten im Zentralmachtgebiet eine so reibungslose
Übertragbarkeit und Sicherheit. Die Sicherheit (Währung) ist so stark,
dass sie gar über die Grenzen hinaus in einer globalisierten Welt
niemanden an ihren Funktionen zweifeln lässt.

Ich würde das mit meinem relationalen Machtbegriff (s.o.) anders fassen. Das hat mit der Macht zu tun.
Aber ich denke ich weiß was Du meinst.

Gibt es nach Deiner Definition "Geld" im Euroraum?


Ja.

Ok.

Wenn ja:
Wo ist die Zentralmacht, zum Zentralmachtderivat €?


Autorisiertes Organ = EZB, darüber die "europäische Union",

Ok.

dahinter ein
unerschütterliches Netzwerk aus Beratungsgesellschaften und einer Hand
voll die eingespannten Regierungen beratender Großkanzleien.

Das sind PRIVATE Spieler.
Wo ist die öffentlich-rechtliche "Zentralmacht"?

Oder gelten auch Google, Facebook und Amazon als "Zentralmacht", weil sie sehr mächtige, zentral gesteuerte Organisationen sind?

Bezieht sich der Begriff "Zentralmacht" auf öffentlich-rechtliche Akteure (das sind die mit der Steuerhoheit) oder auch auf privatrechtliche Akteure?

Die Eigenschaft Geld ist kein Zahlungsmittel, sondern sie bietet die
Funktion als Zahlungsmittel (primär: Steuerzahlungsmittel).


Für Dich ist "Geld" eine Eigenschaft. OK.
Frage A: eine Eigenschaft wovon? Welches "etwas" hat die Eigenschaft
"Geld"?
Die Eigenschaft eines "Staates"?


Die Eigenschaft einer Zentralmacht und ihres Systems (Zentralmachtgebiet),
deshalb Systemeigenschaft.

Noch einmal die Frage: ist eine "Zentralmacht" ausschließlich eine öffentlich-rechtliche Macht?
Wenn ja:
wie passt das mit Deiner Nennung privater Akteure in die Definition "Zentralmacht in der Eurozone" zusammen?

Geld ist ein Machtakt der Zentralmacht, eine den
Funktionseinheiten des Systems eingeräumte Machtposition.

Wenn ja, wiederhole ich meine Frage zum € oben. Wo ist der eine

"Staat",

dessen Eigenschaft das Geld € ist?
Wenn nein, zurück zur Frage A.


Staat ist nicht gleich Zentralmacht.

Was ist eine Zentralmacht?
Gehören auch privatrechtlich verfasste Organisationen oder privatrechtliche Rechtssubjekte zu "Zentralmacht"?

Staaten sind perfekte Simulationen,
um von einem Zentralmachtsystem abzulenken ("gehet dahin und wählt eure
Zukunft!").

Ok.

Die EU ist das beste Beispiel, um sich darüber klar zu werden,
wie unbedeutend ein einzelner Staat im Zuge der Integrationsprozesse
(Europarecht) werden kann. Das Steuerrecht (zwecks Besicherung der
nationalen Staatsschulden) ist im Gegensatz zur nationalen Fesetzung,
Erhebung und Vollstreckung nicht mehr in nationaler Gestaltungshand (siehe
Machteinflüsse des EUGH).

Das Steuerrecht ist bis dato ausreichend in nationaler "Gestaltungshand" um solche "Strategien" wie jene Irlands hervorzubringen:
"Kommt zu uns Google, Facebook, Amazon und ihr anderen multijurisdiktionalen Leistungsträger. Macht von der irischen Jurisdiktion aus Umsätze in der größten Volkswirtschaft der Erde, gebt uns ein bißchen was davon ab. Für Euch und für uns ein Superdeal. Auf Kosten der anderen Nationalstaaten, die von Euch nichts bekomen, die sollen in die leere Röhre schauen. Das ist SteuerWETTBEWERB!"

WER ist da mächtig? Wer ist ohnmächtig?
Wo ist die "Zentralmacht"?

Wie genau sieht dieser Machtakt aus?


Siehe geldpolitische Verfahrensvorschriften des Euroraums. Die Operationen
und Zugangsvoraussetzungen sind fein säuberlich geregelt.

Es ging mit darum zu erfahren was Du mit "Machtakt" meinst. Das ist kein Fachbegriff, sondern Dein höchstpersönlicher, dessen Bedeutung nicht a priori klar ist.

Wie häufig kommt dieser Machtakt vor?


Fragen, der Fragen wegen?

Meines besseren Verständnisses wegen.

Blick doch mal auf die Veröffenlichungen der
EZB.

Mache ich regelmäßig, danke.
Ich wusste nur bislang noch nicht, dass Du DAS mit "Machtakt" meinst. Deshalb meine Nachfrage.

Meinst Du damit, dass die Grenze zwischen (schon) monetarisierten
Forderungen und (noch) nicht-monetarisierten Forderungen fließend ist?


Nein, die Grenze zwischen der Beurkundung (Bezifferung) und dem
Beurkundeten (Geldsumme) scheint für viele nicht zu existieren, weshalb
sie auch das Geld als Passivum, ihre Bezifferung als Aktivum, nicht sehen
und begreifen können.

Du führst hier eine neue Unterscheidung ein, die ich noch in keiner Publikation zuvor entdecken konnte. Mit neuen Unterscheidungen kann man etwas Neues wahrnehmen, wenn es eine Unterscheidung ist, die einen Unterschied macht.
Was kann man mit dieser zusätzlichen Unterscheidung erkennen?

Was meinst Du damit? Gibt es für Dich keine empirisch beobachtbaren
Transaktionen zwischen Wirtschaftern?


Die Wirtschaftswissenschaft ist lediglich eine Simulation, um von der
Tatsache abzulenken, dass es im Kern dieser Wissenssimulationen einzig und
allein um die Ausklammerung einer Bewusstwerdung der ursächlichen und
Einfluss nehmenden Abgabepflicht geht.

Es gilt: Ohne Abgabepflicht, keine Simulation einer Wirtschaft ("Wir jagen
doch keine Abgabeneinheiten!"), nix Heilwerdungsfantasien.

Ok. Danke für die Schilderung Deiner Perspektive.

Worüber?


Fragen, der Fragen wegen. Les doch bitte erst mal den ganzen Text.

Ja, da machst Du einen wichtigen Punkt. Das sollte ich auch vor dem Beantworten noch einmal in Gänze machen. Das hab' ich hier glaub' ich nicht gemacht. Danke.

Dann
brauch es auch keine solche Fragen. Hier die Antwort:

Der auf Zentralmachtsystemen bzw. anfänglich auf Zentralinstanzen
beruhende Ast des Debitismus (hier: Schuldverhältnisse kraft
Unterdrückung
durch zentrale Macht-/Gewaltmonopole, keine Urschulden) kann durch
keinen
Juristen, geschweige denn einen Wirtschaftswissenschaftler beschrieben
bzw. beeinflusst werden.


Noch Fragen?

Die Praxis der Juristen und Buchhalter dient Deiner Wahrnehmung nach also nicht etwa praktischen Notwendigkeiten sondern einzig der Verschleierung der Tatsache, dass die europäisch-westliche Zivilisation eine Gesellschaft ist in der Macht ausgeübt wird. Es geht also um die versteckte Ausübung von Macht mittels Jura und Rechnungslegung.
Hab ich Dich richtig verstanden?

Juristen wie Betriebswirte sind im Regelfall Praktiker. Ihre
Unterscheidungen stammen aus empirischen Erfahrungen in der
WirtschaftsWIRKlichkeit. Eine Unterscheidung, die WIRKt
wird
gemacht. Andere - und seien sie theoretisch noch so schön - können in
der
Praxis schadlos ignoriert werden, sie sind empirisch WIRKungslos.

Wenn Du mit "Wirtschaftswissenschaftler" Volkswirte meinst, dann trifft
die Beschreibung "Praktiker" auf sie eher nicht zu. Das sind meistens
Theoretiker mit Unterscheidungen, die nicht aufgrund empririscher
Notwendigkeiten, sondern auf Basis theoretischer Überlegungen
getroffen
wurden.
Solche theoretischen Unterscheidungen, die theoretische Begriffe
hervorbringen, können sich für einige Zeit als wissenschaftlich
ergiebig,
aber möglicherweise im Kontakt mit der Praxis als untauglich erweisen.
Vielleicht auch erst nach 30-50 Jahren, wenn es auf Basis derjenigen
Handlungen, die durch Handlungsempfehlungen der theoretischen
Unterscheidungen zu stande kamen, zu einer heftigen Krise kommt.


Die wirtschaftswissenschaftlichen Theorien sind allesamt für die Tonne,
da die wahren machttheoretischen / debitistischen Voraussetzungen in den
Hintergrund bzw. weg simuliert werden.

Ich stimme Dir insofern zu als dass ich überzeugt bin:
weder Grenznutzentheorie (bis zur Mainstream VWL heute) noch Arbeitswertlehre (Marx) sind Werttheorien der Praxis.
Es braucht eine Werttheorie der Macht.

Allerdings stimme ich Dir nicht zu, dass es keiner Differenzierung des Macht-Begriffes bedürfe. Wolfgang Stützel hat das 1952 schon sehr klar herausgearbeitet, dass die Identifizierung von privater und öffentlicher Macht nicht sinnvoll ist.
Oppenheimer und mit ihm @dottore, Du u.a. "Debitisten" tun jedoch genau das. Sie identifizieren private und öffentlich-rechtliche Macht.
Es gibt im wesentlichen nur einen Machtbegriff ("Zentralmacht"). "Alles" ist "irgendwie" "Zentralmacht".
Auf die genauen Unterscheidungen der juristischen Praktiker wird verzichtet. Von Dir oben mit dem Argument: weil sie "die wahren machttheoretischen / debitistischen Voraussetzungen" "weg simulieren" würden.

Ja, es braucht eine Werttheorie der Macht. Aber nicht "irgendeine" Machttheorie einer "Zentralmacht", die irgendwie private und irgendwie auch öffentlich-rechtliche Macht ist.

Es braucht eine Werttheorie der Macht, die sich orientiert an den Vorgehensweisen der Praktiker unter Verwendung derjenigen Begriffe, die sich auf Basis dieser Praxis entwickelt haben. Insbesondere braucht es eine Unterscheidung zwischen öffentlich-rechtlicher Macht und ihrer Ausübung in der Praxis (per Befehl) und privater Macht (Vermögensmacht) und ihrer Ausübung in der Praxis (in "Verträgen"). Die "Verträge" unter Privaten werden gerade nicht wie in der "naiven" Privatrechtstheorie, immer unter "gleich Mächtigen" und "gleich Freien" geschlossen, sondern auch hier (und nicht nur bei der "Zentralmacht") muss man ein begriffliches Instrumentarium für Macht/Ohnmacht entwickeln.
Die unterschiedliche private Mächtigkeit einfach zu ignorieren hilft zwar, wenn man sich gegen eine übermächtig werdende öffentlich-rechtliche Zentralmacht und ihre Ideologie (z.B. "Sozialismus") ideologisch zur Wehr setzen muss. (Zudem kommen schön zu rechnende mathematische Modelle bei stetigen Angebots- und Nachfragekurven heraus.) Aber das Ignorieren dieser Zusammenhänge privater Machtausübung geht auf Kosten der Fähigkeit das Gesamtsystem "europäisch-westliche Zivilisation" mit Ausübung sowohl von öffentlich-rechtlicher Macht per Befehl als auch von privater Macht in Verträgen umfassend beschreiben zu können.

Am Anfang steht die Vorfinanzierung der Gewalt,


Ganz am Anfang steht vermutlich etwas Gewaltiges.
Etwas Gewaltiges, das höchstwahrscheinlich gewalttätig gemacht hat.


Nicht "vermutlich" bzw. "höchstwahrscheinlich", sondern nachweislich. Man
muss nur anfangen, die formlose Macht (Gewalt) als Fundament aller
Siimulationsveranstaltungen zu erkennen. Ich empfehle dazu Uwe Wesel und
Christian Sigrist. Letzterer wohnte vor Jahren nicht weit von mir entfernt
und hat mir sehr viele Ideen für auch noch kommende Diskussionen
geschenkt.

Ok.

Kann es
a) prinzipiell nicht gelingen auf der Basis von Begriffen aus
der
juristischen und buchhalterischen Praxis ein Recht, Rechnungslegung und
Makroökonomie integrierendes begrifflices Rahmenwerk zu bauen, oder
kann es
b) zwar prinzipiell schon gelingen, aber es würde - weil so angenehm
wie ein Dorn im Auge - öffentlich nicht gehört werden (können)?


Es kann prinzipiell nicht gelingen.

Ok. Ich nehme das als Deine Sicht zur Kenntnis.

Die Perspektive der juristischen /
wirtschaftichen Praxis ist immer falsch, da auf Simulationen basierend
("Wir jagen primär keinen Abgabeneinheiten hinterher, sondern spucken der
Glückseeligkeit wegen in die Hände!".

Der a priorische Verzicht auf sämtliche begriffliche Unterscheidungen aus der juristischen und buchhalterischen Praxis bringt einen ganzen Wust an mühsamen Konsequenzen mit sich. U.a. muss man sehr konsequent und sehr genau nachfragen, weil man im wesentlichen bei Null anfängt.
Oder man hat Spaß daran vage zu bleiben.
Wenn man vage bleibt hat das den unschätzbaren Vorteil, dass man nicht so schnell auf eigene Ungenauigkeiten im Denken stößt.
Stößt man auf eigene Ungenauigkeiten im Denken kann man
a) diese ignorieren oder muss
b) eigene Überzeugungen über den Haufen werfen.

V.a. b) ist sehr unangenehm. Je mehr persönliches, institutionelles oder intellektuelles Blei erzeugt worden ist, d.h. vermeintlich nicht mehr rückgängig zu machende Entscheidungen, die auf Basis der vergangenen Überzeugungen getroffen wurden, umso schwieriger ist die Wahl b).

Kaum ein Jurist, der es ins zweite Semester schafft verpasst, dass ein
Staat ein Herrschaftssystem ist und dass diese Herrschaft auf einem
zentralen Gewaltmonopol basiert.
Das ist - für Juristen - nichts Neues. Für Ökonomiker hingegen, die
unbewusst der "naiven" Privatrechtslehre anhängen und damit glauben,
dass
sich Herrschaft über Sachen (Privatrecht) und Herrschaft über
Personen
(öffentliches Recht) reinlich scheiden ließe ist das freilich
"entsetzend", wenn man mit der Gewalt konfrontiert wird.


Ich kenne aber leider genügend Juristen, die das zentralinstanzielle
Herrschaftssystem als überwunden betrachten, die an ein Rechtssystem
glauben, dass nicht in formloser Macht ihren Ursprung hat und darin auch
wieder untergehen wird.

Das stimmt. Es gibt in den juristischen Grundlagen extrem schlechte Juristen, die oberflächlich sehr erfolgreich sind. Etwa kann man von einem der bekanntesten Kritiker des Europarechts (und in dieser Kritik folge ich ihm zu ganz großen Teilen!) davon Lesen, dass das öffentliche Recht doch eigentlich irgendwie überflüssig geworden sei und man über dessen Abschaffung nachdenken müsse...
Von einem Volljuristen. Erstaunlich. Ordne ich persönlich unter "postsozialistischer hurra-markt-hurra-privatrachts-besoffener Verwirrung" ein.

Es gibt nur wenige Juristen, mit denen man sich in
Klarheit und einer Kapitulation vor dem Realen unterhalten kann.

Solche Zeitgenossen sind ja ohnehin rar.
Stimmst Du mit mir überein, dass es sie bei den Juristen noch eher als bei den Ökonomikern gibt?

Die bevorstehende und zunehmend sichtbare
Dysfunktionalität des Systems ist eine dem Zeitablauf
(Vorfinanzierungslücke vergrößert sich,


Was genau vergrößert sich von einem Zeitpunkt t1 zu einem späteren
Zeitpunkt t2?
Was genau fehlt? ("Lücke")


Die laufende und wachsende Vorfinanzierung, d.h. die Ausgaben, die
getätigt werden mussten und müssen, bevor Einnahmen vorhanden waren und
sind,
aus denen sie getätigt werden konnten und getätigt werden können.
1x1 des Debitismus.

JEDE Ausgabe erzeugt SOFORT eine Einnahme. Irgendwo.
1x1 der Buchhaltung.

Jeder Kauf ist SOFORT ein Kredit und wenn es nur für eine juristische Sekunde ist. Unterscheidung von Konsensualvertrag und Barkauf (den die Römer als erste machten, Du hast den Wesel ja gelesen). Die Buchhaltung der privaten vollzieht die Unterscheidung Verpflichtungsgeschäft (Kauf) und Erfüllungsgeschäft (Bezahlung) als die Unterscheidung Ausgabe und Auszahlung nach.

Unterliegen ein privater Schuldner und ein öffentlich-rechtlicher
Schuldner aus Deiner Sicht den identischen Zwängen?


Nein, da letzterer das Gläubiger/Schuldner-Verhältnis rechtlich
begründet und wieder begründen kann.

Ok.

Was genau meinst Du mit Machtkreislauf? Anacyclosis?


Das was hier seit Jahren mit Machtkreislauf beschrieben wird. Ich kann
nicht alles noch mal erklären. Fang bei Paul C. Martin an.

Habe ich seit Jahren alles gelesen was ich finden konnte. Danke für den Hinweis.
Was verstehst Du unter Machtkreislauf? Von wem zu wem kreist die Macht?

Eine solche Behauptung habe ich nicht behauptet. <img src=" />

Hehe, alles klar :)

Ich habe nur
klargestellt, dass kein Debitist naiv ist.

Das denke ich auch nicht.
Depressiv habe ich viele von ihnen erlebt. Naiv keinen einzigen.

Sie sind nach meinem bisherigen
privaten Erfahrungen allesamt Klardenker, wissen, dass das System
funktioniert.

Ok.

Lese fast jeden Tag in einem Wesel-Buch. Finde ihn total genial. Worauf
spielst Du genau an?


Auf seine Texte und Lehrstunden, die sich mit den Voraussetzungen für die
Entstehung des Rechts und der Abgrenzung von Gewohnheiten beschäftigen.

Ja. Großartig. Grundvoraussetzung um überhaupt einordnen zu können "wo" das "Gebäude" unseres europäisch-westlichen Rechts und der Wirtschaft überhaupt "steht". Wenn man das Gebäude nie verlassen hat kann man es nie von außen sehen. Innerhalb des Gebäudes kann man ein ganzes Leben zubringen, die Räume sind endlos, verschachtelt, usw.

Christian Sigrist beschreibt die selben Voraussetzungen aus einer noch
deutlicheren, anthropologischen Perspektive. Alles im Einklang mit der
Machttheorie von Paul C. Martin.

Ok, danke!

Wieso denn Heilwerdung? Dialektik, Ashitaka! Und zum
Glück
hatten wir "Sozialistisch" schon, diesem Schmafu wird keine Mehrheit
mehr
aufsitzen. Hoffen wir es mal.

Auf ein Schwingen des Pendels Privatrech-Öffentliches Recht nach gut
30
Jahren Hurra-"Markt" Pfui-"Staat" zurück in Richtung öffentliches
Recht
können wir uns schon mal gefasst machen. Diese Stunde hat längst
geschlagen. Hoffen wir - und arbeiten wir daran mit - dass dabei das
Privatrecht nicht völlig aus dem Fenster fliegt (von subjektiven
öffentlichen Rechten ganz zu schweigen).


Nein, arbeiten wir daran, die Hoffnung zu verlieren. Wir müssen uns der
Realität stellen, ablassen von der Simulation eines noch aushaltbaren
Mitteldings. Wir müssen uns frei machen von dem Balast, von der Angst.
Erst dieser Verlust macht uns wieder fit.

Ok.

Wenn der "klare Verstand" ist, dass man nur auf die "Zentralmacht"
blickt
und mit diesem "Zentralmacht"-Hammer dann überall nur mehr Nägel
wahrnehmen kann, dann ist mir eine größere Unterscheidungsfähigkeit
zwecks Wahrnehmung möglicher Hanldungsoptionen in der Praxis lieber.


Das merke ich. Es gibt nur leider keine möglichen Handlungsoptionen für
die Funktionseinheiten, die den debitistsichen Ablauf und die Rückkehr der
formlosen Macht ausklammern. Wozu also dieser Drang, Kapital (Wissen) aus
einer Simulation zu schlagen?

Mir geht es zunächst einmal um das Verstehen. Ich kenn' mich einfach noch nicht genau aus. Aber schon sehr viel genauer als sehr viele andere.
DANN anschließend können neben das Erkenntnisinteresse auch andere Interessen treten. Etwa: möchte man sich für die Mächtigeren oder für die ohnmächtigeren einsetzen? Welchen Effekt hat das auf die eigene Vermögensposition, welchen Effekt auf das eigene Wohlbefinden usw.
Ob man das Erkenntnisinteresse wirklich ernsthaft frei von anderen Interessen halten kann, wage ich zu bezweifeln. Aber den Versuch dieser Freihaltung schon deshalb aufgeben, weil er womöglich nie vollends gelingen könnte, möchte ich nicht.

Zu dieser Praxis zum Schluss noch einmal vier Fragen bzgl.
"Zentralmacht":
1.) Wo genau hat die EU ihre Zentralmacht?
2.) Wo genau hat die Eurozone ihre Zentralmacht?
3.) Ist Deutschland eine Zentralmacht? Wo ist das Währungsmonopol
dieser
Zentralmacht?


Oben beantwortet.

DASS es mächtige Spieler in allen drei institutionellen Umwelten gibt
bestreite ich nicht.
Meine Fragen oben zielen auf folgende Frage: wie gut funktioniert die
Wahrnehmung der Empirie, wenn man nur digital
"Zentralmacht
ja/nein" unterscheiden kann?


Bestens. Man gewinnt mit der Machttheorie / Debitismus eine Perspektive,
die soviel Klarheit bringt, dass man seinen Intellekt in einer von Ängsten
befreiten Sphäre entfalten kann.

Von Ängsten befreiten Sphäre? Viele "naive" Machttheoretiker ("Debitisten") habe ich schon kennen gelernt, die ich als von Ängsten randvoll wahrgenommen habe.

Aber mein Punkt hier ist ein anderer:
Die Unterscheidung "Zentralmacht ja/nein" finde ich ja nicht prinzipiell eine falsche oder unnötige Unterscheidung. Ich halte nur das Bild, das auf Basis dieser Unterscheidung wahrnehmbar wird, für unvollständig oder "unscharf" um bei dieser Metapher zu bleiben.
Ich möchte eine Analogie machen:
Ist die Unterscheidung "Schwarz/Weiß" für das Lesen eine hilfreiche Unterscheidung?
Klar doch! Ohne diese Unterscheidung könnte man niemals Text (schwarz) vom Untergrund (weiß) unterscheiden.
Aber: reicht es aus um den Sinn das Geschriebenen zu erfassen?
Ganz und gar nicht. Es erfordert eine ganze Reihe weiterer Unterscheidungen, die sich nicht allein mit den Unterscheidungen der einzelnen Buchstaben erschöpft, die ebenfalls Grundvoraussetzung sind, um die Bedeutung des Geschriebnen zu erfassen.
Vor unser aller Augen wird laufend "geschrieben" in dieser europäisch-westlichen Zivilisation. Mit der Unterscheidung "Zentralmacht ja/nein" allein, kann man das Geschriebene unmöglich verstehen.
Es reicht allerdings aus um zu sagen: "es sollte am Besten erst gar nicht Geschrieben werden."

Die Theraphie (Simulation) hat ihr Ende gefunden.

Herzlichst,

Ashitaka

Alles Liebe

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.


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