Aurelius - Mit Verlust verkauft

weissgarnix ⌂, München, Freitag, 31.03.2017, 10:12 (vor 2580 Tagen) @ Heine5695 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 31.03.2017, 14:15

Hi,

einige dieser Gotham-Vorwürfe sind leider nicht ganz von der Hand zu weisen:

1. Intransparente Verkäufe an "Related Parties"
2. Überproportionale Gewinnanteile aus amortisiertem "negative goodwill"
3. Nicht-Abstimmbarkeit der Beteiligungsergebnisse mit dem Konzernergebnis

ad 1. Das haben Sie an einem Fall sehr detailliert dargestellt, sollte sich jeder in dem 68-Seiten-Report mal selbst durchlesen, sehr erhellend. Andere mögen sich nix dabei denken, aber mich stoßen derlei Praktiken ab. Alleine deshalb schon hätte ich meine Position verkauft, wenn auch vielleicht nicht gleich auf einen Schlag.

ad 2. Für mich weniger bedeutend der Vorwurf an sich, sondern vielmehr Aurelius' Stellungnahme dazu. Im Prinzip sagen sie nämlich nichts anderes, als dass sie in der Lage seien, regelmäßig Firmen billiger zu kaufen, als die Netto-Aktiva dieser Firmen tatsächlich wert sind. Anders gesagt: Aurelius behauptet, dass sie Verkäufer dieser Firmen fortwährend Geld verschenken. Nun wird man natürlich einwenden, dass jeder Käufer einer Firma davon ausgeht, dass er schlussendlich "mehr" bekommt, als er dafür bezahlt hat. Das stimmt. Aber ich kenne so gut wie niemanden, der sich dessen so sicher ist, dass er dafür bereits zum Zeitpunkt der Übernahme einen Posten in die Bilanz einstellt. Insbesondere, wenn er primär angeschlagene Firmen kauft.

ad 3. Was Gotham in seinem Bericht nicht sagt ist, dass die Summe der Beteiligungsergebnisse aus einer Reihe von Gründen vom Konzernergebnis abweichen kann (und das in der Regel auch tut). Die genannten Resultate der englischen Beteiligungen, wie sie im Companies House hinterlegt wurden, sind nach UK GAAP. Der Konzernabschluss ist aber nach IFRS. Allein schon das kann zu Unterschieden führen. Dann gibt es im Einzelabschluss Aufwandsposten, die es im Konzern so vielleicht nicht gibt, zB Management Fees der Tochter an die Mutter (sehr wahrscheinlich der Fall). Langer Rede kurzer Sinn: diesen Vorwurf hielt ich zunächst für nicht sehr überzeugend. Allerdings nur bis zu dem Punkt, wo ich die Gegenüberstellung der Ergebnisse tabellarisch in dem Gotham-Report sah. Denn die Differenz ist wirklich sehr groß. Für mich zu groß.

Eine Reihe weiterer Vorwürfe ist teils formalistischer Natur, teils den Motiven der Verfasser geschuldet. Dass sie immer wieder die Parallele zu Arques Industries ziehen wirkt auf mich etwas gehässig.

Ich hatte eine Position im Portfolio, die ich gestern mit ca 20 % Verlust verkauft habe. Und zwar insbesondere, nachdem ich die lauwarme Stellungnahme des Aurelius Vorstands zu Gotham gelesen habe.

Gruss,
wgn


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