Die universalistische Urschuld kann unmöglich ein histrorisches Spezifikum erklären.

BillHicks ⌂, Wien, Mittwoch, 29.03.2017, 12:18 (vor 2585 Tagen) @ Beo211303 Views

Hallöchen Silke!

Hallo Beo2,

Ein STAAT konnte ursprünglich nur entstehen, WEIL die
Gemeinschaftsmitglieder die Begleichung eines Teils ihrer URSCHULD,
nämlich für die eigene Sicherheit für Leib & Seele sowie den Schutz
ihrer Besitztümer sorgen zu müssen, an die Machtinstanz/-organe des
neugegründeten Staates delegiert haben.

die sog. "Urschuld" in diesem Sinne ist universal. Sie gilt es immer zu "begleichen".
Als "Schuld" konzeptualisiert halte ich diesen Umstand für eine Rückprojektion auf Basis von Erfahrungen innerhalb der europäisch-westlichen Zivilisation (sog. "Kapitalismus") auf die Geschichte. Nominal fixierte Schulden bei allgemeiner Vermögenshaftung sind etwas anderes als eine universalistische "Urschuld" zur Erhaltung des Lebens.
Diese universalistische "Urschuld" als Erklärung der europäisch-westlichen Zivilisation heranzuziehen halte ich deshalb für wenig hilfreich, weil diese europäisch-westliche Zivilisation gerade nicht universal, sondern historisch-spezifisch ist.

Es mag ursprünglich durch Waffengewalt und gewaltsame Eroberung erzwungen
worden sein, zumindest in einigen oder gar in vielen Fällen der
Staatsentstehung - hierzu ist weitere historische Forschung notwendig
(siehe z.B. die Videos unten)
- aber dies konnte und kann
grundsätzlich auch völlig freiwillig geschehen. Warum denn nicht? ..
es ergibt ja einen vernünftigen Sinn und großen Überlebensvorteil
sowie Entwicklungspotential.

https://www.youtube.com/watch?v=Rpfzvka6nY0
https://www.youtube.com/watch?v=zKwSg7OyvoE
https://www.youtube.com/watch?v=IDXTmCwAETM
usw.

Selbst in den Fällen, wo dies ursprünglich "unter vorgehaltener
Waffe" geschah, konnte dies ohne das Vorhandensein der eigenen Urschuld
(Angst um das eigene Leben/Unversehrtheit sowie den Besitz) und der damit
verbundenen Zwänge NICHT geschehen.

Schließlich, auch im Tierreich kommt es regelmäßig bei bestimmten Arten
(Ameisen, Bienen etc.) zu einer Staatenbildung, OHNE dass dies "unter
vorgehaltener Waffe" geschah oder geschieht. Es verschaffte diesen
Tierarten einen Überlebensvorteil.
Übrigens, auch in solchen tierischen Staaten kann nicht nur eine
ausgeprägte Arbeitsteilung, sondern auch so etwas wie "Abgaben an die
Königin und ihren Hof" beobachtet werden.

Die Blaupause (Bauplan) hierfür ist demnach auch in den abrufbereiten
genetischen Programmen des Menschen mit angelegt.

Tierreich-Analogien halte ich für wenig hilfreich um den zugegebenermaßen unintuitiven Unterschied zwischen der physisch-psychischen Wirklichkeit und der juristisch-abstrakten Wirklichkeit klarer zu machen, weil das Tierreich letztere überhaupt nicht kennt.

ERGO: Die wahre "Zentralmachtinstanz" ist und bleibt die eigene
Urschuld jedes einzelnen Menschen, welche ihn dazu treibt, sich mit anderen
zu einer Gesellschaft zusammenzuschließen und mächtige Staatsorgane
(soziale Organ'Ismen) zu bilden.

Ist die Urschuld nicht immer vorhanden?
Wie könnte sie so helfen die historisch-spezifische und gerade nicht universale Entstehung der europäisch-westlichen Zivilisation zu erklären?
Es braucht historisch-spezifische Ereignisse, die die "Urschuld" dann in einem anderen Kontext wirksam machen könnte.
Die Urschuld für sich genommen erklärt bzgl. historischer Spezifika genau gar nichts.

Diese pragmatische Lösung, um einen Teil der eigenen Urschuld effektiver,
rationeller zu begleichen und sich damit einen Überlebensvorteil zu
verschaffen, ist nicht nur dem Menschen eigen, sondern kommt auch im
Tierreich vor.

Weshalb haben Tiere keine juristisch-abstrakte Wirklichkeit zur physisch-psychischen Wirklichkeit hinzu erfunden?

Und noch was: Waffenproduktion, wie jegliche andere Produktion, und die
erfolgreiche Versklavung von Menschengruppen konnte nur in oder durch
bereits organisierte(n) und arbeitsteilige(n) Gesellschaften
geschehen.

Nicht aber das Entstehen anderer sozialer Organisationsformen, etwa eine strenge Hierarchie unter aus akephalen Horden ausgeschlossenen Männern. Diese streng-hierarchische Sozialordnung eignet sich selbst bei simpelsten "Waffen" (Fäuste können Waffen sein) ungleich "besser" für "Kriegsführung" als die Ordnung einer egalitären, akephalen Gemeinschaft.

Wie mensch sieht, wir haben es hier mit evolutionären sowie komplexen und
MULTIkausalen Phänomenen zu tun. Linear-monokausale Erklärungsmodelle
taugen nichts.

Ja.

Es gab auch schon immer real existierende Alternativen. Und
so wird es auch bleiben, denn: Die Evolution must go on. Nicht anders ist
es beim GELD.
Und: Alles kann so klar beschrieben werden, dass es die meisten Menschen
verstehen.

Davon bin ich überzeugt.
Wer es nicht klar und einfach sagen kann soll seine Klappe halten und weiter studieren bis er es klar und einfach sagen kann. Was das betrifft bin ich bei Popper.

Mit Gruß, Beo2

Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.


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