Wenn man Affen dressiert, schaffen die auch bis zu mittlerweile 250 Wörtern

Literaturhinweis, Donnerstag, 23.03.2017, 16:12 (vor 2584 Tagen) @ twc-online4930 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 23.03.2017, 16:33

Meiner einen Tochter (aktuell 4. Klasse) wurde von der Lehrerin vor 2 Jahren leichte Legasthenie diagnostiziert.

Mit Ausnahme weniger speziell ausgebildeter können Lehrkräfte keine Diagnosen stellen. Auch nicht zu Legasthenie. Da fängt das Drama schon an. Ebenso, wie Sozialpädagogen, die an Schulen Intelligenz- oder Berufseignungstests durchführen. Daß sie dann oft ungeeignete oder bereits veraltete Tests verwenden, macht dann auch nix mehr aus.

Ich denke, es ist wirklich so, dass meine eine Tochter mehr für Rechtschreibung lernen muss, um ähnlich gut zu werden, wie andere.

Meiner nicht ganz unmaßgeblichen Meinung nach kommt Rechtschreibung vom (vielen) Lesen.

Durch ein wenig Üben und Lesen ist sie in der 4. Klasse auf jeden Fall so weit, dass sie in Rechtschreibung immer eine 2 hat.

Daher meine Überschrift (im Einzelfall ist man schon bei 450 Wörtern angelangt) - die Lehrerin und Nachhilfelehrer(innen) "trainieren" das, was sie später im Diktat abfragen. Kein Wunder, "klappt" das. Versuch' es mal mit einem beliebigen Text. Oder besser nicht, denn Frust wäre zum derzeitigen Zeitpunkt undidaktisch Deinem Kind gegenüber.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass heute auf Rechtschreibung allgemein deutlich weniger wert gelegt wird als früher

Ja, man paßt sich an.

Im Ernst: auf Lesen wird weniger wert gelegt. Die Folge ist eine -lebenslang- ungenügende Rechtschreibung.

und der "durchschnittliche Schüler" deshalb schlechter geworden ist.

Weil er wegen des medialen Überangebots an audiovisuellem Material und Computerspielen sowie fehlendem elterlichem Vorbild zum Lesemuffel degeneriert. Wieso soll ein Kind ein Wort schreiben lernen, das es niemals zu Gesicht bekommt?

Interessant finde ich zum Thema Hören und Legasthenie nun Folgendes: Vor der Schule war diese Tochter bei der Logopädin. Und bei den Übungen habe ich dann erst gemerkt, dass die Tochter es erst lernen musste, bestimmte Laute auseinander zu halten.

Ja, und jetzt kommt man zur Legasthenie-Diagnose. Ist aber falsch und verursacht millionenfaches Leid.

Denn die "Legasthenie" wird daran festgemacht, daß ein beim Hören eingeschränktes Kind in einem Diktat "Schreib"-Fehler macht.

Macht es aber nicht - es macht Hörfehler.

Wie testet man das?

a) Man läßt das Kind, ganz ohne Zeitdruck in seinem eigenem Tempo, einen Text abschreiben, dessen Wörter es alle kennt.

b) Man läßt es dann einen Text abschreiben, dessen Wörter es (zum großen Teil) nicht kennt.

Kann es a) gut, ist es kein(e) Legastheniker(in).

Kann es b) gut, hat es nicht mal eine Anlage zur Legasthenie! (Regelfall bei jemandem, der nicht mit einer didaktisch ungeeigneten Methode "Lesen" gelernt hat.)

Kann es b) schlechter als a), dann war die Leselernmethode schlecht, daran kann man aber arbeiten.

Wichtiger Hinweis: Vor a) und b) muß man testen, ob das betr. Kind die Buchstabengröße mühelos lesen kann. Sonst muß man den Text so wählen, daß dies der Fall ist. Viele sog. Legastheniker sind dazu geworden / gemacht worden, indem man die Buchstabengröße zu schnell verkleinert hat, bevor sie im Worterkennen genügend gefestigt waren!!!

Sie konnte z. B. anfangs die von anderen gesprochenen Worte "Wetter" und "Wecker" nicht auseinander halten.

Auch hier, auch wenn ich dieses Beispiel nicht im einzelnen anzweifle: man muß auch bei der Logopädin aufpassen, ob das Kind

1) das jeweilige zu "diskriminierende" Wort überhaupt kennt und in seiner Bedeutung versteht.

2) Dann muß man noch darauf achten, ob das Kind nicht dialektal beeinflußt ist. In manchen Dialekten wäre das Beispiel "Wedder" gegen "Wegger".

Wenn das Kind nun zwar "Wedder" zum hochsprachlichen "Wetter" zuordnen kann, nicht aber so schlafwandlerisch sicher ist bei "Wecker", dann kann es sein, daß es hier zu raten beginnt, obwohl es sehr wohl "Wecker" versteht.

Wie diagnostiziert man das nun wieder? Man stellt einen Meßbecher und einen Wecker und z.B. eine Quietscheente auf einen Tisch und fragt (scheinbar teilnahmslos - Testatmosphäre muß vermieden werden!) "Kannst Du mir bitte den Wecker herholen?".

Dann weiß man schon mal, daß das Kind das isolierte Wort "Wecker" versteht (oder eben nicht).

Um das diskriminierende Verstehen zu testen, muß man etwas weiter ausholen. Dazu fehlt mir hier die Zeit, Wetter/Wecker allein ist jedenfalls nicht ausreichend.

Nach einigen Übungen konnte sie es dann, so dass körperliche Ursachen wohl ausgeschlossen werden können.

Wer weiß, ob das nicht ein Dialekt-Abtrainieren war oder Lücken im Sachverständnis geschlossen wurden. Wie gesagt, der Test ist so einfach nicht.

Ich kann mir also gut vorstellen, dass "richtiges" Hören bei dem Lernen der Rechtschreibung wichtig

Nein.

oder zumindest sehr hilfreich ist

Nein, nur beim, s.o., Diktat. Was also ein denkbar ungeeigneter Test für das Rechtschreibverständnis ist. Es ist ein Rechthörtest, zuvörderst!

Dazu kommt, daß Klassenräume oft über dem zulässigen Arbeitsplatzwert für Lärm liegen!!!

Geh' einfach mal mit der Rechtschreib-Lehrerin in eine Disco und lies' ihr ein Diktat vor und diagnostiziere sie dann hämisch als Legasthenikerin!

Rechtschreibung kommt vom Lesen und Verinnerlichen der Wortformen. Das geht so automatisch wie der Erstspracherwerb - ohne Zutun eines Pädagogen!

Wenn einem Kind früher genügend vorgelesen wurde, dann zählt das Hirn "zwei und zwei" zusammen und erkennt dann später zum Lese-Bild das "Hörbild" automatisch.

Das Kind hat ja auch sprechen und Grammatik automatisch gelernt!!!

- völlig unabhängig davon, welches die beste Therapie für Legastheniker darstellt.

Die beste "Therapie" für Legastheniker ist, gescheit Lesen zu Lernen - leider gibt es verheerende Entwicklungen auf diesem Gebiet wie "Lesen durch Schreiben" oder die sog. Ganzheitsmethode.

Aber leider hab' ich keine Ahnung von der Materie.

--
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