Mathematik könnte so leicht sein, es fehlt an natürlicher Mathematikdidaktik, denn das Gehirn ist geradezu mathematikaffin

Literaturhinweis, Mittwoch, 22.03.2017, 13:50 (vor 2563 Tagen) @ Ostfriese6472 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 17.05.2017, 19:41

Der französische Mathematiker Alexandre V. Borovik hat zwei interessante Bücher zu diesem Thema geschrieben:

- Mathematics under the Microscope - Notes on Cognitive Aspects of Mathematical Practice

und

- Shadows of the Truth: Metamathematics of Elementary Mathematics (PDF, 305 Seiten, kostenlos, siehe seine Webseite hier )

Im letzteren beschreibt er z.B. schon auf Seite v/vi, wie seine Mathematiker-Kollegin Elizabeth Kimber in ihrer Kindheit zwar leicht die Aufgabe

              7 + □ = 12

mühelos als sog. Ergänzungsaufgabe, zuerst durch Abzählen an ihren Fingern, lösen konnte, nicht aber die"selbe" Aufgabe

              □ + 7= 12

Jeder, der das Kommutativgesetz beherrscht, wüßte, daß er/sie die eine in die andere Aufgabe überführen könnte - aber für ein Kind ist das anfänglich eine andere Aufgabe. Warum? Weil sie nicht gehirngerecht ist. Das gilt übrigens für viele Lehrmethoden, bis hin zum "Sport"-Unterricht.

Ich werde bei Gelegenheit mal einen ausführlicheren Literaturhinweis dazu schreiben.

Vieles liegt auch am Zahlensystem, den Zahlwörtern, das türkische und chinesische sind intuitiv verständlich, elf ist zehn-eins, zwölf zehn-zwei, so, wie es in Ziffern notiert wird. Die Franzosen mit ihrem "vier mal zwanzig plus zwölf" haben es noch schwerer - Ergebnis: mehrere Jahre Unterschied im Beherrschen der Grundrechenarten!

Auch das Einmaleins ist total einfach, man muß nicht zehn, sondern eigentlich nur drei Zahlenreihen beherrschen. Vielleicht demnächst mal.

P.S.: Daß mathematische Fähigkeiten und Intelligenzquotient korrelieren, ist auch richtig. Die o.g. angesprochene gehirn-gerechte Mathematikdidaktik erhöht daher auch die Intelligenz, insoweit sie mit den herkömmlichen IQ-Tests gemessen wird (Mustererkennungs- und Fortsetzungsreihentestbatterien).

Siehe auch Max Wertheimers "Produktives Denken", wo er ein Parallelogramm um 90 Grad dreht, und die High-School-Schüler erkennen es nicht mehr als solches und der "Mathematik"-Lehrer der High-School-Klasse ruft entrüstet: "Sowas dürfen sie aber nicht machen!"

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