Der kurzzeitige Anstieg des Jod-131-Spiegels in Europa scheint geklärt - es war ein norwegischer Forschungsreaktor-Schaden

Literaturhinweis, Donnerstag, 09.03.2017, 13:18 (vor 2602 Tagen) @ Literaturhinweis2429 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 09.03.2017, 13:38

Der kurzzeitige Anstieg des Jod-131-Spiegels in Europa scheint geklärt: Beschädigte Brennstäbe und Folgeschäden aufgrund Bedienfehlern in einem norwegischen Forschungsreaktor (Reaktor Halden, gaufen oder vergaufen sagt der Sachse): "International cooperation in an effective, result-oriented environment. Safe and reliable operation of nuclear power plants benefit from R&D advances and related technical solutions. The OECD Halden Reactor Project is a leader in these advances with programmes devised to provide answers in a direct and effective manner." Also eine hervorragende Sicherheitsgulduur, nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn die nun auch noch absichtlich schlampig wären.

Na, wer hätte das gedacht, da werden zuerst in Norwegen erhöhte Werte gemessen und da stammen diese Emissionen auch noch von da. Da können sich die Russen noch so sehr anstrengen, einen Unfall oder Atomtest zu verheimlichen - man muß ihn erstmal veranstalten!

Vielen Dank für die Leserzuschrift, die mich auf folgende Berichte aufmerksam machte:

Telepolis: Beinaheunfall in Norwegen (09. März 2017)

und

norwegisches Energietechnologieinstitut: Press release: unintended release of radioactive iodine at the Halden Reactor

Im genannten telepolis-Artikel ist die Blauäugigkeit der norwegischen Argumentation bereits behandelt, ich spare mir Wiederholungen.

Bellona wirft entgegen der Selbstbeweihräucherung der Betreiber denen eine mangelhafte Sicherheitsphilosophie und viele Beinaheunfälle vor: "Norway’s Halden Reactor: A poor safety culture and a history of near misses".

Der Halden-Reaktor hat eine thermische Gesamtleistung von 25 MW und ist als Siedewasserreaktor ausgeführt - die Baulinie, die AEG in den Ruin trieb.

Die Fukushima-Katastrophe war ebenfalls einer Siedwasserbaureihe geschuldet (nicht daß Druckwassereaktoren inhärent wesentlich sicherer wären - aber sie haben die Stromerzeugung im nichtradioaktiven Bereich und sind etwas brennelementschonender - Atomkraft halt).

Der Reaktor sitzt in einem Felsmassiv, was evtl. bei einer Kernschmelze nützen könnte, nicht jedoch, wenn die Belüftung nach außen bei Jod-Austritt angeschaltet bleiben muß, um noch schlimmeres zu verhindern, wie es wohl in diesem Fall zu verzeichnen war.

Siehe auch den Thread hier: Iod-131-Ausbruch in nördlicher Hemisphäre, gemessen von Norwegen bis Frankreich, US-Atomtest-Beobachtungsflugzeug stieg auf.

Die Anlage in Halden ist übrigens ein Schwerwassereaktor, daher kommt er mit nicht-angereichertem Natururan aus, muß dafür aber mit schwerem Wasser (Deuteriumoxid D2O statt Hydrogenoxid H2O) moderiert werden. Schwerwasser kommt traditionell aus Norwegen - als die Briten mit norwegischen Widerstandskämpfern im zweiten Weltkrieg die dortige Schwerwasseranlage gesprengt hatten, war der Traum von der deutschen Atombombe ausgeträumt - Deutschland hatte nicht die Mittel, Uran-Anreicherungsanlagen im Maßstab des Manhattan-Projekts zu bauen und zu betreiben und wäre auf das Erbrüten von Plutonium-239 aus einem solchen Schwerwasser-Reaktor angewiesen gewesen - und ja, es gibt Leute, die das anders sehen, es gibt auch Leute, die an Reichsflugscheiben glauben. Deutschland scheiterte aber bereits an den Ölfeldern von Baku; siehe Nordkorea - eine Hochtechnologie ohne materielle Basis kommt nicht weit.)

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