Wird an der Stanford-Uni bald eine Professorenstelle frei?

Ankawor, Montag, 27.02.2017, 20:33 (vor 2586 Tagen)4342 Views
bearbeitet von Ankawor, Dienstag, 28.02.2017, 13:06

(Ich wurde gebeten, einen kurzen Artikel von Zerohedge zusammenfassend zu übersetzen, und mir wurde erlaubt, den übersetzten Text weiterzugeben. Somit:)

In einem für seine Ehrlichkeit und Offenheit bemerkenswerten Artikel über die intellektuelle Verrottung innerhalb der (amerikanischen) Elfenbeintürme legt der Professor an der Stanford-Universität John Etchemendy die Herausforderung dar, die sich der Hochschulbildung in den kommenden und zunehmend polarisierenden Jahren stellen wird:

Die Bedrohung von innen

Universitäten sind eine grundlegende Kraft des Guten in der Welt. Im besten Fall fördern sie Wissen und Verständnis, Weisheit und Einsicht, und verbreiten diese Schätze an die gesamte Gesellschaft. Sie haben dabei kein Monopol, aber durch ihre Konzentration und ihre Zweckgerichtetheit sind sie wahrhaft einmalige Institutionen. Wenn Aristoteles recht hat, dass der Mensch durch Vernunft definiert wird, haben die Universitäten eine herausragende Stellung bei allen menschlichen Bemühungen.

Ich teile Ihnen diese Gedanken mit, um uns alle daran zu erinnern, warum wir das tun was wir tun – warum Stanford so wichtig für uns ist und was es darstellt. Aber ich teile Ihnen diese Gedanken auch mit, um eine Sorge zu äußern. Universitäten sind bedroht, durch Angriffe sowohl von außen als auch von innen.

Die Bedrohung von außen ist offensichtlich. Potentielle Kürzungen der Finanzierung würden sowohl unsere Forschung als auch unsere Fähigkeit zum Fördern der Bildung beeinträchtigen. Das Besteuern von Dotierungen würde die Unterstützung einschränken, die wir den Fakultäten und den Services für unsere Studenten bieten. Reisebeschränkungen würden den freien Austausch von Ideen und Wissenschaftlern behindern. Alle diese Bedrohungen haben sich in den letzten Jahren intensiviert und in den vergangenen Monaten hat sich eine Realität herausgebildet, die nur schwierig zu ignorieren ist.

Ich mache mir jedoch mehr Sorgen um die Bedrohungen von innen. Im Laufe der Jahre habe ich an den Universitäten in diesem Land eine wachsende Intoleranz beobachtet – damit meine ich keine Intoleranz im Hinblick auf Rassen, Ethnien oder Geschlechter, denn in diesem Bereich haben wir begrüßenswerte Fortschritte gemacht. Ich meine stattdessen eine Art intellektueller Intoleranz, eine politische Einseitigkeit, die eine Antithese zu dem bildet, für das Universitäten stehen sollten. Sie manifestiert sich auf viele Arten: in den intellektuellen Monokulturen, die in bestimmten Disziplinen vorherrschen; in den Forderungen, die Einladungen von Rednern zu widerrufen und Gruppen auszugrenzen, deren Ansichten wir offensiv finden; in ständigen Aufrufen an die Universität, einen politischen Standpunkt einzunehmen. Wir prangern bestimmte Nachrichtenmedien als Echokammern an, während wir die Echokammern, die wir uns um uns selbst errichtet haben, nicht wahrnehmen.

Dies führt zu einer Art intellektueller Blindheit, die auf lange Sicht schädlicher für Universitäten sein werden als Kürzungen der Mittel. Es wird schädlicher sein, da wir es noch nicht einmal sehen werden: wir werden alle diejenigen mit anderen Ansichten als böse oder unwissend oder dumm abwehren, statt sie als Gesprächspartner zu sehen, die gehört werden sollten. Wir beschränken uns auf die Allzweckwaffe der persönlichen Verunglimpfung, da dies einfacher und bequemer ist, als rationale Argumente auszutauschen. Aber wenn wir dies tun, verzichten wir auf das, was bei unseren Institutionen so großartig ist.

Es wird nicht einfach sein, dieser Entwicklung zu widerstehen. Als Institution werden wir von Fakultäten und Studenten ständig gedrängt, politische Standpunkte einzunehmen, und wenn wir dies nicht tun, wird das als fehlender Mut empfunden. Aber an den heutigen Universitäten ist es am einfachsten, diesem Druck nachzugeben. Was wirklichen Mut erfordert, ist dem Druck zu widerstehen. Aber wenn diejenigen, die den Druck ausüben, sich auf der anderen Seite nichts als Unwissenheit und Dummheit vorstellen können, wird jeder Widerstand ähnlich abgewehrt.

Eine Universität ist kein Lautsprecher zum Verstärken dieser oder jener politischen Ansicht. Wenn dies doch getan wird, wird eine Kernaufgabe missachtet. Universitäten müssen offene Foren für inhaltliche Debatten sein, und sie können dies nicht sein, wenn sie offiziell eine Seite der Debatte unterstützen.

Aber wir müssen mehr tun. Wir müssen die echte Diversität der Gedanken in der Professorenschaft fördern, und dies wird noch schwieriger sein. Es ist für jeden problematisch, die hohe Qualität einer Arbeit anzuerkennen, wenn die Aussage dieser Arbeit möglicherweise im Gegensatz zu den eigenen Überzeugungen steht. Aber wir alle brauchen fähige Gegenspieler, die uns bei unserer Suche nach der Wahrheit herausfordern. Dies ist absolut ausschlaggebend für die Qualität unserer Bemühungen.

Ich befürchte, dass die nächsten paar Jahre sehr schwierig werden. Wir müssen den externen Bedrohungen unserer Mission widerstehen, aber dabei haben wir viele Freunde außerhalb der Universität, die bereit und in der Lage sind, uns zu helfen. Aber um unsere akademische Engstirnigkeit abzuwehren, sind wir ziemlich allein. Der erste Schritt besteht darin, unsere Studenten und Kollegen daran zu erinnern, dass diejenigen, deren Ansichten konträr zu unseren eigenen sind, nur selten böse oder stupide sind, und dass sie möglicherweise Dinge wissen oder verstehen, die wir nicht verstehen. Nur wenn wir mit dieser Voraussetzung beginnen, können wir eine vernünftige Diskussion führen und es möglich machen, dass der Wind der Freiheit wehen kann.

Wir wünschen John alles Gute für seine zukünftigen Unternehmungen, da wir sicher sind, dass es eine überwältigende Welle von verletzten Gefühlen geben wird, aufgrund deren sein Rücktritt gefordert werden wird, weil er eine Wahrheitsbombe in ihrem geschützten Bereich fallen ließ.


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