Hintergründe zur Alt Right (Alternative Right) in den USA

Julius Corrino, Sur l'escalier des aveugles, Donnerstag, 09.02.2017, 14:41 (vor 2605 Tagen) @ Lechbrucknersepp2594 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 09.02.2017, 15:33

Die Alt Right ist eine dissidente, außerparlamentarische Opposition gegen den egalitären, multikulturalistischen Zeitgeist, der sowohl von republikanischem wie auch demokratischem Establishment getragen wird.

Die Alt Right ist sich untereinander über vieles uneins, aber eines steht für sie fest: Eine Gleichheit zwischen den Menschen gleich welcher Art existiert in der realen Welt nicht und ist auch kein erstrebenswertes Ziel.

Abgesehen von Themen wie dem ausufernden, familienzerstörenden Feminismus steht bei der Alt Right die Diskussion über die genetisch bedingte Ungleichheit der menschlichen Rassen/Ethnien/Subspezies (d.h. Rasse/Ethnie wird nicht als soziales Konstrukt, sondern als eine biologische Realität betrachtet) im Mittelpunkt; ein Faktum, aus welchem sich notwendigerweise unterschiedliche Wesensmerkmale, Temperamente, Begabungen, Weltanschauungen, in einem Wort: Identitäten ergeben.

Gruppen von Menschen mit distinkter Identität bringen demzufolge auch einzigartige, unwiederholbare Kulturen hervor.

Politische Standpunkte sind in dieser Kette daher auch ein nachrangiges Glied, welches lediglich eine Teilabbildung der zugrundeliegenden Kultur darstellt.

Biologie > Identität > Kultur > Politik.

Die Alt Right betont ferner, daß Menschen stämmisch dächten und handelten, und auch gar nicht anders könnten. Es ließe sich beobachten, daß weiße Europäer hauptsächlich mit anderen weißen Europäern zusammenlebten und sozial interagierten, Schwarze die Gegenwart anderer Schwarzer bevorzugten, Han-Chinesen die anderer Han, usw. Ohne externen Zwang durch einen sich im Gleichstellungsfieber befindlichen Staat segregieren sich die Rassen freiwillig. Kirchengemeinden in den USA etwa (ein Gebiet, auf dem die Bundesregierung keine Quotenregelungen o.ä. befehlen kann), sind zu 100% freiwillige Zusammenschlüsse und gehören daher bis heute zu den rassisch homogensten sozialen Gebilden, die man sich nur vorstellen kann.

Darauf basierend schlußfolgert die Alt Right, daß das Zusammenleben unterschiedlicher Rassen in ein und demselben Territorum automatisch zu unlösbaren, permanenten Konflikten führt. Politik degeneriert in solchen Umgebungen zur reinen Identitätspolitik, in der Sachfragen keine Rolle mehr spielen und Personal- sowie Zugehörigkeitsprobleme alles sind: Nicht das "Was" ist relevant, sondern nur noch das "Wer" (d.h.: Welche Gruppe kriegt vom Kuchen wieviel ab). Denn jede Gruppe versucht in einer solch engen Konkurrenzsituation den anderen zum eigenen Nutzen so viel abzujagen wie möglich.

Die Alt Right versucht, im herangebrochenen Zeitalter der Identitätspolitik die Interessen des Kernvolks der USA, also weißer Europäer hauptsächlich angelsächsischer Provenienz (aber historisch bedingt auch deutscher, slavischer, italienischer und skandinavischer), zu formulieren und zu vertreten. Ziel ist es, die historische, demographische Supermajorität der Weißen in den USA (90% in den 60ern, auf 62% im Jahr 2014 abgesunken) gegen die drohende "Verminderheitung" (d.h. unter 50% der Gesamtbevölkerung) voraussichtlich im Jahr 2044 zu verteidigen.

Hierzu sei die Neuentwicklung einer eigenen ethnischen Identität unter den Weißen notwendig, so die Alt Right. Die jahrzehntelange Unterdrückung und Zerstörung derselben unter dem Regime der kulturmarxistischen Linken mache dies zwingend notwendig. Im scharfen Gegensatz dazu wurde die Stärkung und politische Expression der Identität von rassischen Minderheiten in Amerika konstant gefördert.

Da das Ziel, die Uhr demographisch und kulturell wieder auf die 50er Jahre zurückzudrehen, zunehmend unrealistisch ist, selbst wenn man die Einwanderung (legal wie illegal) noch heute mittag komplett stoppen würde (Geburtenraten...), befürworten viele Alt-Righter die mittelfristige Etablierung eines weißen "Homeland" auf dem heutigen Territorium Nordamerikas (was einen vorhergehenden Zerfall der USA durch die ständig zunehmenden Rassenkonflikte implizieren würde).

Als Beispiel für die Auswirkungen der vorherrschenden Identitätskonflikte speziell für die USA führt die Alt Right die ständig wiederkehrenden Schwarzenaufstände im Land an, welche völlig unabhängig davon, ob gerade Segregation oder aber seit mittlerweile einem halben Jahrhundert die Bürgerrechtsbewegung dominieren, eine unvermeidliche Begleiterscheinung des amerikanischen Daseins sind.

Die heutige demokratische Partei als eine an und für sich unwahrscheinliche Koalition aus schwulenhassenden Muslimen, intoleranzhassenden Schwulen und Transgendern, Extremfeministen und einer Vielzahl von rassischen (Noch-)Minderheiten wie z.B. Hispanics, Schwarzen, Juden und Asiaten (die einander nicht ausstehen können) könne als Paradebeispiel für das Zeitalter der Identitätspolitik genannt werden: Das einzige, was dieses hochexplosive Gebilde momentan einigermaßen zusammenhielte, ist der gemeinsame Kampf gegen das weiße Stammvolk der USA (v.a. heterosexuelle Männer).

Die Masse der Alt Right-Anhänger sind überwiegend männlich und Anfang bis Mitte 20 (Millenials).

Viele Alt Right-Anhänger entstammen der durch das republikanische Establishment 2012 plattgewalzten Tea Party-Bewegung, oder sind ursprünglich als Konstitutionalisten nach Gründervätermanier an Bord gekommen. Andere sind desillusionierte Ex-Libertäre, die das ziellose Treiben des Cato-Instituts oder das sang- und klanglose Absterben der Ron Paul-Bewegung auf die Suche nach einer neuen politischen Heimat getrieben hat.

Wie viele es von ihnen gibt, ist schwer zu sagen. Ausweislich der Zugriffszahlen einiger prominenterer Alt Right-Webseiten kann man grob von mittleren bis hohen sechsstelligen Zahlen bis eventuell sogar in den niedrigen siebenstelligen Bereich (eine Million oder knapp darüber) nur für die USA ausgehen.

Bezeichnungen für die Alt Right bzw. ihr Gedankengut gibt es mehrere, und es herrscht innerhalb der bislang recht zersplitterten "Szene" keine Einigkeit darüber, welche nun am treffendsten ist: Weißer Nationalist, Rassenrealist, White Advocate, etc.

Überflüssig zu sagen, daß ihre Gegnerschaft im Mainstream sie durchweg als "Nazis", "Rassisten", "White Supremacists" und ähnliches beschimpft (aber ein "Nazi" ist heutzutage jeder, der Soros, Trotzky, der Frankfurter Schule und Angela Merkel nicht bis ins winzigste Detail zustimmt).

Die Alt Right verfügt über keine reichen Gönner und Spender und ist bislang auch in keiner sichtbaren Form offiziell (z.B. als Verein, Verband, politische Partei o.ä.) in Erscheinung getreten.

Die Alt Right war bislang ein auf das Internet (Twitter und andere soziale Medien, einige Blogs und Imageboards wie 4chan) und einige wenige Verlage beschränktes Phänomen. Dies dürfte sich in diesem Jahr und womöglich in Zukunft aber bedeutend ändern. In der Vergangenheit haben AmRen und NPI America jährliche Konferenzen abgehalten.

Der Begriff "Alternative Right" selbst geht auf einen ihrer wichtigeren öffentlich sichtbaren Akteure, Richard B. Spencer, Präsident des National Policy Institute (einem von Bill Regnery und Sam Francis ins Leben gerufenen Samenkorn für einen Think Tank) zurück. Spencer hielt bei der jährlichen Konferenz des H. L. Mencken Club von 2010, der der Rückzugspunkt des vom neokonservativen Mainstream zwangsweise außerdienstgestellten paläokonservativen Flügels der amerikanischen Rechten (Old Right oder Remnant) ist, eine Rede, in der er das Scheitern des ewig sich in Rückzugsgefechten befindlichen herkömmlichen Konservatismus feststellte und eine neue, "alternative Rechte" forderte, die aus den Fehlern der Alten lernen und tatsächlich gewinnen könne. Dieser Moment kann als offizielle Geburtsstunde der Alt Right gelten (wiewohl die heutigen Schlüsselfiguren schon deutlich früher aktiv waren).

Wichtig festzuhalten ist, daß Donald Trump und seine Stabsmitglieder wie etwa Steve Bannon weltanschaulich nicht der Alt Right zuzuordnen ist, obwohl er aus diesem Lager im Wahlkampf Unterstützung erfahren hat.

Trump ist ein gewöhnlicher bürgerlicher Nationalist, der ehrlich davon überzeugt ist, daß man Amerika für alle (Schwarze, Hispanics, europäischstämmige Weiße, Ostasiaten, Inder, Kurden, usw.) wieder great machen kann, wenn nur alle die Ärmel fest genug hochkrempeln und mit anpacken. Rassisch fundierte Identitäten der verschiedenen Volksgruppen, die heute auf dem Territorium der Vereinigten Staaten leben, mitsamt aller sich daraus ergebender praktischer Konsequenzen, kommen in seinem Weltbild nicht vor. Sein Fokus liegt auf der Wirtschaft (v.a. Handel und Arbeitsplätze), innerer Sicherheit und (eventuell!) der Bändigung der schlimmsten Auswüchse der verfehlten Einwanderungspolitik seit 1965. Im Grunde könnte man Trump in vielerlei Hinsicht somit als eine Art Anachronismus aus den 60er Jahren der USA betrachten.

Auch die übergroße Mehrheit der Trump-Wähler ist definitiv nicht der Alt Right zuzuordnen. Insofern ist Trump auch nicht auf den von der Alt Right geschlagenen, bescheidenen Wellen ins Weiße Haus gesegelt. Bei seiner Kernwählerschaft handelt es sich um das ethnisch-kulturell belagerte Middle America, das seine ernste Lage anders als die Anhänger der Alt Right bislang nicht bewußt erfaßt, aber die implizit weiße Botschaft Trumps instinktiv angenommen hat. Hier ruhen für die noch junge politische Bewegung, die es sich zum Anspruch gemacht hat, die "intellektuelle Avantgarde der Rechten" zu sein, potentiell unerschlossene Rohstoffe im Boden.

Die Alt Right weist den Kern der trumpschen ("Trumpism") Weltschau vehement zurück. Das Funktionieren und Fortbestehen der Institutionen und der Kultur des Landes setzt ihr zufolge zwingend das Fortbestehen desjenigen Volkes als stabile Mehrheit voraus, das erstere überhaupt aufgebaut und über die Zeiten hinweg erhalten hat. Eine Befassung mit dem Thema ethnisch/rassisch begründeter Identität sei daher unabdingbar.

In letzter Zeit ist es zu einer Spaltung zwischen der Alt Right und der sog. "Alt Light" gekommen, welche im Wesentlichen eine Erscheinungsform des trumpschen Bürgernationalismus ist und die zentralen, ethnisch-identitätspolitischen Aspekte der originären Alt Right als "rassistisch" ablehnt. Zu diesen Leuten gehört auch Milo Yiannopoulos, der als offen (und sehr vulgär auftretender) homosexueller Jude in die Szene sowieso nicht hineinpaßt.

Greg Johnson, Herausgeber des Alt Right-Webzine Counter Currents brachte dies mit den Worten: "The Alt Right Means White Nationalism... or Nothing at All" auf den Punkt.

Langjährigere Veteranen der Szene, so etwa Jared Taylor, Chefherausgeber der langjährigen Webpublikation American Renaissance oder Peter Brimelow mit seiner Plattform VDARE.com für eine Patriotic Immigration Reform stehen, anders als die junge Generation, der Verwendung von Vokabeln wie Nationalism oder separatistischen Vorhaben wie dem White Homeland skeptisch gegenüber.

Ein Herüberschwappen und aktives Vertreten der Alt Right-Weltanschauung wie hier dargestellt nach Europa dürfte mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein. Zumindest in Deutschland dürfte das Justiz- und Innenministerium, Verfassungsschutz, Staatsanwälte und Richter auf den Plan rufen.

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Ainsi continue la nuit dans ma tête multiple... elle est complètement dechirée... ma tête.
- Luc Ferrari


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