Trumps Mauerbau ist kon-sequent, wie es der in der DDR war - jenseits/diesseits der Grenze mehr Geld und mehr Freiheit ...

Literaturhinweis, Donnerstag, 26.01.2017, 18:47 (vor 2647 Tagen) @ Centao7144 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 26.01.2017, 19:05

... nur, daß Mexiko in diesem Falle, wie früher die Türkei anatolische Tagelöhner nach Deutschland, die Arbeitskräfte dorthin schicken will.

Ist also der Mauerbau an der mexikanischen Grenze dann nur konsequent?

ist eine gute Frage, denn in der Tat ist er, von einer Ursache-Wirkungs-Beziehung her konsequent, d.h. er folgt der Logik, nur bezweifle ich, ob Trump das so sieht und es nicht vielmehr Ausfluß der Gesamttendenz 'Hebung der US-Binnenlöhne' ist.

Das geht so:

- Wenn -erleichtert durch Freihandelsabkommen- mehr und mehr Produktionsstandorte von USA nach Mexiko verlagert werden, so nimmt der Immigrationsdruck von Mexiko nach den USA tendenziell ab, denn dieser ist nicht, wie in Deutschland und Schweden, eine Einwanderung in Sozialsysteme, sondern ein brutaler Wettbewerb um die härtesten Jobs mit der niedrigsten Bezahlung. Insofern ist auch Trumps implizit transportierte Annahme, die 'illegal immigrants' drückten in den USA die Löhne, sehr fragwürdig, auch wenn statistische Erhebungen bei Schattenwirtschaften ohnehin problematisch sind und davon abgeleitete Ursache-Wirkungsmodelle es dann erst recht sein müssen, auch wenn das akademische Glaubensbrüder der mathematisch getarnten Wirtschaftsreligionen nicht davon abhält, auch Gutachten abzuliefern, wonach der Mindestlohn beschäftigungsfördernd sei. Die Einwanderer und Saisonarbeiter aus Mexiko dürften mit jedem steigenden US-Mindestlohn allerdings tatsächlich zukünftig einigen US-Bürgern dort Jobs wegnehmen, wo diese als offizielle Beschäftigte noch zum vorherigen Lohn finanzierbar waren und es nun nicht mehr sind. Ja, 'illegale' Mexikaner haben vielleicht sogar auch etwas vom Mindestlohn, da es einige US-Konkurrenten vom Markt nimmt.

- Wenn nun diese Jobs 'zurück' in die USA geholt werden, indem bestimmte Fabriken nicht mehr in Mexiko, wie vorher geplant, errichtet werden und andere dort weniger ausgelastet, mit der Zeit abgebaut und schließlich aufgegeben werden zugunsten von (neuen oder alten, erweiterten) US-Standorten, dann sinkt tendenziell in Mexiko die Zahl der Jobs, steigt somit tendenziell dort die Arbeitslosigkeit. Tendenziell: 'People follow the money' - entweder, siehe Einwanderung in Sozialsysteme in Deutschland usw. oder eben in Billig-Jobs in anderen Ländern, wenn zuhause wenig Aussicht besteht. Die USA sind ja geradezu so entstanden! Das sieht man sehr gut an der Schweiz, wohin qualifizierte Menschen aus aller Herren Länder kommen, nämlich überwiegend von dort, wo das Ausbildungsniveau mit der Schweiz mithalten kann oder sogar in einzelnen Zweigen leicht überlegen ist (das kann z.B. ein SAP-Berater aus Deutschland sein).

Also muß Trumps Regierung die Einreisekontrollen verstärken, wenn sie erreichen will, daß der Zustrom nicht eher noch mehr zunimmt. Ich denke nur, daß Trump, der weder Volkswirtschaftler noch Jurist, sondern gewiefter Bauunternehmer und "Developer" ist, das nicht ganz überblickt. Er scheint zu denken, daß man verschiedene Variablen separat betrachten und steuern kann. So konnte er früher z.B. den Quadratmeterpreis und die Kubatur eines Gebäudes relativ unabhängig voneinander steuern - der qm-Preis hängt mehr von der Ausstattung und Lage eines Gebäudes ab, als davon, wie groß es am Ende wird. So kann er einen 40-Wohnungs-Komplex in den New-Yorker Slums bauen zu einem niedrigen qm-Preis und das Gebäude dort voll-vermieten und es zu einem Höchstpreis pro qm in Las Vegas mit goldenen Duschköpfen und beides rechnet sich. Man kann aber nicht hohe Löhne für alle haben und hohe Arbeitslosigkeit. Man kann aber auch nicht die Arbeitslosigkeit um den Preis niedrigerer Produktivität (= geringerer Arbeitsteilung, wie das beim Rückholen von Jobs von den 'erweiterten Werkbänken' nunmal ist) haben, denn das allgemeine Lohnniveau, siehe Schweiz, siehe den High-Tech-Standort Liechtenstein, hängt direkt daran, wie produktiv Unternehmen sind (auch bei Investmentbanken übrigens - die Boni kommen i.W. aus der -in Geld gemessenen- 'Produktivität' des Eigenhandels, auch wenn dieser betrügerisch verlaufen mag - bei der Mafia kommt der hohe Lohn woher? Etwa von einer niedrigen Produktivität? Dann sollte Trump dringend dort Berater anforden.).

Allerdings hätte man das schon viel früher machen sollen: Frechheit, daß durch Annektion von Neumexiko nun alle diese Chicanos Zugang zum US-Arbeitsmarkt erhielten. Und das gilt im wesentlichen für jeden der > 50 Bundesstaaten, seit die dreizehn ersten eine heilige Union bildeten. Da gab es Versäumnisse. Aber man kann das am Beispiel Rest-Mexikos nun so richtig nachholen. Die Zölle in Indien machen es vor, was das bringt!

Der Zoll nimmt Jahr für Jahr etwa die Hälfte der dem Bund zufließenden Steuern ein.

Tja, diese Gelder werden doch hoffentlich in der Wirtschaft nirgendwo fehlen?

Die US-Käseglocken-Theorie ist natürlich keine Theorie, sondern Tatsache: früher waren Bauern auf ihren paar Hektar autonom, hätte man eine Käseglocke über einen Hof, spätestens über ein Dorf, gestülpt, hätte denen 'nichts gefehlt'. Hitler-Deutschland hat das weitgehend getan, und ab 1936 gab es viele Dinge nur noch auf Marken, aber 'gefehlt' hat 'nichts'. Auch kritisch eingestellte DDR-Bürger bestätigen mir immer wieder bereitwillig 'gefehlt hat uns nichts'. Sogar Kautschuk kann man, siehe Buna im Dritten Reich, selbst herstellen und Erdöl aus Kohle. Kriegsdeutschland im Ersten Weltkrieg hat es dank der genialen Rohstoffbewirtschaftung Emil Rathenaus (siehe auch die Sommerzeit-Umstellung) in den ersten zwei Kriegsjahren trotz Boykotts der Feindmächte hinbekommen. So wäre es in USA auch, wie auch in der Schweiz die Schweizer ja nur einheimische iPhones, Autos und Bananen zu kaufen pflegen und natürlich ist auf größerem, geologisch diversifiziertem Gebiet, auch mehr möglich. Wer braucht z.B. schon Tantal?

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