Zu zwei zentralen Sätzen in Trumps Antrittsrede

Falkenauge, Samstag, 21.01.2017, 13:39 (vor 2624 Tagen)8572 Views

Zwei Sätze in Trumps Antrittsrede sind besonders interessant.

1. "Im Zentrum dieser Bewegung steht ein entscheidender Gedanke: Dass eine Nation existiert, um ihren Bürgern zu dienen."

2. „Wirklich wichtig ist nicht, welche Partei an der Regierung ist – sondern die Frage, ob unsere Regierung vom Volk kontrolliert wird.“

Es kommt mir nicht darauf an, ob Trump sich in seinen Taten selber danach richten wird. Das bleibt abzuwarten, und ist auch eher unwahrscheinlich, vielleicht nur in minimalen Ansätzen, sonst wird er ja weggeputzt.
Die Sätze sind aber unabhängig davon zentral und schmecken unseren „Eliten“ nicht, wie man ihren Reaktionen sehen kann.

Das ist ja weltweit das zentrale Problem, dass überall eine selbst ernannte politische Kaste als Führer der Nation herrscht, die nicht dem Volk, den Bürgern dient, sondern der die Bürger dienen und für deren Ziele sie auf den inszenierten Schlachtfeldern bluten müssen.

Diese Kaste hat im Grunde die anmaßende Überzeugung, dass Demokratie, die auf der Mündigkeit und Urteilsfähigkeit aller Bürger beruhe und in der jeder ein kompetentes Verständnis in öffentlichen Angelegenheiten erwerben könne, eine undurchführbare Fiktion sei. Der amerikanische Journalist und Mitbegründer des Council on Foreign Relations Walter Lippmann gab dieser Auffassung in seinen Büchern Öffentliche Meinung (1922) und Phantomöffentlichkeit (1925) ungeschminkt Ausdruck. Politische und soziale Themen sollten besonderen Experten vorbehalten bleiben, die in eigens geschaffenen Instituten und Einrichtungen die für die ausführenden Politiker maßgebenden Vorschläge erarbeiten müssten. Lippmann lieferte den „Eliten“ nach außen ihre theoretische Grundlegung als neue geistige Aristokratie, die über die große Masse gleichsam diktatorisch zu herrschen berechtigt sei.

Das ist die ideologische Grundlage für die Herrschaft einer angemaßten Elite von Politikern, die sich in Parteien und elitären Denkfabriken organisieren und hinter der Fassade einer Demokratie in Wahrheit eine Oligarchie errichtet haben. Vgl.: Aristokratische Demokratur.


Damit hängt der 2. Satz zusammen, dass in diesem Parteiensystem sich die herrschende Kaste völlig vom Volk gelöst hat, von dem aus keine Kontrolle mehr stattfinden kann. Denn durch das Parteiensystem ist die Teilung der Gewalten de facto aufgehoben. Genauer in: Der Systemfehler


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