Zentralmacht

Ashitaka, Freitag, 13.01.2017, 14:04 (vor 2631 Tagen) @ tar7664 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 13.01.2017, 14:29

Hallo tar,

Ich denke, wer sich wirklich tief in die Argumentationsketten von
@Ashitaka zum Zentralmachtsystem und die entsprechenden Posting‘s der
anderen Foristen einliest, erahnt auch die Richtigkeit und Wichtigkeit
dieses Modells.


Kein Modell, kein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit, sondern
Wirklichkeit. Die Trennung zwischen der aktiven Potenz (Handlung) und der
Potenz (Macht, Passiva) führt uns geradeaus dahin. Wenn einem bewusst
wird, dass die Macht als eine Struktur von Verhältnissen der Individuen
(der Elemente) in Wirklichkeit nicht mit den Handlungsketten der Individuen
(der Elemente) gleichgesetzt werden kann, dann ist der erste Schritt hin zu
einer wirklichen Perspektive auf das System gelungen, einer Perspektive,
aus der auch das Wesen des Geldes bewusst werden wird, getan.


Ist das nicht mit einem gesellschaftlich überspannenden, strukturellen
Erhaltungswillen gleichzusetzen, der von außen als zentrale Machtordnung
wahrgenommen wird, was meiner Meinung nach auch Zaras "Schwarmorganismus"
entspricht?

Der Wille ist die Vergegenwärtigung, eine Entscheidung im Hier & Jetzt, für oder gegen etwas. Nur in der gedanklichen Rückwärtsbetrachtung findet man die Entscheidung nicht. Der Mensch hat sich in seiner Gegenwart immer schon dafür entschieden sich zu erhalten, wie und wodurch auch immer. Er hat sich aber nicht für die betrügerische Vergewaltigung durch expansive Zentralmachtsysteme entschieden, sondern wurde durch seine Not (Ohnmacht) dazu gezwungen, das perfekte Verbrechen. Die Not der Individuen ist im Gegensatz zu Silkes Ansicht keine potentielle Ursache für Zentralmacht, sondern im Gegenteil, eine unvermögende Voraussetzung (Fundament), d.h. die Spiegelseite der durch Charismatiker zentralisierten Potentiale. Das Bewusstsein der in Not geratenden Individuen wurde an das Wort der fortan expandierenden Zentralinstanz gefesselt. Das Potential, es liegt in der Zentralisierung, in der durch Betrug vorgenommenen Ausrichtung des Bewusstseins der in Not geratenden am Laut des im Zentrum stehenden Führers, unabhängig davon wer das Amt des Führenden besetzt, ob etabliert oder revolutionär. Ist genügend Zentralmacht vorhanden, so expandiert das System zunächst mit aller Gewalt und bis zur Legitimation durch formelle Herrschaft auch ohne Rücksicht auf eine Glaubwürdigkeit.

Beim Begriff "Zentralmacht" stellt man sich aber doch eher
etwas in der Art feudalistischer Absolutisten vor, die alles nach ihrem
Gutdünken regeln und steuern, was an einem selbsterhaltenden Organismus ja
komplett vorbei geht.

Zentralmacht ist Potentialstruktur, in der die Potentiale (die Möglichkeiten aller Elemente des Systems) zentral institutionalisiert werden. Das System wurde nicht von den ohnmächtigen Elementen autopoietisch organisiert, sondern ist von Anfang an zentral institutionalisiert, angefangen bei dem ordnenden Laut desjenigen, dem die Individuen ihre zwanghafte (aus der Not geborene) Gefolgschaft leisteten. Jede zentralinstanzielle Gefolgschaft basiert auf dem perfekten Verbrechen, welches mit dem Debitismus im Detail abgehandelt wurde.

Ich unternehme den Versuch das Geld als das zu erklären was es immer war
und sein wird:

Machtderivat!


Natürlich, da es sich auf gesetztes Recht zurückführen lässt - aber
die Definition als "Machtderivat" allein ist keine ausreichende Erklärung
zu einem umfassenden Verständnis für "Geld". Lediglich Tauschphantasien
und das Regressionstheorem sind damit vom Tisch.

Auf gesetztes Recht (Institut) zurückzuführen, exakt. Ich werde weiterhin versuchen den Anspruch auf eine Definition des Geldes in den Hintergrund zu stellen, eben um das gesamte System in seinen Potentialen und aktiven Potenzen begreifbar zu machen. Vom Machtakt "Geld" wird danach nur das übrig bleiben was es ist, Machtderivat, des Machtkreislaufs wegen. Ich habe einen Ansatz, um das ganze so anschaulich darzustellen, dass niemand mehr auf den Mindfuck "Träger = Geld" hereinfallen wird, sondern mit jedem seiner Gedanken das Zentralmachtsystem klar vor Augen hat.

Kein Geld der Welt entsteht im Gegensatz zu einem das Geld beurkundenden

/

beziffernden Träger durch Produktion (nix Aktiva). Alles beurkundete /
bezifferte Geld der Welt entsteht einzig und allein durch einen Machtakt
der Zentralmacht, durch Abtretung der Zentralmacht (Geld = Passivum).


Hier steckst du inmitten einer eigenen Definition von "Geld", wobei
unterschiedlichste Perspektiven durcheinandergeworfen werden, was ja
BillHicks schon ausreichend herausgestellt hat. Die Verbindlichkeit von A
(Passivum) ist eben die Forderung von B (Aktivum) und die sog. "Abtretung
der Zentralmacht" würde ich etwas wissenschaftlicher als die Dialektik
privaten und öffentlichen Rechts auffassen.

Forderungen und Verbindlichkeiten geben niemals einen Aufschluss über das Potential des Gläubigers/Schuldners. Dir wird an dieser Stelle nicht bewusst, dass es bei Forderungen und Verbindlichkeiten lediglich um die Herkunftsfrage von Potentialen (Vergangenheit) und vertragliche Rückführung (Zukunft) geht, bewertet zum jeweiligen Stichtag. Die Rechtsordnung basiert insgesamt auf Zentralmacht. Du begrenzt die Machtzession auf die Rechtsordnung im Zentralmachtsystem. Wie aber Uwe Wesel schon richtig erkannte: Die Atomisierung (Schaffung des Indivduum als Rechtssubjekt) ist die Zündung des objektiven Rechts. Die Segmente wurden durch expansive Zentralmacht zerschlagen und das Individuum stand erst fortan als Rechtssubjekt, dem zentral Rechte vermittelt wurden, im Raum. Ein Rechtssubjekt kann nur dort entstehen, wo objektives Recht gesetzt (und finanziert/verteidigt) ist, wo Rechtsordnungen und Rechtsetzung durch Zentralmacht erfolgt. Das erklärt er in seinen Schriften, die ich hier auch schon verlinkt habe sehr ausführlich.

Die Behauptungen, dass der Zentralmacht ihr Potential überlassen wurde,
sie täuscht über die Tatsache hinweg, dass es in Wirklichkeit durch
gewaltsame Expansion, Einverleibung und Abgabepflicht (Intern Abgabe /
Extern Tribut) geraubt wurde. Rechtsräume, in denen das Wirtschaften durch
formelle Macht erst möglich wurde, sie basieren wie Uwe Wesel fein
säuberlich erklärt hat auf Zentralmacht, nicht auf den Handlungen der
dann in diese Rechtsräume gesperrten Individuen (der bekannte
Zirkelschluss).


Könnte man eventuell dennoch ein paar gewisse unorganisierte Umbrüche
berücksichtigen? Rein evolutionäre Annahmen, wie sie auch Zara dank Bott
zu treffen meint, erscheinen mir unzureichend in der Betrachtung einer
differenzierten Ausgestaltung absolutistischer oder selbstorganisierter
Machtausübung. Kommen bei euch dabei nicht einfach nur realitätsfremde
universalistische Ansätze durch?!

Werde gerne konkret.

die Ursprünge von Unterwerfung, Patriarchisierung, Staat,
Eigentumsentstehung, Rechtsetzung, liegen meinem Irrtumsstand (©
BillHicks) nach in schieren Existenznöten.


Das sehe ich auch so.


Not = Ohnmacht.


?

Gerade in Notzeiten kommt es zu verschärften Organisationshandlungen -
mit dem Ziel, die Not abzuwenden. Deswegen mussten sich ja jene Männer,
die aus den vorhandenen selbsterhaltenden Organisationsstrukturen
hinausgeworfen wurden, plötzlich reorganisieren: eine neue
Organisationsstruktur entstand, aus der Eigentum hervorging.

Rechtliche Herrschaft ging niemals aus sozialen Hilfsorganisationen der in Not geratenden Menschen hervor, sondern aus Zentralinstanzen (Fundament = Ohnmacht der Individuen), die aufgrund ihrer Simulationskraft soviel Potential (Macht) zentralisieren konnten, dass sie ihren Rechtsraum / die Rechtsordnung damit erst (vor)finanzieren und verteidigen konnten. Die Verbindlichkeiten (Anfänglich die Erwartungshaltung der Gefolgschaft, heute Staatsverschuldung), die die Zentralinstanz dabei gegenüber ihrer Gefolgschaft aufbaut, beantwortet die Frage der Herkunft dieses Potentials. Da ein Zentralmachtsystem immer auf einem Betrug basiert, bemerkt nur niemand den Raub des Potentials, der sich andauernd vollzieht. Uns wurde nach anfänglicher Vergewaltigung (Unterwerfung) ja schließlich genug Macht über die Rechtsordnung zediert, soviel, um sogar rot verträumt annehmen zu können, sie könne sich über das abtretende Zentralmachtsystem hinwegsetzen, ohne dabei gleichzeitig zu verschwinden bzw. sich gegen uns zu richten.

Mir leuchtet die Umwälzung der bestehenden, feudalistischen
Organisationsstruktur schon ein. Wozu sollten Feudalherren freiwillig
Eigentum begründen - inkl. aller damit verbundenen bürgerlichen Rechten?
Wie sollten sie überhaupt auf diese Idee kommen? Heinsohn weist doch
zurecht auf die ganzen historischen Beispiele hin.

Heinsohn klammert die Basis all dieser Handlungen tapfer aus. Er sitzt in seinen späten Jahren in Talkshows. Jeder so wie er meint.

http://www.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=238655

Ich denke, der Dissenz besteht darin, was du konkret als Zentralmacht
definierst, die bei dir auch dann, wenn hinweggefegt, weiterbesteht, sich
aber gleichzeitig neu organisiert. Ja, was nun?

Weil die Zentralmachtsysteme, einmal unter expansivem Druck entfacht, nicht von ihren vorübergehenden Machthaltermaskottchen (Trump etc.) abhängig sind, sondern von ihren debitistischen Fundamenten, der Frage, ob das Potential weiterhin ausreichend besichert werden kann und die einverleibte Masse ruhig bleibt. Andernfalls Fusion / Fission, die Versuche das Zentralmachtgebiet zwecks Finanzierungsfähigkeit zu erweitern (siehe EU) oder es umgekehrt zu verkleinern (Schlachtbank).

Zentralmachtsysteme sind eben keine Zentralallmachtsysteme, geben sich der Zeit als gerne wegradierte Grenze des Systems (E zu t = A zu t) irgendwann geschlagen.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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