Nennen wir die Dinge mal beim Namen

helmut-1, Siebenbürgen, Mittwoch, 11.01.2017, 18:48 (vor 2633 Tagen) @ Gaby6496 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 11.01.2017, 19:53

Will mal versuche, meinen üblichen Sarkasmus wegzulassen.

Wir haben dieses Jahr einen Winter, der seinen Namen verdient. Das merken wir auch hier in Rumänien. Wahr ist aber auch, dass die Leute hier schon vergessen haben, wie die Winter vor 50 und vor 100 Jahren hier waren. Damals gabs monatelang Winter, und die Leute mußten sich - auch in den Städten - durch meterhohen Schnee schaufeln. Temperaturen so bis - 30° waren keine Seltenheit.

Die letzten Jahre wars eben mäßig, - diese extremen Winter kamen nicht mehr. Nun hats wieder zugeschlagen. Die Leute jammern, - anstatt, dass sie froh darüber sind, dass derlei Winter mehr die Ausnahme bilden. Früher hat keiner gejammert, da war das alles normal.

Die Leute hier in Rumänien sind gewöhnt, mit wenig (oder ganz wenig) durchzukommen. Im Winter wird nur ein Zimmer geheizt, - in den anderen Zimmern friert man sich den A. ab. Geht anders nicht, - die Energiekosten sind viel zu hoch.

EON sorgt schon dafür, dass es allen gut geht, vor allem den Beschäftigten bei EON. Hab einen Auftrag, in einem Neubaugebiet mit ca. 25 Häusern dafür zu sorgen, dass die Leute einen Gasanschluß bekommen. Die letzte Initiative der Leute war negativ ausgegangen. EON sagte, - ja, wie liefern Gas, aber die Leitung sowie die Verlegearbeiten müßt ihr bezahlen. Werde jetzt beim Regionaldirektor (ein Deutscher) vorsprechen und versuchen, das in trockene Tücher zu bringen. Wenns wieder negativ ausgeht, dann wird man das im deutschen Net zu lesen bekommen. Vielleicht braucht EON wieder eine Negativ-Werbung.

Sagen wir mal so: Auch ich kann mit den Griechen mitfühlen, - wenn sie mit wenig auskommen müssen, wobei die Energiekosten mit Sicherheit einen kräftigen Teil verschlingen. Nur: ich kenne die Zeiten, wo es den Griechen bedeutend besser gegangen ist. Hab auch Transporte auf verschiedene Inseln organisiert, - mir haben die Fahrer erzählt, wie das Leben dort so ist.

Aber damals regierte - im Gegensatz zu RO - der Euro. Wenn nun die Träume geplatzt sind, dann hat die griechische Führung da ihre Schuld daran, - und alle Regierungen müssen es nun ausbaden. Wie es ausgebadet wird, - das dürfte klar sein: Auf dem Rücken des Volkes. Allerdings haben überwiegende Teile des Volkes damals mit der Finanzlüge ganz gut gelebt, jedenfalls besser als die Rumänen. Wenn man das nicht zugibt, dann lügt man sich selbst in die Tasche.

Die Leute auf den Dörfern, besonders in den entlegenen Gebieten, die hatten am Wenigsten von dem Kuchen. Das ist klar. Die jammern aber auch nicht, unter den derzeitigen Verhältnissen, die sind Enthaltsamkeit gewöhnt. Wer jammert, ist in erster Linie derjenige, der früher gedankenlos die Heizung aufgedreht hat, und der nun merkt, dass ihm das Geld dazu nicht mehr reicht. Wäre ja alles nicht so schlimm, wenn die Leute noch ein Einkommen hätten, womit sie das alles bezahlen könnten. Da krankts ja in erster Linie.

Klar sind nun viele davon betroffen, die für diese verfehlte Politik nicht verantwortlich sind. Ich erinnere mich an einen ältere Mann, einen Betriebswirtschaftler, der mir Anfang der 80er Jahre in Deutschland mal sagte: Das, was wir da haben, mit immer mehr BSP, mit immer höher und immer verrückter, - das kann nicht mehr lange gut gehen. Das ist alles zu übertrieben. Wir werden noch schlimme Zeiten erleben....

Ich hab mirs gemerkt, - aber damals habe ich es nicht geglaubt. Jeder, der in GR halbwegs mitgedacht hat, konnte das dort genauso voraussehen. Klar wirds auch dort niemand geglaubt haben.

Nun, - es wird durch die Kälte Opfer geben, Tote und Leute mit Erfrierungen. In GR, in RO, auch in den anderen Ländern Süd- und Osteuropas. Es ist traurig, aber nicht zu ändern. Wenn hier überhaupt was hilft, - dann ist es die Solidarität unter den Nachbarn. Das sehe ich hier in Rumänien. Wen meine Zigeuner, die für mich arbeiten, zu wenig Holz für den Winter gesammelt haben, dann helfe ich ihnen halt. Dann kriegen sie vom Lagerplatz wieder einen Anhänger mit Holz. Kann sie ja nicht erfrieren lassen.

So denken hier viele und helfen sich gegenseitig. Wenn dieses "Miteinander" auch in GR noch existiert, dann kann man auch den härtesten Winter überstehen.

Wenn man nun Lesbos ins Gespräch bringt,- dann tue ich mich schwer. Derjenige, der mit schlüssig und glaubhaft darlegt, wie man diejenigen, die wirklich keinen Ausweg mehr aus einer Kriegssituation wußten, als ihre Heimat zu verlassen, von denen unterscheidet, die hauptsächlich aufgrund der Einladung der Pfarrerstochter mit den fatalen Versprechungen ins gelobte Europa gekommen sind, dann kann ich mir überlegen, wie ich das Wort "Mitgefühl" formuliere. Aber erst dann.


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