Solche "Anmerkungen" beweisen nichts; schon gar nicht "dringlich".

Beo2, NRW Witten, Mittwoch, 04.01.2017, 19:45 (vor 2661 Tagen) @ dottore8417 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 04.01.2017, 19:54

Hallöchen @dottore!

Hi Beo2 und andere "soziale" Träumer,
zum einen funktioniert "Umverteilung durch Steuern" niemals, ...

.. wobei dieses "kann niemals funktionieren" natürlich noch zu beweisen wäre. Und das werden Sie, lieber @dottore, hier wohl nicht leisten wollen, oder? Alternativlos zu denken, war allerdings schon immer Ihre Stärke, unter anderen natürlich.

wie schon in den 60er Jahren Prof. Carl Föhl nachgewiesen hat, cf. sein "Föhlsches Paradoxon", wonach Unternehmen stets auf Kosten der Konsumenten reüssieren und letztere daher nie ihren Anteil am BSP (ihr Einkommen also) steigern können.

Das ist mir nun ebenfalls viel zu linear, schmalspurig, monokausal und alternativlos herausgedrückt (vgl. Zahnpasta).
Selbstverständlich werden Unternehmenssteuern in die Produktpreise eingerechnet und an die Käufer weitergegeben .. worauf sich wohl das "Föhlsche Paradoxon" beziehen soll:
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Fokus/Stichwort/Steuerparadoxon.html
http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/steuerüberwälzung/steuerüberwälzung.htm

Darin sehe ich überhaupt kein Problem und keinen Systemfehler. Steuerabgaben sind ggfs. einfach unvermeidliche Kosten/Ausgaben eines Unternehmens (vgl. Produktions-/Betriebskosten), die weitergegeben werden müssen, egal ob sie gewinn- und steuermindernd sind oder nicht. Sonst geht das Unternehmen pleite. ALLE Unternehmenskosten müssen letztlich von den Produktkäufern/Konsumenten bezahlt werden .. und das zu Recht. Denn sie sind die Nutznießer jedweder Wirtschaftstätigkeit. Der Staat kippt sie wieder unverzüglich "irgendwohin" in das System zurück. Und genau auf dieses "wohin" kommt es letztlich an .. sowie auf die Höhe der Steuerforderungen natürlich.

Zweitens, ich redete ganz und gar nicht von einer Besteuerung von Unternehmen, sondern schlimmstenfalls von einer Besteuerung von Privatentnahmen der Unternehmenseigner (Gesellschafter/Aktionäre, also auch der Dividenden) sowie von privaten Einkommen der Arbeitserbringer (auch Selbstständigen) .. oder noch viel viel besser: von regelmäßiger Besteuerung privater GeldVERMÖGEN (Liquidität + Geldforderungen), und eben nicht von gewerblichem Geld- bzw. Unternehmenskapital, und sogar auch nicht von sog. EINKOMMEN gemäß dem EkStG. Ich unterscheide da sehr sorgfältig zwischen monetärem Einkommen (Einnahmen) UND zum gegebenen Zeitpunkt vorhandenem privatem Geldvermögen.
Solange sich Geld (Liquidität) noch in der Unternehmenskasse/-konto befindet, nützt es sozusagen noch Niemandem und kann dort meinetwegen auch ewig ungestört liegen bleiben oder reinvestiert werden. Es kann durch Kreditaufnahmen des Staates und der Konsumenten prinzipiell ersetzt werden, wennauch nicht ohne Limit. Erst wenn es privat entnommen wird, sollte es besteuert und anteilig wieder dorthin geleitet werden, wo es volks-/gesamtwirtschaftlich nützlich sein kann, nämlich wieder "nach unten", zu den Konsumenten. Es kehrt ja auch wieder zu den Unternehmen und deren Eignern zurück.
Dies, d.h. die "Rückführung nach unten" kann natürlich auch jeder Unternehmer selbst leisten, etwa anstelle des Staates, indem er einfach sein Einkommen Monat für Monat (mit seiner Familie) verkonsumiert oder in sein kredit-/vorfinanziertes Häuschen investiert, anstatt Geldvermögen zu akkumulieren. Damit hätte das Geld nun ein Anderer, und damit zunächst auch die Steuerschuld. Dies sei nur so mal vordergründig angemerkt.

Ich gehe aber noch viel weiter: Ich halte es für äußerst sinnvoll, die Einkommensteuer schrittweise und schließlich vollständig durch regelmäßige (monatliche) Besteuerung privater Geldvermögen (Liquidität + Geldforderungen) zu ersetzen. "Einkommens"steuer halte ich aus diversen Gründen für unsinnig, zumal sie nur einmal anfällt, nämlich beim Eingang der Einnahmen, und kann relativ leicht hinterzogen werden. Nicht aber das Geldvermögen, denn dieses ist permanent vorhanden und kann auf Dauer nicht versteckt werden (was hart zu sanktionieren wäre) .. es sei denn unter der Matratze, was ziemlich lebensgefährlich sein dürfte. Selbst auf den Schweizer Konten kann es nicht (mehr) versteckt werden. Aus welchen Quellen es kommt, wäre mir aus rein steuertechnischen Gründen egal.

Zum anderen ist der Begriff "soziale" Marktwirtschaft ein Etikettenschwindel, da - so sagte es mir in langen Gesprächen am Kamin im Bonner Kanzler-Bungalow Prof. Ludwig Erhard (mit dem ich gut befreundet war) persönlich:
"Marktwirtschaft heißt nur 'sozial', weil ihre Ergebnisse auf freien Märkten eben immer 'sozial' sind."

So so, "Marktwirtschaft ist sozial, wenn oder weil sie FREI ist?" Diese sinnleere Floskel muss mensch sich richtig auf der geistigen Zunge zergehen lassen. Meinen Sie das ernst? Meine Gegenthese ist: Eine "freie Marktwirtschaft" kann es gar nicht geben .. denn jedwede Wirtschaftstätigkeit setzt einen Staat, wie auch immer geartet, und eine nicht zu knappe Gesetzgebung voraus.

Lieber @dottore, ich kann Ihnen versichern, dass ich sehr genau weiss, was ich unter dem durchaus sympathischen Begriff "Soziale Marktwirtschaft" verstehe .. in Abgrenzung zu einer "kapital'istischen".

Mit Gruß, Beo2

EDIT: Das heutige politische und Wirtschaftssystem, was ja eng zusammenhängt, ist zwar vollkommen abartig - hier ein weiterer kleiner Beleg:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/ex-vw-chef-martin-winterkorn-soll-310...

jedoch nicht alternativlos.


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